Lake im Jasper National Park

Mit Condor nonstop in den Westen Kanadas

Reisezeit spart, wer nonstop fliegt. Das ist bei nordamerikanischen Fluglinien die Ausnahme, da sie erst ihren Hauptverteiler, ihren heimischen Hub anfliegen. Und von dort geht’s weiter in die Regionen. Die Unterbrechung kostet immer zwei bis drei Stunden, manchmal sogar bis zu fünf Stunden, je nach Start des Anschlussflugs zum eigentlichen Zielflughafen. Umso praktischer also, wenn Urlauber, wie auch Geschäftsreisende, in den Genuss einer neuen Nonstop-Verbindung kommen.

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Condor fliegt mit Boing 767-300 nonstop nach West-Kanada Foto Condor

Und zwar fliegt Condor ab 26. Mai ab Frankfurt direkt nach Edmonton, Hauptstadt der Provinz Alberta im Westen Kanadas.

Auf direktem Weg in den Jasper National Park

Edmonton und seine nähere Umgebung sind ein Ziel mit vielen Möglichkeiten für Reisende – dient die Stadt gerade auch als Startpunkt für Rundreisen in die Rocky Mountains. Dafür geht es entweder Richtung Westen nach Jasper oder südlich Richtung Banff – jeweils durch die grünen Foothills der Rockys bis hinein in den hochalpinen Jasper Nationalpark. Der ist inzwischen Unesco-Welterbe. Die direkte Autofahrt dauert drei, vier Stunden. Stopps und Verweilen sind aber ein Muss.

Legendär: die Fahrt über seinen Icefields Parkway und das Columbia Icefield. Die Gletscher des Jasper National Park schimmern immer noch in der Sonne West-Kanadas. Ihn bevölkern Bären, Elche und so weiter. Menschen gibt es dagegen kaum im Riesen-Park. So entsteht kaum künstliches Licht, so dass er als Dark Sky Preserve ausgewiesen ist. Das heißt, dass die Pollution durch vom Menschen gemachtes Licht gering oder gleich null ist. Umso heller leuchten die Sterne im Jaspar National Park.

Wenn Reisende von der Provinzhauptstadt quasi die andere Richtung nehmen – gen Südosten -, kommen sie in die weiten Ebenen mit Ranches und ihren riesigen Herden. Die Historie in und um Edmonton ist spannende Wildwest-Geschichte. Vor 200 Jahren war hier ein Posten für den  Pelzhandel und erst nur betrieben durch die First Nations, so erklärt es das Royal Alberta Museum in der Stadt. 100 Kilometer nordöstlich von Edmonton warten im Ort Metis Crossing sogar eine Art Camp mit Informationscenter.

Skyline von Edmonton
Skyline von Edmonton

Hier haben Besucher die Möglichkeit, alte Trapperzelte zu besichtigen, wie anno dazumal selbst Kanu zu fahren, oder sie bekommen gezeigt, wie Biberfallen aufgestellt werden.

Ansonsten warten in der Stadt Essen und Trinken in allen möglichen Variationen plus ein umfassendes Shopping-Angebot in der West Edmonton Mall mit ihren 800 Shops und nur 15 Autominuten entfernt von Downtown Edmonton. Denn immerhin leben im Einzugsbereich in und um Edmonton rund 1,5 Mio. Einwohner. Nur weil das Land so riesig ist, fällt einem das kaum auf.

Bei all der Schwärmerei über den Jasper National Park fast vergessen: Der Flug Frankfurt-Edmonton nonstop dauert neuneinhalb Stunden und hebt zweimal pro Woche am Main ab, nämlich dienstags und freitags. Wer Glück hat, kommt auf der Langstrecke schon in den Genuss des ultra-modernen Fluggeräts A330neo, auf den die Condor umsteigt. Geplant ist die Reise derzeit noch auf der bewährten Condor B767-300.

Websites und weitere Info:

Weitere Info und Flugbuchung www.condor.com.

