Singapurs moderne Skyline

Singapore Air – kostenloses Wi-Fi

Wer Mitglied des Vielflieger-Programms von Singapore Airlines (SIA) ist – genannt KrisFlyer –, erhält zusätzlich fünf  Prozent Rabatt auf den Flugpreis und 50 Prozent Rabatt auf seine Sitzplatzreservierung. Die Offerte gilt für die Reisezeiträume vom 6. bis 30. November 2023 – aber vor allem auch für viel spätere Reisetermine: nämlich vom 12. Februar bis 22. März 2024 sowie vom 8. bis 26. April 2024.

Kostenloses Wi-Fi auf Flügen ab 1. Juli

Ab 1. Juli kommt eine Neuerung an Bord für die KrisFlyer von SIA hinzu. Die Teilnehmer am Vielflieger-Programm können ab dann kostenlos im Internet surfen – ohne Zeitlimit und selbst auf 36.000 Fuß sprich rund 13.000 Meter Flughöhe und egal ob mit Sitz in Business Class oder Economy.

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Ab 1. 7. – kostenlos Surfen in allen Buchungsklassen für KrisFlyer

Auch interessant: Japan zum 1. Mal – soweit die Züge fahren

Damit bietet die Airline aus der asiatischen Metropole den bisher umfassendsten kostenlosen Wi-Fi-Zugang in der Luftfahrt-Branche. Die Mitgliedschaft bei Kris/Flyer ist kostenlos und kann vorab online oder sogar noch an Bord des Fluges beantragt werden.

Website und weitere wichtige Info:

Alle Details unter www.singaporeair.com. Die genannten Flugpreise gelten ab/bis Frankfurt und bei Buchung über singaporeair.com. Die Flugpreise ab/bis München können wegen unterschiedlicher Steuern und Gebühren zu Frankfurt abweichen. Änderungen vorbehalten, auch durch Währungsumrechnungs-Schwankungen.

Singapur ist nicht nur eine pulsierende Metropole und beschreibt sich selbst auch als „Stadt in der Natur“. Sie ist auch ein idealer Zwischenstopp auf dem langen Flug nach Australien – siehe SIA-Website zum Stop-Over in der Stadt, bevor es weiter geht. www.visitsingapore.com

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Flower-Power am Keukenhof – kurzer heftiger Rausch

Am 23. März, also heute, öffnet der Traditionsgarten in Holland seine Pforten – heuer bis 14. Mai 2023. In dieser Zeit entfaltet sich hier eine einzigartige Blütenpracht – die natürlich auch wieder vergeht. Daher diese recht kurzen Öffnungsdaten. Tulpen, auch ganz hohe, Narzissen, Krokusse und Hyazinthen – alles blüht nun auf in dezenten Farben, aber auch in Rot, Gelb oder Pink. Es sind Millionen an der Zahl.

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Der Rausch ist kurz und heftig – Tulpen fast aus Amsterdam Foto Luke Price

Der Keukenhof liegt im Ort Lisse mit knapp 25.000 Einwohnern – in Südholland zwischen Leiden und Haarlem. Die Geschichte des Keukenhof reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert. Damals zog Gräfin Jacoba von Bayern (1401-1436) – Tochter von Herzog Wilhelm II. von Straubing-Holland – auf dem Gelände Kräuter und Gemüse. Sie bewohnte das Schloss Teylingen. Später entstand am Garten auch ein Schloss namens Keukenhof – und der Garten drum herum wuchs und wuchs. Bis 1857 der berühmte Gartenarchitekt David Zocher und sein Sohn Louis Paul Zober Hand anlegten: Sie schufen einen Park im Englischen Landschaftsstil. Noch heute folgt der Keukenhof diesem Stil.

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Der Keukenhof öffnet seine Tore heuer ab 23.3. bis 14. Mai Foto Petr Kraktochvil

Der Ort Lisse hat sich seit dem 17. Jahrhundert sukzessive zur Region der Blumenzwiebel-Züchter entwickelt. Um 1900 siedelte sich die Reichsfachschule der Blumenzwiebel-Zucht an. Heute sind Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen Teil der Universität Wagenigen. Im Keukenhof präsentieren inzwischen 100 solcher Züchter ihren botanischen Katalog. 500 Blumenzüchter stellen zudem in 20 Blumenshows in sepziellen Pavillons Schnittblumen und Topfpflanzen in ihrer Vielfalt aus. 

Niederländisches Meer von Blüten

Die jetzt beginnende Frühjahrsausstellung hat ihre Anfänge 1949/1950. Damals schufen Blumenzwiebel-Züchter und Blumen-Exporteure erstmals dieses Schaufenster Niederländischer Blumenzucht, wie sich der Keukenhof auch nennt. So zeigten und zeigen sie das, was von ihnen gezüchtete Blumenzwiebeln in acht Wochen an farbenprächtigen Blüten hervorbringen – von sieben Millionen Blumenzwiebeln spricht der Keukenhof heute. Wahrlich ein Rausch.

Website und wichtige Info:

Der Keukenhof findet sich in Lisse/Südholland und hat in diesem Jahr vom 23. März bis 14. Mai täglich geöffnet – von 8.00 bis 19.30 Uhr. Was jeder sich klar machen sollte: Da Wachstum und Blüte von der oft genug launischen Natur abhängen, lässt sich keine beste Zeit für den Besuch des Keukenhof vorhersagen. Wieviel Zeit sollte man sich nehmen: drei Stunden, sagen die Experten. Der Ticket-Verkauf erfolgt online – mit genauem Zeitfenster an einem bestimmten Tag. www.keukenhof.nl.

Große Treppe Foto Paleis Het Loo

Paleis Het Loo – Alte Pracht im neuen Glanz

Nach vier Jahren Sanierung und Restaurierung hat das Palast-Museum ab sofort wieder geöffnet. Und ist ein noch spannenderer Zeitzeuge, wie die niederländische Königsfamilie van Oranje ihren Landsitz genoss – für mehr als 300 Jahre.

