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Japan zum 1. Mal – soweit die Züge fahren

Japan schaut auf mehr als 1000 Jahre Historie zurück, hat sich wichtige Kulturgüter bis heute gut bewahrt, auch in Form traditioneller, immer noch angesagter Spiritualität. Auch junge Frauen in Kimonos sieht man ab und an. Ein Road-Trip per Bahn von Tokio nach Kyoto klappt. Aber Spontanes könnte auf der Strecke bleiben, also Spielraum einplanen.

Tempel Kiyomizu-dera zum Sunset Foto Ulrike Wirtz_9595
Die Sonne geht unter vor dem Tempel Kiyomizu-dera oberhalb von Kyoto

copyright aller Fotos des Beitrags Ulrike Wirtz

Eine junge Frau steht in ihr Tun versunken am Weg, der vom höchsten Punkt des Tempels Kiyomizu-dera bergab führt. Zum Tempel gehören Schreine, Pagoden und eine gewaltige Haupthalle mit Terrasse, die am Mount Otowa in den Higashiyama Hills von Kyoto thront. Seit 798 steht der Kiyomizu-dera am gleichen Fleck, wurde neu gebaut 1633 und ist nun Unesco-Weltkulturerbe. Und ist nur ein Highlight unter den historischen Schätzen der Stadt. Die war immerhin von Ende 8. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts Sitz des Kaisers und Hauptstadt.

der Kiyomizu-dera und sein Heilwasser vom Wasserfall Otawa-no-taki Foto Ulrike_Wirtz_9644
Wer den Kiyomizu-dera besucht, trinkt auch vom Heilwasser des Wasserfalls Otawa-no-taki

An dem Tag im Dezember schieben sich Menschenmassen den Berg hoch zur Halle, der Hondo, und hinab. Der Weg bergan ist etwas mühsam, wird dafür belohnt mit Panoramablick über Kyoto und die immergrüne Hügellandschaft. Nun am späten Nachmittag umso mehr, da genau in Blickrichtung die Sonne untergeht.

Ikonische Tempel in Hülle und Fülle in Japan

Der Weg zur Haupthalle ist ein Rundkurs, führt uns Besucher im Pulk in die gleiche Richtung. Und kaum betritt der Pulk die Terrasse, tut die Mehrzahl wie von Geisterhand geführt das Gleiche: zücken die Smartphones, suchen den passenden Hintergrund, machen ihre Selfies.

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Gedränge und Selfie-Manie am Kiyomizu-dera – die Tempel-Ikone ist Unesco-Weltkulturerbe
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Ein Zen-Moment – als Studentin Dis den Kiyomizu-dera zeichnet

Nicht so die junge Frau in Wetterjacke in Orange. Sie war nach einigen Metern bergab stehen geblieben, sichtlich wegen des guten Blicks zurück zu Halle und Pagode. Aber sie hält statt Smartphone eine Kladde aufgeschlagen in der einen Hand, einen Bleistift in der anderen. Steht da, schaut zurück, sieht in die Kladde – alles in Ruhe – und zieht dann gelassen Striche aufs Papier.

Ihr Tun bringt mir ein ruhiges, gar beruhigendes Bild im quirligen Tempel. Sie so zu sehen bringt mir sogar einen der wenigen Zen-Momente auf meiner ersten Reise durch Japan.

Denn die verläuft seit Ankunft ohne Zeit innezuhalten. Dabei steht das Land in Ostasien traditionell für die Kunst zur inneren Einkehr. Siehe der über 800 Jahre alte Zen-Buddhismus im Zeichen der Meditation. Siehe die seit Jahrhunderten gepflegte Teezeremonie, um Gästen damit die Möglichkeit zu bieten, nach der Ankunft zu innerer Ruhe zu finden. Seit langem ist der Bau von Teehäusern überliefert. Traditionell stehen sie separat, sind schlicht gehalten und somit das Gegenteil prächtiger Pavillons, die in Europa Jahrhunderte später imitiert wurden. Oder die Harmonielehre Feng Shui, die auch als Bauphilosophie weltweit Beachtung findet. Das alles – Zen, Teezeremonie, Feng Shui – sind übrigens Lehren und Traditionen mit Ursprung im ganz alten China.

