Wäre Käsemachen olympische Disziplin, mischten die Franzosen bei Gold, Silber und Bronze wohl mit. Denn Frankreich steht bekanntlich für den traditionell-meisterlichen Umgang mit diesen Produkten aus Milch. Umso besser passt das brandneue Musée Vivant du Fromage zu Paris, der Stadt an der Seine, und wirkt fast so, als schließe es eine lukullische Lücke in der an Gaumenfreuden reichen Metropole. Das Pariser Käsemuseum öffnete seine Tore am 14. Juni und das in einem schönen alten Gemäuer von 1639. Es liegt im historischen Viertel Notre Dame auf der L’Ile Saint Louis – die kleine Insel mitten in der Seine und mit schönen Brücken zum Rest von Paris verbunden – und ist nur 500 Meter zu Fuß entfernt von der ikonischen Kathedrale Notre Dame.
Im Museum wird die traditionelle Käseherstellung demonstriert. Käsesorten aus den verschiedenen Regionen Frankreichs werden erklärt, ob Normandie, Ardèche oder Savoyer Alpen. Die regionalen Besonderheiten des Käsemachens in den jeweiligen Regionen stehen im Fokus, während die Besucher zugleich einiges über Land und Leute erfahren, ohne dorthin reisen zu müssen. Zum Beispiel der traditionelle Compté 24, 24 Monate gereift bei Marcel Petite im Keller eines alten Forts. Oder der für die Pyrenäen bekannte Bergkäse Tomme. Oder der berühmte feine Ziegenkäse Le Galet d‘ Albà tres aus der Normandie. Diese und andere Käsesorten der Regionen können verkostet und später auch im Museums-Shop erworben werden. Und in Work-Shops kann das Käsemachen erlernt werden. Und immer liegt die Betonung auf der traditionellen Kunst des Handwerks, die es zu bewahren und im besten Fall weiterzugeben gilt.
Das Museum entstand in Privatinitiative und wird gemanagt durch die Gesellschaft Paroles de Fromagers Ltd. Zurück gehen Idee und Realisierung auf Pierre Brisson, der das ganze Projekt auch leitet. Angefangen hatte alles 2013: Damals startete Brisson in Paris ein Business mit seinem Wissen übers Traditionsprodukt, schulte Profis mit Käse- und Wein-Verkostungen in Warenkunde, hielt mit seinem Team Kurse ab, wie Fromage gemacht wird, und zog Profis im Metier heran. Dann erweiterte Brisson das Angebot mit Tastings und Kursen für jedermann, auch für Touristen.
Hinzu gesellte sich erst ein Laden für Käse, dann ein zweiter mit einer delikaten Auswahl an den feinen Milchprodukten. Brisson: „Ich hatte realisiert, dass in Paris schon viel organisiert wird, um regionale Weine zu promoten, aber nichts dergleichen bei Käse.“ Und woher seine Affinität zum Käse kommt: Er befasst sich seit Kindertagen damit, weil sein Vater in Molkereien zu tun hatte und Klein Pierre ihn oft begleitete. Inzwischen kommt seine Begeisterung Käsefreunden aus aller Welt in Paris zugute – nicht nur zu Zeiten von Olympia.
Und nicht nur Käse-Narren gönnen sich spezielle Angebote wie etwa die Gourmet Food Tour inklusive Museumsbesuch. Sie startet im Museum, führt über die Insel vorbei an schönen Häusern und macht am Weg Pausen in ausgesuchten Läden mit lokalen Spezialitäten und endet wieder im Museum – im Kellergewölbe aus dem 17. Jahrhundert, in dem etliche Käse reifen. Hier werden fünf verschiedene Sorten gereiften Käses probiert, dazu zweierlei Weine kredenzt. Das Ganze kostet für Erwachsene 105 Euro, für Kinder 70 Euro.
Websites und weitere wichtige Info
Die genaue Adresse des Museumslautet 39 Rue Saint-Louis en L’Ile, 75004 Paris. Hin geht es per Metro Linie (Ligne) 1 (Saint Paul) und Ligne 7 (Pont Marie) sowie per Bus. Der Eintritt ins Museum inklusive Tasting kostet für Erwachsene 20 Euro, für Kinder (5-14 Jahre) 13 Euro. Workshops kosten extra, die Gourmet Food Tour siehe oben. Weitere Details auf der Website musee-frommage-paris.com