Zu Kanada, Alberta etc: www.travelalberta.com; www.de-keepexploring.canada.travel; https://faszination-kanada.com

Zu Jasper National Park www.parks.canada.ca

Der Reiseveranstalter und Nordamerika-Experte Canusa mit Sitz in Hamburg bietet mit dem neuen Condor-Flug zugleich eine neue Alberta-Rundreise im Camper an: Flug mit Condor, eine Nacht in Edmonton und 13 Nächte im Wohnmobil ab 1.929 Euro pro Person. www.canusa.de

Polarmeer

“We have made it! The Arctic Sea!”

Horton River: Eine Kanu-Tour auf dem nördlichsten Fluss Kanadas in das Polarmeer.

Autor: Peter Morner/Archiv 2010

Irgendwo im Westen Britisch Kolumbiens zwischen Prince George und Prince Rupert am kanadischen Pazifik liegt die Stadt Smithers. Hier versteckt sich das Häuschen von Gladys Atrill tief im grünen Wald, einen Katzensprung entfernt vom Yellowhead Highway. Das Haus steuere ich nicht zum ersten Mal mit dem Vierradantrieb-Pick up an. Mein Dodge Ram 2500 Diesel steht im Winter in Vancouver – bei Freund Rod Pybus in der Lagerhalle von Signal Trucking am südlichen Ende der Main Street. Im Sommer aber zieht es die starke Maschine wie automatisch hoch nach Norden.

Gladys sieht den dunkelgrünen Truck schon von weitem kommen. Sie erwartet mich bereits seit einigen Stunden, ihr Freund Roger McColm ebenfalls. Der montiert gerade das vierte und letzte der roten Kanus auf dem Hänger seiner Zugmaschine. Gladys und Roger sind seit Jahren nicht nur beste Kameraden, sondern auch Kanu-Tourguides der Extraklasse – und startklar für unsere Tour mit insgesamt acht Leuten. Noch dabei: Valery aus Smithers, ebenfalls begeisterte Kanutin, sowie die Amerikaner Terry und Tom aus Boulder in Colorado, die in Eagle Plains am Dempster Highway zur Gruppe stoßen. In Inuvik kommen Scott und sein Sohn Daren dazu.

Paddeln, bis das Eis kommt

Wir alle haben ein Ziel: 69 Grad 50 Minuten Nord – das Polarmeer -, und das wollen wir paddelnd erreichen. Genau gesagt den Amundsen Golf, noch präziser die Franklin Bay. Keiner von uns hat den Horton River, einige hundert Kilometer östlich von Inuvik und weit nördlich des Großen Bärensees in den Northwest Territories Kanadas, je erblickt – geschweige denn gepaddelt. Und das haben überhaupt nur wenige je getan. Denn der 618 Kilometer lange Horton River ist der nördlichste Fluss des kanadischen Festlandes, und seine Ufer sind über keine Straße zu erreichen.

Polarmeer
Kajak-Tour bis zur Arctic Sea

Die Anreise ist lang, führt erst einmal im Auto nordwärts über den Cassiar Highway 37 durch die Spatsizi Wildnis. Als die Gruppe den Stikine River überquert, lächelt der sonst eher schweigsame Roger. Der rothaarige, untersetzte Mann ist irischer Abstammung: „Na, Junge, erinnerst du dich – an Happy Lake, Laslui Lake und dann in den an der Quelle so winzigen Stikine, den Großen Fluss, wie ihn die Tahltan Indianer nennen?“ Bis zu diesem Grand Canyon Kanadas paddelte ich bei einer anderen Gelegenheit. Weiter geht es nicht – jedenfalls nicht für Kanuten. Nein, für niemanden. Nur danach geht es flott weiter flussabwärts mit dem Kanu über Telegraph Creek und Glenora bis nach Alaska und in den Nord-Pazifik.