Roadtrip per Zug nicht nur stau-frei

Solche japan-typischen Zen-Momente sind leider nicht eingeplant für meine Gruppe, unterwegs auf der Klassikerroute von Tokio nach Kyoto mit Abstechern nach Ito und Mount Fuji. Die auch Goldene Route genannte Tour wird für Erstbesucher empfohlen; für mich Japan-Neuling eröffnet sie denn auch wichtige landestypische Highlights. Von Tokio bis Kyoto sind es im Auto 500 Kilometer, mit Abstechern mehr. Wir reisen dagegen per Bahn überall hin, stau-frei, streckenweise sogar mit dem Shinkansen, der mit bis zu 320 Kilometer pro Stunde dahinjagt. Ich lerne: Das macht aber auch unflexibel für Spontanstopps.

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Japaner lieben Hawaii – nennen den Zug der Izukyu-LInie daher Aloha Train

Stau-frei gehen wir auch den Rest des Wegs zum jeweiligen Ziel zu Fuß. Nach dem Motto: so weit die Züge fahren und die Füße tragen. Alles zwar auch machbar. Vorausgesetzt die körperliche Kondition stimmt. Und jemand weiß Bescheid in Bahnhöfen, mit Fahrplänen und Ticketkauf und wie zu Fuß wohin. All das beherrscht Fremdenführerin Masako, unser Guide. Aber gibt sich auch gnadenlos, wenn sie wegen der engen Taktung unserer Agenda beharrt: „Wir müssen weiter.“ Egal, dass am Fußweg ein Traditionsladen mit Messerschmiede lockt wie nahe Mount Fuji oder ein Teehaus in Kyoto oder in Tokio.

Japan – und die Qual der Wahl, was ansehen

Zuerst also Tokio: für Jahrhunderte Fischerdorf, ab 1868 Hauptstadt mit heute gut 13 Mio. Einwohnern. Die Stadt bietet Hotels aller Kategorien, ebenso Shopping, Restaurants und Nachtleben aller Couleur, letzteres speziell im Viertel Golden Gai, dem Künstlertreff. Tokio hat zig Museen, u.a. Schwert-Museum und Tokyo National Museum. Was sich also ansehen? Ein Highlight, wenn es ein typischer angesagter Tokioter Lebensraum sein soll: der Park Meiji Gyoen mit dem Schrein Meiji-jingu nahe angesagtem Wohn- und Flanierviertel Harajuko mit dem Boulevard Omote-Sando und bahnhofsnah.

Den Parkeingang markieren traditionelle meterhohe Tore aus robustem heimischem Zypressenholz – dieses hell belassen statt orangerot bemalt. Der Park erinnert in seiner Idylle an den Central Park in New York und den Englischen Garten in München – die grünen Lungen ihrer Städte, die Lust machen zum relaxten Verweilen, so auch der Meiji Gyoen. Einladend auch sein Teehaus unter mächtigen Bäumen.

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Parkidylle in Tokio – der Meiji Gyoe; sein Tor aus Zedernholz ist nicht in Orange-Rot gefärbt

Es geht aber direkt zum Schrein. Der ist schlicht im Stil und imponiert im tiefbraunen, samtglatten Holz. Der originale Schrein von 1920 wurde im 2. Weltkrieg zerstört, die Anlage jetzt stammt von 1958 und ist vor allem ein Ort des Gebets und von Ritualen, wie schnell erkennbar wird. Zwar finden sich sichtlich auch Touristen ein, aber nicht die Massen wie an der Unesco-Ikone Kiyomizu-dera in Kyoto.

Tokios neues Highlight nach strenger Corona-Zeit

Ein neuer Tempel moderner Baukunst wartet in Tokio seit 2019: der 230 Meter Shibuya Scramble Square mit dem Skydeck – eine Aussichtsplattform verteilt auf den 45. und 46. Stock und angesagt wegen des 360-Grad-Panoramas. Zuvor wartet um die Ecke die Straßenkreuzung Shibuya mit ihren Ampeln und Zebrastreifen, die in vier Richtungen und dazu noch diagonal verlaufen. Die Kreuzung ist berühmt, da sie in Japan, vielleicht weltweit die höchste Menschendichte hervorbringt: Es heißt mal 2.500, mal 3.000 pro Ampelphase. Die Fußgänger wuseln in der Tat hin und her. Ob asiatisch-zivilisiert ohne zu rempeln und drängeln? Na ja, zeigt der Selbstversuch. Der Tower mit der Sky-Plattform eröffnete 2019, also genau vor Corona, und wird nun erst so richtig auch von ausländischen Besuchern stark frequentiert.

