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Lone Star State – von Wein, Wurst und Texas-Carl

Der US-Bundesstaat Texas steht bei vielen für große Ranches in weiten Steppen, Ölfelder bis in den Golf von Mexiko und für die Houston Mission Control der NASA und ihre Weltraum-Missionen. Dabei wartet mitten im Lone-Star-State – so genannt wegen des einen Sterns in seiner Flagge – das Texas Hill Country, in dem grüne Hügel übers Land rollen wie in der Pfalz. Wohin es deutsche Immigranten aus der Pfalz ab 1845 in Scharen zog. Die pflegen seither mal mehr, mal weniger ihr Erbe. Der Weinbau nimmt jedenfalls zu im texanischen Hill Country – siehe Beitrag 2 (folgt).

New Braunfels begrüßt Besucher mit einem Flaggenmeer Foto Ulrike Wirtz 1327
New Braunfels begrüßt Besucher mit einem Flaggenmeer Foto Ulrike Wirtz

Fehler passieren – so wie das Versehen im Sophienburg Museum and Archives in New Braunfels. Die Stadt mit 100.000 Einwohnern liegt mitten in Texas, Staat im Mittleren Westen der USA. Das Sophienburg, gegründet 1933, hegt und pflegt Tausende Memorabilien zu den deutschen Gründer-Familien der Region. Deren Herkunft erkennen heutige Reisende schon daran, dass Ortsnamen so deutsch klingen: Boerne, Fredericksburg, Gruene und eben New Braunfels. Was es mit letzterem Ort zum Beispiel auf sich hat: Die Stadt heißt nach dem Deutschen aus der Pfalz, der Siedlern aus seiner Region im 19. Jahrhundert den Weg nach Central Texas ebnete – ins Land der rollenden grünen Hügel ähnlich denen der Pfalz. Friedrich …Carl … Prinz zu Solms-Braunfels sein Name.

Drei Millionen Texaner deutscher Abstammung

Und wie das Museum zu seinem Namen Sophienburg kam: Es heißt nach der Gattin Sophie des selbigen Prinzen. Der lebte in Rheinland-Pfalz auf Schloss Rheingrafenstein, war mit weiteren Adelshäusern verwandt und reiste im Juli 1844 nach Texas, um vor Ort Land zur Ansiedlung für Einwanderer aus seiner Heimat zu organisieren und zu kaufen. Aus diesen Immigranten wurden bis heute drei Millionen Texaner, die als Deutsche qua Abstammung zählen.

New Braunfels und sein Sophienburg Musikinstrumente deutscher Siedler Foto Ulrike Wirtz 1278
Instrumente, die deutsche Siedler spielten – ausgestellt im Museum Sophienburg Foto Ulrike Wirtz

Das und vieles mehr wird im Museum Sophienburg mit alten Fotos, Dokumenten und neuen Infotafeln erklärt. Und dokumentiert auch mit Mobiliar und Kleidung anno dazumal made in Germany. Ebenso ausgestellt: etwa Kegel und Kugeln aus Holz und Musikinstrumente , alle mitgebracht vom einstigen Zuhause.

Mainzer Adelsverein und Texas-Carl

Und der Fehler? Den ersten Raum der Ausstellung schmückt prominent an seinem Eingang ein Gemälde der deutschen Fahne. Ihre Streifen: Schwarz, Rot, Gold in der Reihenfolge von links nach rechts. Jedoch verlaufen die Streifen von oben nach unten statt quer, wie es der deutschen Flagge entspricht und schon im 19. Jahrhundert entsprach, als Menschen zuhauf aus der Pfalz nach Texas umzogen. Auf den Fehler hingewiesen, reagiert Keva Hoffmann-Boardman peinlich berührt. Verständlich. Schließlich ist sie die Kuratorin des Sophienburg Museums und auch zuständig für Lernprogramme zum Thema: „Ist es wirklich falsch, wenn die Streifen hochkant stehen?“