Langer Weg zum Horton River

Horton River Kanadas Nordwesten
Horton River und sonst nichts

Der Stikine war der Fluss des wilden Goldrauschs zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die gierenden Abenteurer kamen zu Tausenden flussaufwärts aus dem Süden. Jeder Stein im hohen Westen Kanadas könnte noch heute von diesen Schicksalen erzählen – von den Strapazen, vom Leiden, vom Tod. Verwitterte Kreuze zeugen von Gangstern, friedlichen Siedlern ebenso wie von den in rauer Winterskälte bei ihren Patrouillen umgekommenen Helden der Royal Canadian Mounted Police. Glenora, einst eine Stadt mit mehr als zehntausend Einwohnern, existiert heute nicht mehr. Als wir das erste Mal dort hinkamen und auf einer Baum bestandenen Wiese Rast machten, fragte man sich: „Wo ist denn nun Glenora?“ Da lachte einer der herum stehenden Indianer mit zwei leckeren, just aus dem Netz geholten Sockeye Lachsen im Arm: „Hier! Genau hier!“ Nun aber wartet der Horton River mit seinen Abenteuern.

Zwischenstopp mit Zimtkuchen

Doch noch mal halt: Kaum haben wir auf dem Alaska Highway Johnson’s Crossing mit der stählernen Brücke über den Teslin River erreicht, stoppt Roger. So hält es jeder, der sich in der Gegend auskennt – wie Roger. Hier, in einem kleinen Café, gibt es die bei weitem besten Cinnamon Rolls, diese Zimtkuchen, weit und breit. Für mich aber gibt es noch einen Grund: An genau dieser Stelle, direkt unter dieser kühnen Brückenkonstruktion, begann es mit der Sucht – der Sucht zu kanuten. Jessica hatte mich seinerzeit samt Kanu in Whitehorse ins Auto gepackt und die 137 Kilometer an diesen Platz gefahren – an den Teslin River. Ich schickte Jessica weg, um sie nicht an meinem Elend als absolutes Kanu-Greenhorn teilhaben zu lassen. Ich war allein. Um mich herum Tausende Mücken. Oben donnerten die Laster über die laut hallende Brücke. Die vielen Schwalben lachten mich mit ihrem Kiwitt aus und besprenkelten mein Hab und Gut für eine gute vierwöchige Reise flussabwärts runde 800 Kilometer bis Dawson City.

Nichts für Kanu-Greenhorns

Zuvor – in Hamburg – hatte ich mir vor einigen Wochen für einen Nachmittag ein Kanu ausgeliehen, um durch die Alster-Kanäle zu schippern und danach fröhlich und unbedarft behauptet: „Kanu fahren – pah, das kann doch jeder.“ Danach dann am Teslin River packte ich und packte und packte – und das grüne Boot sank immer tiefer. Als ich vier Stunden später endlich ablegte, regnete es, der aufkommende Sturm blies ins Gesicht, es wurde immer dunkler, und der Fluss wurde immer breiter. Bin ich etwa in die falsche Richtung gepaddelt – in den Teslin Lake? Ich fand auch nach Stunden keinen geeigneten Platz zum Anlegen und Übernachten.

Ziele zuvor – wie der Teslin River

Nur überall Gebüsch, Steine, Steilufer. Außerdem wie anlegen? Bitte wie? Wie macht man das mit Sack und Pack im Kanu? Irgendwie war es dann doch geschafft. Als ich in der Helle des Morgens am nächsten Tag frische Wolfs- und Bärenspuren extrem nah an meinem Zelt entdeckte, wurde ich wohl blass, wollte jedenfalls nur noch nach Hause. Doch zu spät – trotz aller Angst im Bärenland Kanada.