Die Adresse ist königlich: Paleis Het Loo, Paleispark 1, Apeldoorn. Der einstige Palast liegt 90 Kilometer östlich von Amsterdam, findet sich quasi in jedem Reiseführer. Ebenfalls aufgeführt ist die Veluwe, der Naturpark mit Wäldern und Dünen, in dem das Paleis Het Loo liegt. Die Stadt Apeldoorn aber taucht in manchen Reiseführern nicht mal im Register auf, siehe etwa der neueste englischsprachige Lonely Planet „The Netherlands“. What a pity. – Ebenso schade, dass auch die Info fehlt, dass der einst königliche Palast wieder geöffnet hat. Der Prachtbau ist seit 1984 Museum, war seit Januar 2018 geschlossen, wurde saniert und restauriert. Räumlichkeiten wurden sogar rekonstruiert, im Kellergewölbe Nutzflächen ergänzt – in toto 123 Mio. Euro investiert. Dabei wurde für die Besichtigung ein neues Konzept realisiert – „damit optimieren wir den Palast in seiner Funktion als Museum“, so George Sanders, der Kurator des Paleis Het Loo.

Landsitz der Royals seit 1692

Seit 15. April ist das Paleis der Königsfamilie Oranien wieder für jedermann offen und zeigt seine Historie als Landsitz im neuen Glanz – auf einer Zeitschiene von gut 300 Jahren. Von außen beeindruckt sein eher doch schnörkelloser Bau; seine Ziergärten aber sind Barock pur und ihr Blütenmeer einfach üppig gerade jetzt auch im Frühling. Sein Interieur: Opulenz aus Barock und Rokoko, Empire und Romantik. Der Palast mitten im Grünen war ab 1692 Freizeitdomizil derer van Oranje. Seinen Grundstein legten Willem III. van Oranje, einst Statthalter der Niederlande und späterer König von England, Schottland und Irland, und seine Gattin Mary II.. Willem hatte das Land für den Paleis Het Loo 1684 gekauft; ein Jahr später hatten die Bauarbeiten begonnen, 1692 waren sie beendet.

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Barocke Pracht und 300 Jahre Oranier-Historie Foto Paleis Het Loo

Das Gebäude steht seither für Pracht und Macht, obschon nicht der königliche Arbeitsplatz; der ist offiziell im Palast Noordeinde in Den Haag. Einzig Wilhelmina – Königin der Niederlande von 1890 bis 1948 und Urgroßmutter des heutigen Königs Willem-Alexander – lebte und arbeitete im Paleis Het Loo, starb hier im Herbst 1962 und war in der Kapelle im Palast aufgebahrt. Ihr Arbeitszimmer ist von eleganter Opulenz und ebenfalls aufpoliert. Wie fast alles im Haus.

Königin Wilheminas Malzimmer im neuen Glanz Foto Paleis Het
Königin Wilheminas Malzimmer im neuen Glanz Foto Paleis Het Loo

Schön aufpolierte Opulenz

Denn in der vier Jahre dauernden Generalüberholung wurden Böden, Decken und Wände saniert, jahrhundertealtes Mobiliar restauriert, das Gold an Säulen und Wänden wieder in früheren Glanz versetzt, wie im Speisezimmer zu bewundern an seinen dicken Säulen, genauso die schweren Lüster und Leuchten in den Arbeits- und Schlafzimmern. Antike Teppiche wurden überholt bzw. wieder an ihrem alten Platz ausgelegt.

Speisezimmer im Paleis Het Loo Foto Ulrike Wirtz.jpg
Güldene Pracht im Speisezimmer Foto Ulrike Wirtz

Manche hätten zuvor lange Zeit in speziellen Depots geschlummert, sagt Kurator Sanders: „Sie wurden gereinigt und restauriert. Dafür braucht es traditionelle Handwerkskunst, um zum Beispiel bei den antiken Teppichen die Originalfarben wieder hinzubekommen. Überall war spezielle Expertise nötig, ob bei den Möbeln, den Stuckarbeiten, den Böden oder den Wandmalereien.“

Oder die Fensterrahmen. „Wir haben sieben Farbschichten gefunden, dann das Original erarbeitet und wieder hergestellt“ (Sanders). Überdies wurden Bausünden neuerer Zeiten bereinigt, gerade auch durch die Beseitigung von Asbest, der zum Beispiel bei nachträglich eingezogenen Zwischenwänden und –decken verwendet worden war.

Lustbarkeiten mitten im Grünen

Zurück zu den schönen Dingen im Palast. Beim Gang durch die Räume fällt kostbares Porzellan ins Auge – vorzugsweise auch aus Asien. Gemälde schmücken die Wände einzelner Räume und Flure und einer langen Galerie. Kurator Sanders: „Hier hängen nun auch Gemälde, die wir extra hierher geholt haben, weil sie aus den Zeiten von Paleis Het Loo stammen.“

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Gemäldegalerie – und mehr alte Meister Foto Paleis Het Loo

An den Wänden eines Treppenhauses fallen die vielen Jagdtrophäen von kleinen bis großen Hirschgeweihen auf: die Ausbeute königlicher Jagden in den Wäldern der Veluwe gleich vor der Haustür. Zu den Jägern und Trophäensammlern gehörten dereinst König Wilhelm III., der Vater von Königin Wilhelmina, ebenso ihr Gatte Heinrich zu Mecklenburg, genannt Prinz Henrik der Niederlande und einer der diversen deutschen Prinzgemahle im Königshaus Oranje.

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Jagdzimmer von Prinz Henrik – offensichtlich viel Zeit zum Jagen Foto Ulrike Wirtz

Von besagtem Henrik ist ein Jagdzimmer zu sehen, dessen Wände mit Geweihen sozusagen gepflastert sind. Jagen war sichtlich eine seiner Passionen, das Revier vor der Tür ideal dafür – damals wie heute.