Der Gast. „Das ist so, als hänge die US-Flagge mit ihren Stars and Strips oder eine Abbildung davon hochkant. Dann fänden sich die Sterne unten links statt oben links. Und ihre Streifen verliefen vertikal statt horizontal. Die Kuratorin: „Okay. Dabei sind wir immer so akkurat, wenn es um unsere deutsche Historie geht.“ Und verweist auf ihre eigene Herkunft: „Du siehst, ein Teil meines Nachnamens ist Deutsch. Meine Großmutter war die dritte Generation pfälzischer Immigranten hier im Hill Country und sprach noch Deutsch. Selbst meine Eltern sprechen noch deutsch. Ich leider nicht mehr“, so Keva Hoffmann-Boardman.

Prins Solms und verdrehte deutsche Flagge Foto Ulrike Wirtz 1253
Prinz zu Solms-Braunfels neben falsch hängender deutscher Flagge Foto Ulrike Wirtz

Wie die deutsche Geschichte in Texas begann, erzählt das Museum Sophienburg en Detail: Friedrich …Carl … Prinz zu Solms-Braunfels und weitere Adlige seines Umfelds taten sich für den Zweck der Immigration in den US-Staat im mittleren Südwesten zusammen und gründeten den „Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas“, kurz „Mainzer Adelsverein“.

Das geschah 1842 in Biebrich am Rhein. In der Sache war man so erfolgreich, dass binnen kurzer Zeit Hunderte Pfälzer ins Hill Country umzogen, das mit seinen Hügeln und Flüssen – dem schmaleren Comal River und dem breiten Guadalupe River – so an die alte Heimat-Idylle erinnert. Das Gefühl stellt sich auch schnell bei dem ein, der heute als Tourist in diese Hügellandschaft von Texas reist. Die Idylle an Rhein, Mosel und Saar lässt grüßen. Doch zurück in den Sommer 1844. Seither weilte der Prinz höchstpersönlich vor Ort in der neuen Heimat und war so extrem rührig, dass er den Spitznamen Texas-Carl bekam.

Neues Zuhause mitten in Texas

Selbiger gründete dann am 21. März 1845 den Ort New Braunfels, gelegen auf rund 200 Meter an den Ufern des Comal River. Im Dezember 1945 kehrte Texas Carl zurück an den Rhein, heiratete besagte Sophie. Sein Nachfolger vor Ort in Texas wurde Otfried Hans Freiherr von Meusebach und gründete im Mai 1846 den Ort Fredericksburg und benannte den nach Prinz Friedrich von Preußen. Fredericksburg liegt rund 120 Kilometer nordwestlich von New Braunfels, zählt heute 11.000 Einwohnern und schmiegt sich buchstäblich auf 516 Meter in die Hügel im Hill Country. Dort warten Wein und Weinstraße ähnlich der in der Pfalz – siehe Teil 2 (folgt).

Kultiviertes Deutschtum schöne Zeitreise

Doch zunächst steht New Braunfels an – wie bei den einstigen Einwanderern. In der Stadt pflegen die einstigen Pfälzer ihr Erbe im Museum und im Hier und Jetzt des täglichen Lebens: architektonisch, kulturell auch bei der Sprache und lukullisch. Somit treffen Besucher unweigerlich auf Deutschtum, angefangen bei den Ortsnamen. Oder bei den Siedlernamen, zu denen es im historischen Distrikt von Braunfels um die Straßen Comal Avenue (Ave) und East Mill Street (St) noch deren einstige Häuser gibt.

New Braunfels Schöner Wohnen im Historic District  Foto Ulrike Wirtz 1345
Schöner wohnen im Historic District in New Braunfels Foto Ulrike Wirtz

Heute ist hier überwiegend Wohngebiet mit Einfamilienhäusern: meist hübsche Holzhäuser umgeben von Blumenrabatten, Hecken und Laubbäumen – alles entlang schmaler Straßen, die sanft bergauf und bergab führen. Es sieht gemütlich aus und ist es auch, da kaum Betrieb herrscht. So können sich die alten Häuser hervortun, obschon sie klein bemessen sind, auch bei Fenstern und Haustüren. Sie haben also so gar nichts vom typischen Südstaaten-Stil nach griechisch-römischem Vorbild, sondern könnten so auch in Denkmal geschützten Dörfern an Ahr und Rhein stehen.