Übernachten in der Wildnis

Bärenstarke Begegnungen

Die Einsamkeit. Die Stille. Das Bewusstsein, dass Hunderte von Kilometern kein einziger Mensch ist. Nur Bären, Wölfe, Elche. Die Angst blieb, ich hatte Kompass und Karte – also das mindeste -, aber kein Satellitentelefon, kein GPS. Der erste Schwarzbär kam am Abend gegen sieben Uhr. Ich empfand lähmende Stille, stand wie zur Salzsäule erstarrt. Acht, sieben, sechs, fünf Meter. Doch dann drehte der schwarze Riese ab, wiegte seinen Kopf wie nachdenklich hin und her und verschwand lautlos im Gebüsch. Über die schlaflosen Nächte vor dem Passieren der „Roaring Bull Rapids“, der Name allein jagt Schrecken ein, oder den „Five Finger Rapids“ später auf dem Yukon mag ich besser nichts erzählen. Beim Durchfahren war dann nämlich alles halb so wild, die „Roaring“ Stromschnellen habe ich überhaupt nicht bemerkt, und die Fünf-Finger-Enge hat im Nachhinein gar nicht beeindruckt. Rutsch und durch.

Der zweite Bär dagegen, den ich aber nie sah, hinterließ noch lange im Nachhinein ein seltsames, das Blut schneller fließen lassendes Gefühl. Mein Nachtlager stand schon wegen der vielen Mücken – um diese Erfahrung schon bald reicher – auf baumlosen Inselchen, wo stetiger Wind die Blutsauger vertrieb. Am Morgen also, die Sonne stand bereits hoch am Himmel, kroch ich aus dem Zelt und sah eine frische Bärenspur. Sie kam aus dem Wasser, hielt genau auf mein winziges Tonnenzelt zu, umkreiste es extrem dicht und verschwand dann auf der anderen Seite der Insel im Yukon.

Flüsse wie wilde Küsse

Kanute Peter Morner
Reise auch zum eigenen Innern

Auf dieser ersten Kanu-Reise durchs wilde Kanada habe ich alles, aber auch alles falsch gemacht und doch überlebt. So kaufte ich Tomatensaft in riesigen Gebinden, die – einmal geöffnet – den Saft in der Hitze schnell zum Kippen brachten. Kartoffeln faulten in der Plastiktonne. Im frischen Fleisch tummelten sich bald weiße Würmer. Ich kannte keinen einzigen Paddelschlag. Von Lining, Eddies, Portagen oder Biberfieber hatte ich bis dahin nie gehört. Und doch. Es war das erste Mal. Wie der erste Mann auf dem Mond, der erste Kuss, die erste Liebe. Und daher war die Teslin-Tour die schönste meiner Kanufahrten. Denn ich hatte die Herausforderung angenommen und kam nach 800 Kilometer im Kanu in Dawson City an. Stolz. Gewagt. Gewonnen. Allein! Die Prüfung bestanden.

Das war der erste Schritt in eine neue Welt. Auch in eine lange, nie zu Ende gehende Reise in das eigene Innere. Ein mitunter mühevoller und gelegentlich verdammt einsamer Weg über die weite kanadische Wildnis zu sich selbst.

Nun der Horton River -erste Etappe im Auto…

Inzwischen liegen einige 1000 Kanukilometer und viele Erfahrungen hinter mir. Jetzt geht es also zu Acht zum Horton River weit nördlich des Großen Bärensees in den Northwest Territories Kanadas. Da muss man erst mal hin – zunächst im Auto. Cassiar, Alaska, Klondike – so heißen unterwegs die Straßen zum Ausgangspunkt dieser wilden Kanutour. Die Straßennamen klingen nach Gold und Gewehr, nach Jack London, Wolfsblut, Abenteuer. Die Königin aller Straßen aber ist und bleibt für mich der Dempster Higway mit seinen nur mit Schotter aufgeschütteten 783 Kilometer – von Dawson City bis Inuvik – mit den Gebirgen, den Flüssen vom Ogilvie und Peel bis zum Mackenzie River. Mit den vielen Blumen und Flechten der Tundra. Mit den Karibus, den Wölfen und Bären. Mit dem den Highway schneidenden Polarkreis nördlich der Tankstelle Eagle Plains. Ein unübertroffenes Farbenmeer im Herbst, ein unvergessliches Erlebnis.