Spannender Fokus auf zwei wichtige Epochen

Gewissen Freizeit-Lustbarkeiten gehen die Royals immer noch in Apeldoorn nach – weilen dann aber seit den 1970er Jahren nicht mehr im Paleis Het Loo, sondern nebenan im mittelalterlichen Kasteel Het Oude Loo: erstmals erwähnt 1439 und im Besitz der Oranier seit 1684, als Willem III. das Gelände samt Kasteel erwarb und in Nachbarschaft zum Kasteel seinen Paleis Het Loo errichten ließ. „Wenn die Royals heute hierher kommen – wann sie kommen, wie lange sie kommen -, ist das rein privat“, so Sanders. Öffentlich wurde via Medien am 21. März jedoch folgendes: König Willem-Alexander ließ verkünden, dass er das Kasteel Het Oude Loo vorerst als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine bereitstellt.

Und wieder zurück zum Palast-Museum. Neu ist auch die Art und Weise, es zu erkunden. Dafür haben die Verantwortlichen das Paleis Het Loo entlang zweier Epochen königlicher Nutzung rekonstruiert, also baulich angepasst und entsprechend zwei Routen durchs Haus erstellt, unter denen Besucher wählen können. Beide Routen sind durch fortlaufende Nummerierung der Räumlichkeiten und Markierungen auf dem Boden übersichtlich gestaltet.

Routen Ost und West

Da ist zum einen die Route Ost: die Epoche Willem III., sprich 17. Jahrhundert. Zum anderen die Route West: die Epoche Wilhelmina sprich 19./20. Jahrhundert. Rekonstruktion bzw. bauliche Anpassungen bedeutet angesichts der zwei Routen laut Sanders konkret: „Wir haben das frühere Apartmentsystem innerhalb des Palastes wieder hergestellt.“ Das heißt: Die Apartments bestehen aus Schlafzimmer und Ankleidezimmer, Bad, zudem Salons auch zum Antichambrieren quasi für jedermann. „Und zusätzlich gab es kleine Kabinette, in die nur engste Freunde kamen.“

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Wie man sich bettet – Schlafzimmer einer Königin im Paleis Het Loo Foto Ulrike Wirtz

Königliches Wachstum

So gehen Besucher von Raum zu Raum der jeweiligen Route und bekommen per Audio die Informationen übers königliche Leben vor Ort. So geht es auch zum Kinderzimmer der späteren Königin Juliana, die Großmutter des heutigen Königs. Etwas verblasst, aber nicht sichtbar: die Striche und Zahlen in kleiner Schrift am Türrahmen – auch Königs halten so sichtlich das Wachstum ihrer Kids fest. Gegen Ende der Route West sticht ein Raum hervor, da völlig befreit von barocker Opulenz und stattdessen dezent-elegant möbliert im typischen Stil der 1950/1960er Jahre. Golddekor fehlt völlig, stattdessen Wandmalereien mit viel Natur und einige wenige Jagdtrophäen an der Wand.

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Schlichte Eleganz für Prinzgemahl Bernhard Foto Ulrike Wirtz

Ins Auge fällt auch ein Telefon mit Drehscheibe, ältere Jahrgänge erkennen den Vorgänger von Tastentelefonen und Handys. Das ist das Zimmer von Prinz Bernhard, dem Prinz-Gemahl von Königin Juliana und Opa des heutigen Königs. Bernhard ließ es so einrichten, nutzte es als sein Büro und traf sich hier auch mit Freunden. Kurator Sanders: „Auch er stammte aus Deutschland.“

2032 Offizielles Opening

Und wann kommt die offizielle Eröffnung? „2023 – wenn alles fertig ist“, so Sanders und verweist nach draußen, wo Hauptzufahrt und Hauptzugang zum Palast wieder hübsch hergerichtet sind, nachdem von Bauarbeiten und Baufahrzeugen malträtiert. „Und drinnen tut sich noch einiges in den Kellergewölben“ – und ist noch Teil des 123 Mio. Euro teuren Investment.

Paleis Het Loo Foto Paleis Het Loo Rob Voss Fotografie
Paleis Het Loo in ganzer Pracht – royaler Landsitz ab 1692 Foto Rob Voss

Hier entstehen nämlich noch 5.000 Quadratmeter Nutzfläche – unter anderem für die Ausstellung von Objekten, die sich bei Tiefbauarbeiten und Ausgrabungen rund um Paleis Het Loo und Kasteel Het Oude Loo gefunden haben. Ein Jugendpaleis mit Interaktivtäten ist noch in Arbeit. Und wenn nächstes Jahr alles fertig ist, wer weiß, vielleicht gibt sich dann König Willem-Alexander die Ehre – vielleicht sogar ganz offiziell. 

Websites und weitere Info:

Das Paleis Het Loo präsentiert sich seit 15. April – nach vierjähriger Restaurierung und Sanierung – generalüberholt. Und der Palast lässt sich besser erkunden – per Besichtigung als Audiotour auf den zwei Routen Ost bzw. West. Sie sind geeignet ab zwölf Jahren und zu hören über moderne Technik oder Gratis-App auf dem eigenen Handy. Zudem gibt es eine speziell für Kinder ab sieben Jahre aufgelegte Route West.

Die barocken Gärten und die Nebengebäude, sprich Café etc. waren während der Arbeiten im Palast geöffnet. Beides, also Gemäuer und Gärten, sind nun wieder offen: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Tickets für die jeweilige Route vorab im Internet zu buchen.

Entfernung im Auto zum Paleis Het Loo und Apeldoorn: etwa ab Düsseldorf rd. 160 Kilometer; ab Hamburg 380; ab Stuttgart 550. https://paleishetloo.nl/de; www.holland.com/de

Der Ausflug zum Palais Het Loo lässt sich gut kombinieren, etwa mit einem Spaziergang durch den Naturpark der Veluwe und einem Bummel durch das idyllische Apeldoorn mit Altstadt und schönen Parks. www.uitinapeldoorn.nl; www.vvvapeldoorn.nl.