Hier wie da wurden sie von Pfälzern – hier als Siedler – in Fachwerk-Bauweise errichtet wie typisch zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Good Old Germany. In der neuen Heimat heißt die Bauweise Timber Framing und wird im Museum anhand einer Musterwand anschaulich erklärt. Im historischen Teil von New Braunfels informieren Hinweisschilder an einzelnen Häusern, wie mit ihnen alles anfing. Als da wäre das

New Braunfels Historic District frühes Siedler-Haus z.B. von Lindheimer Foto Ulrike Wirtz 1348.jpg
Heute Denkmal – 1852 das Zuhause des deutschen Botanikers Lindheimer Foto Ulrike Wirtz

Haus Nr. 491 in der Comal Ave, ein schlichter Bau in grau-blauer Farbgebung. Hier war um 1852 Ferdinand Lindheimer zu Hause, der als der Entdecker überhaupt der texanischen Botanik gilt und dem zu Ehren die Stadt New Braunfels 1928 nahe seinem Wohnhaus eine grüne Oase gewidmet hat: den Lindheimer Plaza mit Bäumen und Bänken und seit 2014 anerkannt als Lone Star Legacy Park. Diese Einstufung verleiht der Staat Texas als höchste Ehrung einer solchen Gedenkstätte und ehrt damit prominente Bürger, denen bereits lokal besondere Ehre erteilt wird.

Fachwerk-Bauweise wie in der Pfalz

Dann das Hohmann House an der 273 East Mill St, das durch spätere Anbauten und eine Veranda mit Säulen im Südstaatenstil nur noch wenig vom einst deutschen Baustil erkennen lässt. Es könnte sich aber auch am britisch-viktorianischen Stil orientieren, dem im späten 19. Jahrhundert etliche Zugereiste frönten. Wieder eher alt-pfälzisch kommt das Guessow House an der 234 Comal St daher: ein Haus in Weiß mit braunen Holztüren und Fensterläden und genauso vorstellbar an der pfälzischen Weinstraße.

Das hatte ein gewisser Gustav Schmidt anno 1865 für 100 Dollar gekauft und im folgenden Jahr für das Vierfache weiterverkauft. Wie geschäftstüchtig. Das Haus heißt heute aber nach Wilhelm Guessow, der das Haus 1881 erwarb. Wer die Übersichtskarte zur alten Downtown durchgeht, stößt immer wieder auf Deutsche aus den frühen Jahren im Hill Country; so etwa ein Joseph Klein mit Haus von 1852 (135 North Market St) oder ein Heinrich Voelker mit Haus von 1872 (424 Comal Ave). Die Liste ließe sich fortsetzen, die Zeitreise wie durch historische deutsche Idylle auch.

Krause’s Café ist gastronomisch alles – nur kein Café

Diese Reise geht in Downtown in Krause’s Café & Biergarten weiter, mit seinen Anfängen 1938. Ein Plakat draußen zeigt, was unter anderem zu erwarten ist: nämlich Masskrug-Stemmen mit Krügen made in Germany – das über den Sommer. Die Ankündigung könnte schon wegen ihrer Optik mit den Originalkrügen auch irgendwo in Bayern aushängen.

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Deutscher Spruch ist Motiv eines Mural an Krause’s Café Foto Ulrike Wirtz

Die hohe Wand schon draußen am Eingang schmückt ein groß dimensioniertes Wandgemälde mit dem Spruch „Gemütlichkeit zur Ewigkeit“ und dazu ein Mann in weißer Metzgerschürze, der Würste im Bündel in der Hand hält. Drinnen geht es stilistisch mit alemannischer Bierzelt-Atmosphäre weiter, denn die Gäste sitzen an den typisch deutschen Biergartentischen und -bänken.