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Der Tower Shibuya Scramble Square mit Skydeck auf 250 Meter
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Tokio von oben vom Skydeck mit 360-Grad-Panorama

Taschen sind aus Sicherheitsgründen abzugeben, das Telefon darf mit nach draußen – Instagram-Momente müssen sein. Und der Blick ist tatsächlich so grandios wie versprochen. Von hier oben erinnert Tokio mit Skyscraper-Skyline und grüner Lunge wiederum an New York. Versprochen ist auch, dass bei guter Sicht der Mount Fuji in voller Größe zu sehen ist – der höchste und sogar heilige Berg Japans. Just versteckt er sich leider in Wolken.

Ito und seine heißen Quellen

Der nächste Stopp ist Ito, Hafenstädtchen am Pazifik auf der Halbinsel Izu. Es wird seit Gedenken auch angesteuert wegen seiner heilenden heißen Quellen, genannt Onsen. Doch Ito ist alles andere als ein mondäner Badeort, eher ein Beispiel japanischen Landlebens. Wer im Hotel Laforet Club Ito Onsen ein Zimmer mit „Hot Spring Bath“ bucht, hat die eigene heiße Quelle sogar im Badezimmer. Das Quellwasser strömt nonstop in die Wanne, das Bad entspannt und ermüdet. Da war er – einer der raren eingeplanten Zen-Momente, sogar mit i-Tüpfelchen. Denn: „Wer möchte, kann bei uns im Bademantel im Restaurant speisen. So erlaubt es die Onsen-Tradition“, betont der Hotelmanager.

Wie Reisende vor 100 Jahren in Ito abstiegen, um die heißen Quellen zu nutzen, zeigt das Tokaikan Ryokan. Ryokan steht für Inns im traditionellen japanischen Stil mit Futon-Betten, Tatami-Matten, japanischem Bad und ebensolchem Essen. Das Tokaikan in Ito stammt von 1928, ist heute ein Museum.

Das Tokaikan Ryokan, Ito - von 1928 und nun Museum Foto_Ulrike_Wirtz_8418.jpg
Früher Inn mit heißen Quellen, nun Museum – in Ito das Tokaikan Ryokan von 1928

Es wurde wie anno dazumal üblich aus hellem Holz errichtet, draußen wie drinnen, auch in den früheren Gästezimmern. Die Böden sind mit Tatami-Matten ausgelegt, daher riecht es leicht nach trockenem Stroh. Die wenigen Möbel sind schnörkellos. Obschon echt alt, wirkt alles zeitlos, fast bezugsfertig.

Szenenwechsel. Fuji Mountain – der heilige und höchste Berg Japans

Weil heilig, nennen die Japaner und Insider von jenseits der Grenzen den Berg Fujisan. Der ist 3.776 Meter hoch, ein aktiver Vulkan, zuletzt im Jahr 1707 ausgebrochen, und Kletterer aus aller Welt suchen ihn auf, gesellen sich zu den Pilgern, die sich seit jeher zum Fujiasan begeben. Guide Masako: „Um den Berg zu ehren und den Vulkan gut zu stimmen, errichteten die Bürger im 9. Jahrhundert einen Schrein.“ Namens Fujisan Hongu Sengentaisha und gelegen in den Bergausläufern im Ort Fujinomiya-Shizuoka. Der Aufstieg zum Gipfel wird nur unter Führung der offiziellen Fudji Mountain Guides angeraten. Die Klettersaison ist von Juni bis Oktober.

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Fujisan – der heilige Berg zeigt nicht seine ganze Pracht

Wir nähern uns dem spirituellen Berg über ein Meisterwerk heutiger Baukunst: das Mt. Fuji World Heritage Center, Shizuoka und errichtet 2017. Damit feiern die Japaner die Registrierung des Fujisan als Weltkultur-Erbe anno 2013. Entworfen wurde der Bau vom Stararchitekten Shigeru Bana und seinem Büro.

Fujisan und Spiegelkunst - die Traumarchitektur seines Infocenter Foto Ulrike Wirtz_8735
Fujisan und Spiegelkunst – die Traumarchitektur seines Infocenter macht es möglich

Der Japaner ist in seiner Zunft als Pritzker-Preisträger höchstdekoriert, entwarf zum Beispiel in Brüssel das 2022 fertig gestellte Europäische Parlamentsgebäude Paul-Henri Spaak. Die Gebäude-Architektur des Mt. Fuji World Heritage Center folgt der Form des Bergs, stellt ihn aber auf den Kopf: mit schmaler werdender Kuppe unten und immer breiterem Baukörper nach oben bis zum Flachdach. Die Gebäudeform erschließt sich dem Betrachter aber erst richtig mit Hilfe des großen Pools, der das Gebäude umgibt.