Tipp zum Übernachten in Apeldoorn: das Boutique-Hotel Zenzez Hotel & Lounge im Jugendstilgebäude nahe Oranjepark – ruhig gelegen und doch zentral; Gastgeberin Petra Bangma macht ein 1a-Frühstück www.zenzezhotelandlounge.nl.

Corelstahl-Skulptur von Ruud v.d.Wint

De Nollen: Wie eine Stahlfeder vom Himmel fiel

Von Ulrike Wirtz

De Nollen ist keine Gemeinde, kein Campingplatz, sondern ein Garten Eden der Kreativität. Der Künstler hat Objekte und Landschaft als ein Ganzes gestaltet: Ruud van de Wint. Seine Monumental-Kunst Open Air versteckt sich im hohen Norden Hollands direkt bei Den Helder.

Ein niederländischer Nol kann Diverses sein: eine Knolle bzw. Haufen bzw. Hügel. Beim „De Nollen“ bei Den Helder ist das tiefgestapelt. Denn es ist ein Projekt mit monumentaler Kunst – vereint mit vom Künstler wie natürlich gestalteter Landschaft. „Das Ganze ist ein Gesamtkunstwerk“, schwärmt Rob Siesling, als er mit mir zur Führung durch den De Nollen startet.

Keine Knolle, sondern Monumental-Kunst

Der Garten Eden der Kunst nimmt ein 14 Hektar großes Naturareal ein; Rob Siesling ist einer der Guides, die bei Führungen das Besondere nahebringen. „Daher gibt es nur geführte Touren“, so der Guide, der sich als Natur- und Kunstfreund vorstellt. Das Projekt De Nollen scheint sich fast zu verstecken hier unweit der Küste.

De Nollen - Monumentalkunst Open Air

Noch dazu kommt erst ein opulentes Tor aus Cortenstahl im typisch-rostigen Look am Ende eines Pfads durchs Grüne. Das aufwändige Tor signalisiert aber auch: Hier warten größere Schätze. Nämlich meterhohe, abstrakte Skulpturen, die meisten aus besagtem Cortenstahl, einige aus Kupfer – allesamt gut 20 und namenlos, aber nummeriert. Und sonst nur schöne typisch nordholländische Landschaft – auf den ersten Blick wie von der Natur geformt als Dünenland: hier Gras, dort Gebüsch, hier Dünensand, dort Teiche und Bächlein. Doch Kunst und Land hat Reindert Wepko van de Wint – kurz Ruud v. d. Wint (1942-2006) – entworfen und gemacht bzw. bearbeitet und bepflanzt.

Königliche Bewunderin

Auf dass beide zur selbstverständlichen Einheit zusammenfinden; so sein Traum, so nachzulesen auf der Website „Project De Nollen“. Ruud v. d. Wint war Absolvent der Rijks-Akademie für bildende Künste in Amsterdam, war Maler, Bildhauer, Zeichner und Autodidakt als Schweißer und Landschaftsarchitekt. Guide Rob Siesling: „Beim Bau der Skulpturen griff er selbst zum Schweißgerät und fuhr zum Aufbau selbst den Kran. Aber für manches hatte er Helfer.“

Skulptur aus Bronze

Aber wieso so versteckt? „Als Ruud v. d. Wint das Areal 1980 erwarb, war das auch eine Art Rückzug, um seinen Traum zu realisieren.“ Da genoss der Künstler schon internationalen Ruf, war bekannt durch Wandgemälde in der Zweiten Kammer der niederländischen Regierung, hatte ausgestellt auf der Documenta in Kassel, in der Kunsthalle Basel etc. In seiner Heimat waren Werke von ihm im Stedelijk Museum in Amsterdam zu sehen oder im Kröller Müller Museum in Otterlo. Guide Rob Siesling: „Die frühere Königin Beatrix schmückte ihren Arbeitsplatz im Paleis Noordeinde mit seiner Kunst und besuchte ihn sogar im De Nollen.“

Kunst auch der Illusion

Mein Art Walk open Air dauert gut zwei Stunden und beginnt mit Vogel-Gezwitscher und quakenden Fröschen. Und dann kommen drei schmale, runde Säulen mit spitzen Enden in den Blick, ragen zehn Meter aus dem Rasen empor – die Nr. 0185.

Säulen-Skulptur Nr. 0185

Von nahem wird sichtbar, dass das Trio mit Kupferdraht so gleichmäßig umwickelt ist, als wäre der sperrige Draht eine filigrane, flexible Kordel. Was für eine Idee, was für eine Arbeit. Rob Siesling geht zu einem von Gebüsch versteckten Teich: „Stell‘ Dich mal hierher.“ Gesagt, getan. „Siehst Du, wie das Wasser die drei Säulen spiegelt.“

Sechs Säulen sind es nun – als eine von Standort und Sonnenstand abhängige Illusion. Bis sich auf einmal das Wasser nach einer Böe kräuselt, dabei seine drei Säulen verzerrt. Der Wind hat dieses andere Bild gemalt. Rob Siesling: „Das ist Absicht.“ Wie alles hier.

Blickachsen des Maestro

So setzte Ruud v. d. Wint Wasser und Wind interaktiv-gestalterisch ein, ebenso den Wechsel von Licht und Schatten. Dieses Zusammenspiel der Elemente plante er akribisch auf Papier. Und plante ebenso – ganz Landschaftsarchitekt – Blickachsen. Daher fällt automatisch weiter hinten ein grün bewachsener Hügel ins Auge, auf seiner Kuppe eine Art meterhohe Haube aus Cortenstahl. „Mit den optischen Verbindungen setzte er Kunst und Landschaft optimal in Szene“ (Rob Siesling) – und verhilft dem Betrachter zu 1a-Genuss.