Bierzelt-Atmosphäre und Jäger Schnitzel

So setzt es sich lukullisch fort: Die Karte bietet eine Munich Platter, bedeutet Sauerkraut, Schweinerippe und Würstchen nach bayerischer Art. Des Weiteren steht im O-Ton zu lesen: Jäger bzw. Wiener Schnitzel (letzteres vom Kalb); Schweinshaxe und German Meatball (deutsche Frikadelle) mit Spätzle. Der Spruch über den zig Bier-Zapfhähnen der Theke lautet „In New Braunfels ist das Leben schön“. Und unter den angekündigten 80 plus Biersorten aus den Hähnen reicht die Auswahl von Bitburger über Paulaner bis Warsteiner.

New Braunfels Krause`s Café Bierzelt-Atmosphäre Foto Ulrike Wirtz 1392
Viel Tradition, gute Bierzelt-Atmosphäre in Krause’s Café Foto Ulrike Wirtz

Aber ehe es zu viel wird der gepflegten Deutschtümelei, gezapft wird auch Bud Light, ein US-weit verbreitetes Bier, oder Revolver Rewind, ein in Texas für Texas gebrautes Pils nach deutscher Manier, oder Yellow Rose, ein IPA-Bier mit viel Hopfen, also eher bitter und blond in der Farbe. Zu essen gibt es überdies noch Burger und Grilled Ribeye handcut von texanischen Rindern.

Mehr als deutsches Back to the Roots 

Indes steht das Hill Country für noch mehr Fakten und Feeling, im Lone Star State unterwegs zu sein. Das zeigt sich an texanischen Autokennzeichen vor Krause’s Café oder Aufklebern auf Autos pro Trump bzw. mit der Aussage, dass Texas ein roter, also republikanischer Staat bleiben soll. Das ist er seit langem, und der Wunsch dieser Texaner ging mit Trump’s Wiederwahl im November 2024 in Erfüllung.

Trump-Fans auch in New Braunsfels/Texas Foto Ulrike Wirtz 1386
Trump hat viele Fans in Texas, auch in New Braunfels Foto Ulrike Wirtz

Das Flair vom Staat großer Ranches in weiten Prärien transportieren auch Leute mit Western-Stiefel und Cowboy-Hut auf den Asphaltstraßen. Und auch auf Plakaten kommender Life Acts bei Krause’s etwa für den Country-Western-Sänger Monte Good oder Reggae- und Rock-Interpret Rich Lockhart lassen sich beide Protagonisten mit Cowboy-Hut abbilden.

Metzgerei-Handwerk in 6. Generation

Deutsche Fleischwaren sind zwar auch die Spezialität der 1845Texas Meat Company und das seit 1845. Jedoch habe die Metzgerei ihre Produktpalette inzwischen nach texanischem Geschmack erweitert, betont Brandon Dietert, aktuell Vice President der 1845Meat Company und in direkter Linie ein Nachfahre der einen von zwei Gründerfamilien des Betriebs. „Wir waren zugleich Mitbegründer von New Braunfels – zeitgleich mit Texas-Carl“. Seinen Ritt durch die Tradition macht Brandon verständlicherweise mit einem gewissen Stolz. „Dietert – das sind wir als die eine Gründer-Familie der Metzgerei. Die andere waren Verwandte von uns, die Familie Tays. Unsere Vorfahren kamen auf einem kleinen Segelschiff nach hier. Drei Monate dauerte ihre Reise.“ Beide Familien sind auch heute Inhaber der Company mit genau 180-jähriger Tradition in 2025.