...weiter mit dem Klein-Flugzeug

Flugzeug für die Anreise
Alles muss ins kleine Flugzeug passen

In Inuvik wird umgestiegen: Das letzte Stück Weges zum Horton River geht es weiter im Flugzeug. Die Gruppe belädt die eigens gecharterte DC3 der örtlichen Fluggesellschaft Aklak Air. Die vier Kanus samt Paddeln, Zelten, Seesäcken, Verpflegung inklusive Crew  – alles verschwindet im Bauch der kleinen Maschine.

Der Landepunkt – nach meiner Berechnung exakt 124 Grad 23 Minuten West, 68 Grad 45 Minuten Nord – ist ebenso abgesprochen wie die Koordinaten des Abholpunktes einschließlich des kleinen Zeitfensters, zu dem die Gruppe dort sein will. Falls alles nach Plan läuft. Dann ist alles gut. Aber vergisst uns womöglich der Pilot und funktioniert das Sattelitentelefon nicht, ist alles schlecht. Der Pilot setzt hart, aber gekonnt auf dem Kiesstrand unmittelbar neben dem glasklaren Horton River auf. Diesen Fluss werden in diesem Juli und August wohl nur wir befahren -, so weit ab von allem liegt er. Gegen elf Uhr abends ist es noch immer taghell. Die Sonne brennt vom Himmel. Es ist 25 Grad Celsius, die Luft trocken. Die Zelte sind schnell aufgebaut – die Routine vieler Jahre in der kanadischen Wildnis.

Taghelle Nächte

Mit „Chefkoch“ Gladys bereitet die Gruppe das Abendbrot. Auch abgewaschen wird gemeinsam. Gladys dirigiert. Alle parieren aufs Wort. Später gibt es ein Glas Wein – aber kein Baum, kein Holz, also kein Lagerfeuer. Roger liest ein Gedicht von Robert Service: “Men of the high North.” Terry, der kluge Elektronik-Ingenieur und Tüftler, beschäftigt sich mit seiner Videokamera. Scott geht mit Sohn Daren angeln. Tom liest im Buch „The Lost Patrol“ von Dick North. Der Schlaf ist kurz. Die Kanus werden früh zu Wasser gelassen. Das Packen benötigt viel Zeit. Alles muss sicher verstaut werden. Alles hat seinen Platz. Als es los geht, schlägt Roger mit dem flachen Paddel auf das Wasser und ruft: „Guten Morgen, Horton – hier sind wir!“

Kochen in der Wildnis
Üppige Küche in der Wildnis

Kanu raus Kanu rein

Kanus sind ladefertig
Erst beladen, dann ablegen

Die Expedition beginnt. Das Wetter bleibt schön. Einige Wasserfälle müssen umtragen werden, also raus aus dem Fluss mit den Kanus und wieder hinein – nach beschwerlichem Fußmarsch. Das alles kostet Kraft und Schweiß und Zeit. Kanus ausladen. Kanus einladen. Manchmal heißt es, 1500 Meter hin und her und hin und her. Roger meint, Portagen gehören zum Kanuten. Der dicke Banker Tom ist da ganz anderer Ansicht: „Shit!“ Am dritten Tag sehen wir einen Vielfraß. Am fünften Tag einen seltenen Moschusochsen, der sich gern in den kanadischen Barren Grounds aufhält. In der sechsten Nacht schleicht ein an den Spuren identifizierter Grizzly um mein etwas abseits aufgestelltes Zelt. Je nördlicher wir kommen, desto mehr Wolfsspuren finden sich. Die Smoking Hills qualmen tatsächlich irgendwie schweflig – gefüttert von unterirdischem Jarosit und Lignit.