Cortensahl-Haube auf altem Bunker

So auch bei dem mehr als mannshohen Cortenstahl-Gebilde Nr. 0195. Es erinnert an eine ausgerollte Apfelschale und lässt sich von Hand unerwartet leicht in Schwingung versetzen; so macht der Guide es vor, ich es nach. Andererseits stellte der Künstler das Werk so auf, dass es – siehe oben – gerade auch der Wind bewegt. Der weht an diesem Sommermorgen leicht, genauso leicht schwingt das Werk und beschert meditative Augenblicke.

Skulptur Nr. 0195

Die Hügel übrigens sind nicht natürlich entstanden. Sie kaschieren die 24 Bunker aus der einstigen militärischen Nutzung des Areals. Der Künstler bepflanzte auch diese Relikte mit Rasen und Büschen, machte sie unsichtbar und setzte on top mal eine Skulptur, mal nichts. Vereinzelte Bunker schmückte er innen mit seiner Kunst: mal mit orange-roter Wandmalerei, mal mit Wänden ganz in Blau.

Alter Bunker mit kunstvollem Innern

Letzteres Werk ist neun Meter hoch und lässt das Blau oben in Weiß enden, als wäre dort ein bewölkter Himmel. „Das sorgt für ein Gefühl, dem Himmel echt nah zu sein.“ So erklärt Ralph Keuning, Direktor des Museums de Fundatie in Zwolle, die Wirkung des blauen Raums auf ihn bei seinem jüngsten Besuch vor Ort und festgehalten von Avrotros-TV.

Labor der Kunst

Das Blau erinnert an das berühmte International Blue des Malers Yves Klein, ist aber wie alles im De Nollen von Ruud v. d. Wint. Das unterscheidet seinen Garten der Kunst von anderen im Land, denn die versammeln oft Skulpturen verschiedener Künstler. Und nur beim De Nollen hat der Künstler selbst die Landschaft designt und angelegt von eigener Hand.

Cortenstahl im typisch rostigen Look

Kunsthistoriker Ralph Keuning nennt das ganze sogar „ein Labor für die Kunst. Und was für ein Erlebnis, hier durchzulaufen“.

Meine Tour rundet zum Ende Oeuvre Nr. 0198 ab: zehn Meter hoch und 14 Meter lang und einst für das Kröller-Müller Museum gedacht.Von weitem erinnert es an eine schwebende Feder. Der Maestro schuf es kunstvoll aus Cortenstahl – mit 25.000 Tonnen Gewicht. Rob Siesling: „Wir nennen es Harmonica. Es lässt sich wie eine leichte Feder bewegen.“ Wirklich? Und wieder gesagt und getan: Gemächlich fangen 25.000 Tonnen an, sich zu drehen – langsam und geräuschlos wie eine Feder, die vom Himmel schwebt.

Skulptur Nr. 0198

Wichtig zu wissen und Websites – auch weiterer Art Walks open Air in Holland

Ruud v. d. Wint kaufte das Areal 1980 für einen symbolischen Gulden und investierte Hundertausende Gulden bzw. Euro. An seinem Gesamtkunstwerk De Nollen arbeitete er bis zu seinem Tod 2006, seither halten es seine Söhne Gijs und Ruud hoch (https://projectdenollen.nl).

Weitere Kunst-Parks unter freiem Himmel: etwa Kröller-Müller Museum https://krollermuller.nl; Skulpturenpark am Kasteel het Niejenhuis www.museumdefundatie.nl/de/skulpturengarten; Land Art www.visitflevoland.nl

Windmühle Kijkduin

Nordholland: Alte Kraftprotze mit nachhaltigem Charme

Von Ulrike Wirtz

Die Provinz Nordholland verdankt ihren historischen Windmühlen malerische Impressionen und vieles mehr. Denn ohne die Windmolen gäbe es die Felder, Wälder, Wiesen und anderes mehr im Nordwesten nicht. Noch tut manche ihre Arbeit wie vor Jahrhunderten oder fängt damit bald wieder an. Ein nachhaltiges Trio im Nordwesten Hollands nicht weit vom Meer.

Twuyvermolen bei Sint Pacras

Seit 1663 steht sie hier – die Twuyvermolen: hüben Dörfchen mit Kirchturm, direkt vor der Tür ein Kanälchen, drum herum Grün. So vereint sich die Windmühle mit dem platten Land zur urholländischen Idylle. Die Mühle liegt beim Dörfchen Sint Pancras.

Wie sich von nahem zeigt: Ihre Flügel reichen bis zur Erde, ihr Turm ist achteckig, das Dach, Kappe genannt, ist aus Riet. 15 Meter sei es hoch, sagt Rob Basten. „Für die Größe einer Mühle ist aber die Spannweite zweier Flügel entscheidend. Die ist bei der Twuyvermolen 26,3 Meter.“ Rob und seiner Gattin Suzanne gehört die Windmühle seit 2014. Seit 2016 – nach Restauration mit Denkmalschutzvorgaben – wohnen sie drin. Seit 2017 ist Rob auch der Müller – „mit Prüfung durch die Gilde der Müller und Müllerinnen. Unseren Mühlentyp nennen Kenner Erdholländer als Grundsegler“. Nun ist seine Molen in Absprache mit dem Denkmalschutz auch wohlich nach heutigem Komfort. Die technik der Mühle aber blieb die gleiche.

Die Twuyvermolen schöpfte seit 1663 mit Windkraft Wasser aus dem Boden, hob es ins Kanälchen zum Abtransport. Unzählige sogenannter Poldermolen waren seit 1600 im Einsatz und legten im Zusammenspiel unzähliger Kanälchen und Deiche viel Grund und Boden in Noord-Holland trocken. Ingenieur und Pionier Jan A. Leeghwater machte es möglich. Das abgeschöpfte Wasser floss am Ende in die Nordsee im Westen und die Zuiderzee, heute das Ijsselmeer, im Osten.