In 6. Generation Nachfahren deutscher Siedler und noch immer Metzger-Handwerker Foto Ulrike Wirtz

Brandon Dietert spricht von sich und seiner Familie als „Texas-Germans. Ich bin in sechster Generation direkter Nachfahre der Gründer. Meine Kinder also 7. Generation. Unsere Familie kam mütterlicherseits aus der Pfalz, väterlicherseits aus Norddeutschland“. Seine Großeltern und Eltern seien noch traditionell im Sinn ihrer Herkunft gewesen. Brandon: „Sie sprachen Deutsch miteinander und wollten die Tradition fortgesetzt wissen. Deutsch sprechen noch etliche Texas-Germans. Wie auch mein Großvater. Er war 90 und hat mich nie wirklich akzeptiert, da ich nicht Deutsch lernen wollte“. Ergänzt in Deutsch mit US-Akzent: „Verstehen kann ich Deutsch schon.“ Fährt wieder in seiner landessprache fort: „Meine Kinder lernen es in der Schule und lesen es gut. Aber wirklich sprechen können sie Deutsch auch nicht.“ 

Altdeutsche Rezepturen modernisiert mit würziger Schärfe

Brandon kommt auf den Betrieb zu sprechen: „Wir fertigen teils nach unseren alten deutschen Rezepten. Nämlich geräucherte Würste, Schinken und Bratwurst. So wie es unsere Eltern, Großeltern usw. taten.“ Aber schon die 5. Generation – seine Eltern – hätten die Ware weiterentwickelt. Konkret: „Sie nahmen die gleiche Würze, aber mehr davon. Wir heute stellen auch Würste mit scharfen Jalapeno her. Passend zum mexikanischen Einfluss in Texas.“ Schließlich habe texanischer Grund und Boden einst der Nachbarnation Mexiko gehört. Und heute leben viele Mexikaner samt ihrer Lieblingsgerichte im Lone Star State. „Zudem fügen wir heute unseren alten Rezepturen neue angesagte Geschmäcker hinzu, Schärfe etwa durch schwarze und grüne Pfefferkörner. Und bald starten wir mit Dry Aged Salami wie aus Italien.“ Was sie natürlich seit langem auch anbieten: „An Thanksgiving Truthahn. Ein Muss zum Erntedankfest“, betont Brandon. „Da sind wir ganz amerikanisch.“

Süße Verführungen in der 2Tarts Bakery

Die Unterhaltung findet statt in der 2Tarts Bakery in Downtown New Braunfels. Hier trifft man sich. Einige sagen sogar, hier sei der eigentliche Mittelpunkt von Downtown entstanden. Jedenfalls ist von hier vieles gut fußläufig erreichbar. So sind es von der Bäckerei 300 Meter zu Fuß zu Krause‘s Café und zum Brauntex Performing Arts Theatre; desgleichen zum Restaurant Huisache Grill, das mit modern-leichter Küche und internationaler Weinkarte sehr zu empfehlen ist, und zum Historic Schmitz Hotel, dessen Name ähnlich dem Namen Krause deutscher nicht sein könnte. Zum Farmer’s Market im Stadtzentrum sind es 400 Meter zu Fuß, zum Lindheimer Haus an der Comal Ave einen knappen Kilometer. Die 2Tarts Bakery brummt. Die Warteschlang ist lang. Man kommt einfach ins Gespräch.

New Braunfels - in der 2Tarts Bakery warten viele süße Verführungen Foto Ulrike Wirtz 1354
In der 2Tarts Bakery warten viele süße Verführungen Foto Ulrike Wirtz

Die Bäckerei gehört den zwei Schwestern Ashley und April, früher Weilbacher und beide gut 40 Jahre alt. Ashley Landerman: Köchin und Patissière mit Diplom der irischen Ballymaloe Cookery School und aus dem US-TV bekannt als Preisträgerin in Back- und Kochsendungen. April Ryan: studierte Künstlerin, verantwortliche Hochzeitskuchen-Planerin, als solche auch preisgekrönt und als Geschäftsfrau ehrenamtliche Lobbyistin für kleinere Betriebe wie den eigenen.