Stelldichein mit Wolf und Grizzly

Enge, von Felswänden begrenzte Kanäle mit flink fließendem Wasser wechseln mit flachen  weiten Ufern ab, zwischen denen der Horton River eher träge dahin fließt. In einer weiten Flusskurve taucht eine riesige schwarze, im warmen Sonnenlicht tauende Erdwand auf. Gewaltige Brocken fallen in den Fluss. Es knallt und kracht. Das Wasser schäumt. Wer der Wand zu nahe kommt, riskiert Kanu und Leben. Uns gelingt es, Abstand zu halten. Wir schleichen uns quasi vorsichtig mit den Booten davon. Im vorletzten Camp tauchen kurz hintereinander zwei Grizzlies auf. Der erste Bär ist eine stattliche braunschwarze Mama. Sie hütet – eigentlich selten – gleich drei kleine Bärchen. Mama nähert sich dem Lager bis auf sechzig Meter, erhebt sich zu ihrer vollen Größe, wittert und trollt sich in weitem Bogen um uns herum mit ihren drei sich fröhlich balgenden Springinsfelden.

Weite Kanadas hoher Nordwesten
Endlose Weite und nichts als endlose Weite

Endlich die Arctic Sea

Kanadas hoher Nordwesten
Wunder der Evolution und gewaltige Natur

Noch ein Tag. Dann ist es so weit. Rechts ein kleiner Hügel. Ein letzte Wand, die uns vom Nordmeer trennt. Die Kanus werden in Windeseile gesichert, und zu Fuß jagen wir den Hügel hinauf – acht erwartungsvolle Kanuten. Und da liegt das arktische Meer vor uns – die Franklin Bay.

Wir alle, Gladys, Roger, Tom, Terry, Scott, Daren, Valery, wir alle springen mit Klamotten ins Meer. Wir umarmen uns und rufen immer wieder: „We have made it – the Arctic Sea. The Arctic Sea!“

Wichtig zu wissen und Websites

Derart „einfach“ durch die kanadische Wildnis zu reisen ist keineswegs preiswert. Ganz abgesehen vom Flug Frankfurt-Vancouver retour – etwa mit Air Canada. Danach geht es per Inlandsflug nach Smithers, Inuvik oder Whitehorse. Oder man fährt mit dem Auto zu diesen Zielorten. Das ist möglich, kostet viel Zeit, ist aber extrem interessant und einstimmend auf den hohen Norden Kanadas. Allein die Strecke Whitehorse – Inuvik ist 1227 km lang.

Mit Gladys Atrill und Roger McColm lassen sich individuelle Arrangements treffen, aber nur weit im Voraus: Northern Sun Tours in Smithers; www.northernsun.bc.ca; tours@northernsun.bc.ca. Neben den Flüssen Teslin, Yukon und Stikine sind Wind sowie Horton River zu empfehlen. Alle sollten mit einer gewissen Kanu-Erfahrung bezwungen werden. Über die nötige Ausrüstung erteilt jeder Veranstalter Auskunft. Ein Schweizer Anbieter solcher Touren ist Para Tours: www.para-tours.ch; info@para-tours.ch. Hier kostet eine 13-tägige Kanutour auf dem Horton River von und bis Inuvik aktuell rd. 9.300 Euro.

Tipps für die Reiselektüre: Trail to the Interior, R. M. Patterson; Spatsizi, T.A.(Tommy) Walker; Descent into Madness. The Diary of a Killer, Vernon Frolick; The Lost Patrol, Dick North; The Best of Robert Service, Robert Service. Für Vogelfreunde unverzichtbar: National Audubon Society, Field Guide to North American Birds. Für Botaniker: Plants of Northern British Columbia, Andy MacKinnon, Jim Pojar, Ray Coupé.

Viel weniger abenteuerlich, viel näher und gut geeignet zum Einstimmen sind Kayak-Touren auf der britischen Kanal-Insel Guernsey. Selbst totale Anfänger paddeln hier bei Ebbe in den Küstengewässern und werden von Guides vertraut gemacht mit Welle und Strömung. Keine Frage: Paddeln macht die Muskeln müde, an den Händen gibt es Schwielen, aber meist erst einmal dicke Blasen. Nass wird man auch – trotz Funktionskleidung www.outdoorguernsey.co.uk. In Absprache mit Outdoor-Chef Ant Ford-Parker sind Paddeltouren rund um Guernsey möglich – gute Kondition für die Zehn-Stunden-Tour über 25 Meilen vorausgesetzt.

Autor und Fotos Peter Morner (+)