Twuyvermolen bei Sint Pacras

Poldermühle zur Landgewinnung

So entstand der fruchtbare Polder – auf das hier Ackerbau und Viehzucht, Dörfer und Städtchen prosperierten. Als ab 1880 neue Maschinen den Job des Windes übernahmen, gingen viele Poldermühlen außer Betrieb. Rob: „1924 auch die Twuyvermolen. Aber bald nimmt sie als nachhaltige Energiequelle unserer Zeit ihre Funktion wieder auf. Ich habe kürzlich die Genehmigung erhalten.“

Die Provinz Noord-Holland zählt noch 160 alte Windmolen – so auch die Groenvelder Molen, die seit 1529 Wasser pumpt und damit die älteste Poldermühle Nordhollands ist.

Groenvelder Molen von 1529 - Nordhollands älteste Poldermühle

„Viele haben mehrere hundert Jahre auf dem Buckel und sind als Kulturerbe geschützt“, so Peter Tange, der Vorsitzende der Vereinigung Noord-Hollandse Molenfederatie. Deren Aufgabe, so der pensionierte Direktor einer Technikschule: „Wir sorgen für den Erhalt der alten Windmühlen. Wir beraten bei der Restaurierung und helfen beim Verkauf. Bei Generationswechseln der Müller und Müllerinnen suchen wir Fachkräfte für diese Arbeit und managen die Schulungen, damit die Mühlen fachgerecht laufen.“

Kinetische Energie bringt Kraft

Seit Jahrhunderten nutzt der Mensch Wind und seine kinetische Energie für alle möglichen Kraftakte. Auch in Noord-Holland war sie vielfältig im Einsatz, die Mühlen je nach Job speziell ausgelegt. Experte Tange: „Die einen mahlten Getreide oder Senfkörner und hatten Mahlsteine, die der Wind antrieb. Die anderen pressten Öl oder Fasern, aus denen Papier entsteht. Der Wind bewegte die Pressen. Und so weiter.“ Bis auch hier neue Techniken die Windkraft ablösten.

Kornmühle seit 1772

Doch manche alten Kraftprotzen schaffen nach wie vor wie anno dazumal. Und ihre Besatzungen lassen einen dabei an bestimmten Tagen und gegen geringes Entgelt zusehen. Drei solcher Mühlen liegen im Westen fast nebeneinander. Die eine ist die Korenmolen Kijkduin.

Molen Kijkduin

Sie steht seit 1772 im Nordsee-Ort Schoorl am Molenweg zwischen Bäumen. „Ihr Vorgänger datierte von 1570 und brannte ab – wie so viele Mühlen“, sagt Fred Prins, einer der drei Müller der Kijkduin und seit 1998 an Bord. „Das Mauerwerk ist original von 1772, ebenso die verbauten Hölzer. Die Mühlsteine zum Mahlen sind 130 Jahre alt.“

Der Mühlenladen bietet Roggenmehl, Vollkornmehl etc. feil – alles selbst produziert. Zum Job von Müller Fred gehört es, stetig die Mahlsteine zu säubern und zu schärfen.

Mühlsteine der Molen Kijkduin

Und er muss als Getreide-Müller wissen, wie die Windkraft und ihre Übersetzung zum Mahlen zusammengehen. „Dafür braucht es Windstärke vier bis sieben Beaufort.“ Darüber sei Schluss – „sonst drehen die Steine zu schnell, die Mehlqualität leidet“.

Beaufort ist die für Wind übliche Maßeinheit: Ab vier bis sieben weht eine Brise mäßig bis steif. Ab acht wird‘s stürmisch, bis bei zwölf ein Orkan tobt. Und weht es zum Mahlen zu wenig bzw. zu viel? „Trotzdem lassen wir die Flügel drehen, das sieht so romantisch aus.“

Anders als Windturbinen

Oberste Regel: „Dreht sich was, muss ein Müller da sein. Unsere alten Windmühlen sind ja keine Windturbinen“. Und meint damit ihre High-Tech-Nachfolger. Die gut 100 Meter hohen Kolosse aus Stahl nutzen Nordhollands Winde on- und offshore und erzeugen damit grünen Strom. Ob sie es aber wie ihre charmanten Vorgänger auf wertvolle Gemälde schaffen wie die Windmolen von Claude Monet, Jan Brueghel d. Ä. und Rembrandt van Rijn?

Seit rund 1776 sägt De Eenhoorn bei Haarlem am Ufer des Spaarne Holz. Außen ist sie schwarz, innen zweckmäßig  fürs Zerteilen von Baumstämmen. Zum Team gehört Joyce Beneker, im Hauptberuf Pharmazeutin. Als Müllerin ist sie eine Freiwillige und ebenso von der Gilde zertifiziert. „Mühlen sind mein Kindheitstraum. Es ist toll, wenn sich die Flügel drehen. Aber wenn die Säge arbeitet – das ist phantastisch.“ Gesägt werden zum Beispiel Eichen und Ulmen. Joyce: „Die Stämme dürfen drei bis fünf Meter lang sein und 50 bis 80 Zentimeter dick. Wir sägen für Privatleute und Firmen, zum Beispiel Möbelbauer.“ Gegen Bezahlung an den Eigentümer der Mühle, die Gemeinde Haarlem.