New Braunfels - 2Tarts, und April Ryan Foto Ulrike Wirtz 1364
Echte Konditorei, nicht nur Bäckerei – die 2Tarts Bakery; April ist eine der zwei Chefinnen Foto Ulrike Wirtz

Das Duo arbeitet mit einem Team von gut 30 Teilzeit-Kräften. Und untertreibt mit dem Namen Bakery – Bäckerei. Denn deren Kuchen, Teilchen, Nachtische, deren französische Eclair und Macaron, elsässische Tarte Tatin mit Apfel, Scones nach irischem Rezept und Hochzeitskuchen – alles ist süße Verführung und traditionelles Konditorhandwerk mit viel französischem Touch.

Alles frisch in den Backofen

April: „Wir wollten von Anfang an nicht „deutsch“ backen, sondern europäisch.“ Daher auch der französische Name 2Tarts für den Betrieb, gegründet 2010. Man arbeite mit hoher Qualität und nur mit frischen im Gegensatz zu nicht prozessierten Zutaten. „From Scratch“, sagt April und ergänzt. „Da arbeiten wir ganz anders als hierzulande die typischen Brot- und Kuchenfabriken.“ Die Philosophie beider Schwestern: „Wir machen alles von null selbst, arbeiten nur mit Bio-Mehl, frischen Eiern und jeder Menge frischer Butter“ (April). Und alles beziehen sie aus der Region, auch die Pecan-Nüsse für den für den Staat typischen Texan Pecan Pie. Der darf im Angebot nicht fehlen – und schmeckt köstlich.

Früher schon mal Ghost Town

Mit den Geschicken und Geschichten deutschstämmiger Familien aus den frühen Jahren hört es an der Peripherie von New Braunfels nicht auf. Zum Beispiel Gruene, 1850 gegründet als selbständiger Ort, heute ein Teil von New Braunfels und von 1950 bis in die 1970er Jahre zur Ghost Town geschrumpft. Einige alte Gebäude blieben erhalten, wurden restauriert und beherbergen nun auch Restaurants und Shops. Und zeugen von der Zeit, nachdem eine deutsche Familie Grüne 1845 hierher gezogen war, in eine Gegend, wo es noch nichts gab außer Land und Guadalupe River. Sie machten nach und nach mit Baumwolle Geld. Der Ort wuchs. Das Haus der Gründerfamilie überlebte und ist heute als Gruene Mansion Inn ein Hotel.

Das Gruene Mansion Inn in Gruene Foto Ulrike Wirtz 1152
Eist Wohnhaus der Gründerfamilie Gruene – heute Hotel als Gruene Mansion Inn Foto Ulrike Wirtz

Heute ist Gruene vor allem auch bekannt und gut frequentiert wegen seiner Dance Hall. Deren Bauherr war Heinrich Grüne, später genannt Henry Gruene. Er ließ sie 1878 errichten. Auch sie überlebte das Auf, Ab und Auf des Orts und gilt heute als eine der ältesten ihrer Art. Ihr Gebäude aus Holz mit Zinkdach erinnert in Größe und Bauart an eine groß dimensionierte Scheune. Eine Tür schwingt leicht quietschend auf und zu. Und im Rhythmus, wie die Tür auf- und zugeht, ist Musik von Violine, Gitarre und Klavier mal mehr, mal weniger laut zu hören.

Gruene Hall Tanzhalle seit 1878 Foto Ulrike Wirtz 1151
Seit 1878 Dance Floor – die Gruene Hall in Gruene Foto Ulrike Wirtz

Ihr Dance Floor sind alte Holzbohlen, auf denen sich Western-Boots mit normalen Schuhen, die mit Eisen beschlagen sind, ein kräftiges Klack-Klack-Duell liefern, egal ob darin die Füße von Männer oder Frauen stecken. Der Traditionstanz heißt Two-Steps. Sich vorzustellen, dass es so seit 150 Jahren geht – wow.

Klack klack fast täglich

Gedränge herrscht zwar nicht an diesem beliebigen frühen Donnerstagnachmittag. Aber der Tanzboden ist gut gefüllt. „Fast täglich ist hier Tanz. Da kommen Einheimische und Touristen hin“, erzählt später Margy vom B&B Historic Kuebler Waldrip Haus. Von hier sind es 15 Minuten im Auto zur Tanzhalle. „Gruene ist immer ein Tipp von uns für unsere Gäste.“ Ein Blick in die Annalen der Dance Hall zeigt: Hier traten und treten internationale Berühmtheiten auf, Country-Stars, darunter Garth Brooks und der jüngst verstorbene Kris Kristofferson.