Eenhoorn Molen von 1776 - am Fluss Spaarne

Müllerin Joyce: „Das Geld fließt in den Erhalt der Mühle. Ihr Unterhalt ist teuer. Und eine Sanierung kostet schnell zig tausend Euro.“ Zu Joyce‘ Arbeit gehört immer auch das Segelsetzen: „Fürs Sägen braucht es die Power der Segel.“ Dafür klettert sie je Flügel, also vier Mal, 13 Meter hinauf und setzt jeweils ein zehn Meter langes Tuch. Alles ist harte Arbeit. Genauso der Transport der Stämme quasi bis unters Messer. Die Säge muss eingestellt, die Sägeblätter müssen geschliffen werden. „Und alles erfordert Sorgfalt und Vorsicht. Denn wir arbeiten mit scharfem Gerät und schwerem Holz.“

Nachhaltige Energiebilanz

Die Twuyvermolen soll bis 2022 wieder ans Kanalnetz des staatlichen Wassermanagements zur Trockenhaltung des Polders gehen, hofft Eigner und Müller Rob. „Dafür braucht unser Kanal wieder den Zufluss ans Kanalnetz der Polder. Der wurde nach Außerbetriebsstellung verschlossen.“ Kosten der Öffnung:  „420 000 Euro. Das ganze wird als nachhaltiges Projekt gefördert. Die Förderung habe ich beantragt.“ Als reaktivierte Poldermühle wird sie dann eine der CO2-lastigen Motorpumpen ablösen – zugunsten der Energiebilanz des ganzen Landes.

Wichtige Websites und Fluisterende Molens

+ zu den Windmühlen oben: www.twuyvermolen.nl; http://molen-kijkduin.nl; http://smzk.nl/m.eenhoorn.html

+ zur Noord-Hollandse Molenfederatie: https://molensnh.nl

+ zum Mühlenmuseum in Nord-Holland: www.zaanschemolen.nl

+ zu den Fluisterende Molens in Noord-Holland: www.odeaanhetlandschap-nh.nl

Fort Pampus - neuer Glockenturm

Holland: Historische Forts im Hier und Jetzt

Etwas Abenteuer in Holland gefällig. Denn bis vor knapp 100 Jahren dienten zig Forts zur Verteidigung des Landes. Inzwischen aber sind sie Museen, Outdoor-Idyll oder Hotel oder irgendwie beides.

Fort Pampus Holland - neuer Glockenturm
Fort Pampus – neuer Glockenturm

Ab sofort steht auf der Insel Pampus wieder ein Glockenturm – am Ort seines Vorgängers. Den hatten 1895 Soldaten des Forts, das auf dem Eiland liegt, errichtet. Der alte war zwölf Meter hoch, der neue misst rund vier Meter.

Fort Pampus: Direktor Nouhuys
Abenteuer gefällig, fragt Fort Pampus-Direktor Nouhuys

Das Fort heißt Pampus wie die Insel und die Untiefe Pampus hier im IJ-Meer vor dem Hafenörtchen Muiden. Genau auf der Untiefe hatten die Soldaten Insel und Fort um 1890 angelegt und nicht nur mit zwei Kanonen von Krupp bestückt. „Die Glocke warnte bei Nebel, nun ist sie symbolisch“, so Tom van Nouhuys, der Direktor der Stichting Fort-Eiland Pampus und als solcher auch ihr „General“ – im Sinne von Manager. Denn Pampus ist seit 1933 außer Dienst gestellt, die Stiftung seit rund 40 Jahren Eigentümerin von Fort und Insel.

Heuer bewirtschaften die Stiftung und Team das Ganze als Museum und Naturidyll samt Café und Restaurant – ab sofort mit Möglichkeiten für zahlende Gäste zu nächtigen. In Zelten mit Blick aufs IJ-Meer. Und sogar im neuen Häuschen, auf dem der Turm für die Glcoke steht. Tom hat die Haustür geöffnet – und siehe da: ein gemütliches Zimmer mit Doppelbett in Naturholz, mit Holzdielen, Tisch und Sessel. Mehr Platz ist nicht, das Haus ist derart mini. „Lekker, oder?“ so Tom eher feststellend als fragend; ergänzt lachend: „Unsere Luxussuite.“

Fort Pampus - neue zelte
Abenteuerlich zelten auf Fort Pampus

So in den neuen Zelten am Ufer. „Ich habe hier schon mit meinen zwei kleinen Söhnen gezeltet. Die fanden das nachts einsam und dunkel.“

Etwas Abenteuer darf also noch sein auf der Insel mit Fort, inzwischen eben anders. So etwa auch beim Bird-Watching mit Vogelkundler Dick. Er und seine Kollegen wachen über Pampus, denn das Fort-Eiland ist inzwischen ein wahres Vogelparadies. Die Schar wird behutsam in speziellen Vogelkächern gefangen, gezählt, beringt und wieder in die Freiheit entlassen. So bringt zum Beispiel Dick auch regionalen Schulklassen und Besuchern auch aus der Ferne die vielen neuen Bewohner des Eiland-Forts näher, zeigt ihnen den einen oder anderen sogar vorsichtig.

Fort Pampus im IJ-Meer - Vogelkundler
Da nun Paradies für Vögel, patroullieren nun Vogelkundler wie Dick

Einst Verteidigungslinie nun Unesco Welterbe

Umgewidmet wurden zig Forts, von denen Holland mal über 100 hatte. Sie gingen a.D. und sind nun, soweit erhalten, in neuer öffentlicher Mission aktiv, ob als Museum oder gar Hotel. Einst bildeten die Forts mit Deichen, Schleusen etc. die Festungsgürtel Stelling van Amsterdam sowie Nieuwe Hollandse Waterlinie; letztere reichte von Pampus bis in die südliche Provinz Brabant. Strategie damals: Gebiete bei Gefahr zu fluten – mit so viel Wasser, dass es für den Feind zu Fuß zu tief war, aber für Boote zu flach. Als 1920/30 das Flugzeug kam, waren die alten Strategien überholt, die Forts auch. Sie wurden privatisiert, kamen unter Denkmalschutz und sind sogar Unesco-Welterbe: die Stelling Amsterdam seit 1996, die Nieuwe Hollandse Waterlinie seit diesem Sommer 2021.

Festungsring Stelling van Amsterdam
Alter Festungungsring – die Stelling van Amsterdam mit Zig Forts

Als Hotel dient zum Beispiel das frühere Fort aan de Nekkerweg in Zuidoostbeemster eine halbe Autostunde nördlich von Muiden. Es entstand 1913 und ist 2012 auferstanden als Fort Ressort Beemster – unter Denkmal-Auflagen.

Fort Resort Beemster - früher Fort aan de Nekkerweg
Fort Resort Beemster – nun Boutique-Hotel und sehr fein

Das Viersternehaus hat innen 17 Gästezimmer, ein Spa mit allem Pipapo und ein feines Restaurant.

Fort Ressort Beemster
Essen, Trinken und Wohnen im Fort Ressort Beemster

Aber draußen geht der Blick von der Hotelterrasse nicht auf die schönen Polder, sondern die alte Schutzmauer, die eine schicke Bar kaschiert. Und das Gras auf dem Flachdach tarnt nun eher Saunen oder Cocktail-Sause. Zu den Gästezimmern führt ein schmaler Flur mit schweren Türen. Dahinter die Zimmer – anfangs für die Soldaten, später für Kriegsgefangene, dann für politische Delinquenten. Da stellen sich bei allem elegant-komfortablen Interieur Bilder und Gedanken ein zu dem, was einst war.

Fort Bakkerskil – errichtet anno 1880 in Brabant – ist ein Bed & Breakfast; seine Inn-Keeper Marco und Hanny. Der fast südlichste Posten der Nieuwe Waterlinie liegt schön ländlich bei Nieuwendijk; hin führen enge Sträßchen ohne Licht, die bei Nacht noch enger erscheinen.

Die letzten Meter geht’s zu Fuß über einen Steg – erst auf eine Terrasse. „Fuchs und Hase sagen sich hier gute Nacht“, begrüßt mich Hanny. Auf einem Tisch liegt ein Buch mit alten Fotos, auf denen Militär am Steg patrouilliert. Nun reiht sich hier Hobbygerät auf: Kajaks, um auf den Kanälchen zu cruisen; Fietsen für eine Tour etwa zum Biesbosch-Museum. Zu Fuß geht’s durch Wiesen und Weiden und auf alten Spuren der Militärs zur Papsluis, die einst half, das Land zu fluten.

Fort Giessen
Fort Giessen bietet viel Outdoor-Abenteuer

Fort Giessen stammt ebenso von rund 1880, ist nahe Bakkerskil im Ort Giessen und dient nun dank seiner zwölf Hektar Grünfläche auch als Naturkunde-Hotspot.

Fort Giessen Fortwächter Hans
Floss fahren in Fort Giessen mit Fort-Wächter Hans

Fort-Wächter Hans van Tilborg: „Wir haben viele Schulklassen und Familien. Auf unseren Feldsafaris erklären wir das Fort und seine Historie. Draußen erkunden wir Kräuter, Tiere und Vögel. Wir haben sogar Eulen.“

Fort bei Vechten Schussskizze
Fort bei Vechten: Einstiger Kanonen-Plan mit Schussskizze

Hans gehört zum ehrenamtlichen Team, das auch fürs neue Floss mit Seilzug über die Gracht gesorgt hat: „Das ist lustig und auch Team-Building, wenn die Kids sich übers Wasser ziehen.“ Die Reihe der Forts mit neuer Mission ließe sich fortsetzen: etwa Fort bij Vechten bei Utrecht – nun Museum mit interaktivem Park; oder Fort Altena bei Werkendam, nun Brasserie mit Infopunkt.

Fort-Eiland Pampus von oebn
Fort-Eiland Pampus aus der Vogelperspektive

Oder eben Pampus. Was das Fort-Eiland speziell macht, ist seine Lage im Meer. Seine Besucher setzen per Boots-Shuttle ab dem Hafenörtchen Muiden in 15 Minuten über. Die Insel ist klein – 205 Meter mal 164 Meter -, das Fort ein steinerner Koloss. Sein Hauptkomplex ist 86 Meter mal 49 Meter. Drumherum verläuft ein drei Etagen tiefer Graben. Erst geht es hinüber, dann hinauf und hinab auf eigens für Besucher installierten Stegen und Stufen.

So gelangt man auch aufs Flachdach – mit zwei augenfälligen Rundungen. Tom: „Hier standen die Krupp-Kanonen.“ Befeuert von unten – von den dienstbaren Soldaten in den Kellergewölben. Dort unten in den Gewölben waren auch die Räume, in denen Offiziere See- und Landkarten sichteten, in denen Gefreite Kohle in Öfen schaufelten, in denen das Kanonenpulver trocken gehalten wurde. Dorthin geht es über Stegen und Stufen hinunter. Hier außerdem nackte Arrestzellen, dort karge Schlafräume. Hier alte und neue Fotos, dort alte Bauskizzen und neue Schautafeln. Und alles ist zu besichtigen.

Ballonfahrt in 3D

Das Licht im Innern ist gedimmt, macht alles gespenstisch. Da kommt der für Klein und Groß sehenswerte 3D-Film gerade recht, der auch hier unten läuft: Der führt wie auf einer Ballonfahrt über die Gebiete der Festungsgürtel und erklärt, wie das ganze einst funktionierte; das alles ab und an unterlegt mit Kanonendonner – natürlich keinem echten.

Websites und wichtig zu wissen

www.pampus.nl
odeaandehollandsewaterlinies.nl
www.fortresortbeemster.nl
fortbakkerskil.nl
forten.nl/giessen

Bereits seit 1996 ist der Festungsgürtel von Amsterdam als Unesco-Welterbe ausgezeichnet – mit seinen 96 Forts und Sperrzonen, mit Schössern und sechs Festungen als Teil der Holländischen Wasserverteidigungslinie. Seit diesem Sommer schmückt nun auch die Holländische Verteidigungslinie in den Provinzen Nordholland, Utrecht, Gelderland und Nordbrabant die Auszeichnung als Unesco-Welterbe.