Im Ort Gruene Wegweiser zur deutschen Grill wurst  Foto Ulrike Wirtz 1154
Den Ort gründeten Deutsche 1850. Bis heute angesagt: deutsche Bratwurst Foto Ulrike Wirtz

Auch die US-Rockband ZZ Top gab sich 2019 die Ehre, mit ihren texanischen Wurzeln in Houston, Millionenmetropole mit dem Flughafen G. Bush Intercontinental drei Autostunden entfernt. Aktuell steht Lyle Lovett, Ex-Gatte von Julia Roberts, auf der Bühne. Das deutsche Erbe manifestiert sich unübersehbar an der Werbung eines Imbiss, die deutsche gegrillte Wurst verheißt.

Ohne Pferd und Kutsche

Wie einst die Gruenes zog es auch die ersten Besitzer des heutigen B&B Kuebler Waldrip Haus in die Abgeschiedenheit außerhalb der neuen Stadt. Doch das sollte sich kaum ändern, der Besitz liegt nach wie vor abgelegen. Daher stellt sich hier ein Gefühl ein, wie es einst einmal gewesen sein muss. Wie es per Pferd oder Pferdekutsche oder zu Fuß nach New Braunfels ging – damals wie heute rund zehn Kilometer. Nur dass man heute im Auto bequem über asphaltierte Straßen fährt und in zehn Minuten in New Braunfels ist. Was angelegen bedeutet: Das Kuebler Waldrip Haus liegt inmitten von 18.000 Quadratmeter Weiden und Wiesen, hat nur einen Nachbarn sichtlich da hinten. Am Weg hierher zeigte sich nur an Gattern und Zäunen, dass sich irgendwo weitere Anwesen verbergen.

Hier checkt also gut ein, wer es so einsam mag. Margy ist die Hausherrin des B&B, zählt rund 80 Lenze und setzt sich gern zum einen und anderen Plausch zu den Gästen, erzählt von den Anfängen ihres Kuebler Waldrip Hauses, während unter blauem Himmel auf der Terrasse am Haupthaus gefrühstückt wird. „Das Haupthaus ist 1870 aus Limestone und schweren Hölzern gebaut worden. Haus und Land gehörten ab 1870 bis 1974 erst Andreas und Katherine Pape, dann Willie und Olga Kraft. Beide Familien sind auch deutscher Herkunft. Wir haben 1974 die Immobilie gekauft.“ Wir, das waren sie und ihr Gatte Larry Waldrip. „Mein Mann ist verstorben“, so Margy. „Nun führe ich das B&B mit unserem Sohn Darrell. Deutsche Gäste wissen wegen der Namen sofort, dass unsere Familien Kuebler und Waldrip auch aus Deutschland kamen. Die Waldrips sollen aus Westfalen stammen.“

Mit spanischem Erbe

Aber Margy hat sich eher weniger dafür  interessiert – „sondern mehr fürs Spanische, zumal Texas einst Teil von Mexiko war. Später wurden wir zur Republic of Texas mit der langen Grenze zu Mexiko. Seit 1845 sind wir der 28. Staat der United States of America. Deutsch spreche ich nicht, aber Spanisch. Ich habe die Sprache sogar unterrichtet. Ich war Lehrerin.“ Bis sie in den Ruhestand ging und das Kuebler Waldrip Haus zum B&B machte. Das war 1987.

New Braunfels - das B&B Kuebler Waldrip Haus Foto Ulrike Wirtz 11236.jpg
Rustikal wohnen im B&B Kuebler Waldrip Haus – Oase inmitten von Weiden und Wiesen Foto Ulrike Wirtz

Heuer hat ihr Betrieb zehn Gästezimmer, verteilt auf drei Gebäude im rustikalen Stil: das im Jahr 2000 neu erbaute Haus plus das Haupthaus von 1870 plus das dritte von anno 1847. Letzteres ist aus Holz, hat drinnen alte Dielen, die beim Betreten knarzen, und draußen eine geräumige, überdachte Veranda.

Schul-Zeit zum Faulenzen

Es dient als Ferienwohnung für Familien, hat moderne Bäder und eine voll ausgerüstete Küche mit allem Pipapo. Noch dazu hat das Holzhaus von 1847 eine besondere Geschichte. Denn es wurde als Schulhaus erbaut, die Schüler der ersten Siedler drin unterrichtet. Hinzu komme noch etwas, erzählt Margy. „Die Schule stand früher woanders, war zuletzt zu alt und klein geworden und stand 1990 zum Verkauf. Wir haben das einstige Schulhaus erworben und es aufwändig per LKW zu uns transportieren lassen.“

New Braunfels - Kuebler Waldrip Haus - das einstige Schulhaus Foto Ulrike Wirtz 1126
Gäste wohnen im B&B Kuebler Waldrip Haus auch in diesem einstigen Schulhaus Foto Ulrike Wirtz

Doch genug der neuen und alten Geschichten. Vor der Veranda werfen Laubbäume angenehme Schatten und lassen einen in einem Schaukelstuhl von anno dazumal versinken und schön faul vor sich hindösen.

Wichtige Websites und Infos

Allgemeine Informationen zu New Braunfels und Umgebung unter https://visitnbtx.com. Zur Erkundung von New Braunfels Historic District auch zu Fuß https://walkingtournewbraunfels.com. Details zu Krause’s Café https://krausescafe.com. Zum Metzgereibetrieb mit 180jähriger Tradition https://1845Meat.com. Zur Konditorei der Schwestern April und Ashley www.2tarts.com. Zum Ort Gruene, einst eine Ghost Town, unter https://gruenetexas.com. Speziell zur Tanzhalle Gruene Hall von 1872 https://gruenehall.com. Zum ruhig gelegenen B&B Kuebler Waldrip Haus www.kueblerwaldrip.com

Extra-Tipps zum Essen: Huisache Grill and Wine Bar, die internationale Tropfen, auch deutsche, und natürlich texanische serviert. Die Wine-List ist sehr gut sortiert. Seine Küche beschreibt das Restaurant mit 30 Jahren Tradition selbst zurecht als kreativ und bezieht seine Zutaten aus der Region. Köstlich sind seine frischen gegrillten Forellen, sein Spinatsalat oder die klassischen Sandwiches modern-leicht interpretiert. Steaks gibt es natürlich auch. Das Restaurant im kleinen alten Gebäude aus den 1930er Jahren mit Bar, Kamin und Terrassenbetrieb hat zeitlos-gemütliches Flair mit angenehm-intimer Atmosphäre drinnen wie draußen. https://huisachegrill.com

New Braunfels Restaurant Huisache Grill Foto Ulrike Wirtz 1300
Feine Kücheim alten Gebäude – der Huisache Grill in New Braunfels Foto Ulrike Wirtz

Gristmill River Restaurant & Bar, gegründet 1977 und in Gruene direkt am Ufer des Guadalupe River gelegen. Seine Location: die Überbleibsel einer Baumwoll-Mühle von 1878. Sein Erkennungszeichen: der alte Wasserturm. Flair und Kochstil: leicht rustikal – von großer Steak-Auswahl über frischen Fisch und Burger bis zu Salaten. Durch die Lage und seine Bauart wirkt es klein und verwinkelt, ist aber sehr groß. An Getränken gibt es Biere und Weine, auch aus Texas, aber gerade auch Sangria und Margarita. https://gristmillrestaurant.com

Gruene - das Restaurant  Gristmill 1183 Foto Ulrike Wirtz.
Das Restaurant Gristmill liegt am grünen Ufer des Guadalope im Ort Gruene Foto Ulrike Wirtz.

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