Dessen Wasser spiegelt den Bau – zeigt ihn daher wie den echten Berg mit Kuppe oben. Wie raffiniert und an sich einfach das Spiel von Wasser und Spiegelung. Das verdient Zeit zur Erkundung, ebenso das Gebäudeinnere und die teils virtuelle Ausstellung über fünf Etagen. In der 5. Etage findet sich noch eine Terrasse, die man nicht verpassen sollte. Sie bietet sicher einen der besten Blicke auf den Fujisan. Wer architektur-affin und berg-begeistert ist, der sollte zwei, drei Stunden einplanen.

Sagenhaftes – ein Riesen-Buddha und Hunderte Mini-Hirsche

Uns dagegen treibt es weiter nach Nara – von 710 bis 784 Japans Hauptstadt, also zeitlich direkt vor Kyoto, und von hier heute in gut 30 Zugminuten erreicht. Nara hat mehrere Universitäten und ist Touri-Hot-Spot schon wegen des Todai-Ji, der Tempel des großen Buddha, des Daibutsu.

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Großer Buddha in Nara – schon seine Nasenflügel sind einen haben Meter weit
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Gigantisch – die Halle des Grossen Buddha war im Original von 798 noch ein Drittel größer

Die Figur ist mit 15 Meter Höhe eine der größten Bronzestatuen überhaupt, entstand aus 437 Tonnen Bronze und 130 Kilo Gold. Enthüllt wurde sie 752 – mit der Halle Daibutsu-den, die ihn fortan beherbergte. Das Gebäude stammt in seiner heutigen Form von 1709 und ist immer noch ein Holzbau der Superlative: knapp 49 Meter hoch, 57 Meter breit und das Dach mit 112.589 Ziegeln eingedeckt. Mit ihren Maßen, so heißt es, ist diese Halle noch heute die größte Holzkonstruktion weltweit.

Klein und niedlich sind dagegen am Weg die kleinen Vierbeiner mit und ohne Geweih und erinnern an deutsche Rehe, heißen aber übersetzt Hirsche. Sie laufen frei durch den Park von Nara, der mitten in der Stadt liegt inmitten von Häusern in alter und neuer japanischer Architektur. Die Tiere mit ihrem rauen Fell wollen beachtet und gefüttert werden.

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Naras kleine Hirsche sind heilig und daher geschützt – und sehr zutraulich

Für sie Verträgliches bieten fliegende Händler in Tütchen feil. Guide Masako: „Laut Sage kamen Götterboten und Gottheiten auf ihrem Rücken nach Nara. Daher sind die Tiere geschützt.“ Naturkundlern zufolge begaben sie sich aus den Bergen zum Ort des Futters wegen. Die Hirsche sind wirklich vorwitzig, stöbern zum Beispiel auch in der Handtasche und kramen Papier und Bonbons hervor, während sich andere Hirschlein vom Betreffenden füttern lassen.   

Kyotos mehr als 1000-jährige Vergangenheit

Kyoto: Liegt 500 Auto-Kilometer südwestlich von Tokio und zählt zählt heute gut eine Mio. Einwohner.  Die Stadt gilt als Höhepunkt Japans bei Tradition und Historie. Schließlich hatte der Kaiser in Kyoto über 1000 Jahre seinen Sitz, konzentrierte sich hier die Staatsmacht. Die Stadt war daher die Heimat der kaiserlichen Kämpfer, der Samurai, sowie der Shogune, wie hohe Militärs zur Kaiserzeit hießen. Aus der Zeit sind viele Kulturgüter bzw. Kulturtechniken erhalten: etwa das Können im Bogenschießen, die Kunst im Schmieden von Messern und Schwertern, die Traditionen innerer Einkehr, das Handwerk im Schneidern von Kimonos etc. Und das alles wird an vielen Orten im Land weiter kultiviert. Wie schön wäre zumindest ein Blick in einen Kimono-Laden mit Verkauf und Verleih und sogar Second-Hand-Ware. Von den Läden gibt es etliche von Tokio bis Kyoto; schade, dass es nur beim Blick aufs Reklameschild bleibt.

Ein Muss ist der Palast Nijo-Jo in Kyoto – schon wegen seines Schatzes original alter Bilder und Abbildungen zu altjapanischen Fertigkeiten und Lebensstil. Bilder beziehen sich auf die Ära vor und nach 1603, als der Palast erbaut wurde vom ersten Tokugawa Shogun, also ein wichtiges Mitglied der seit Jahrhunderten gefeierten Tokugawa Krieger des Kaisers.

Und dann der Park des Palastes. Hier setzt sich die Zeitreise nahtlos fort, da so erhalten wie einst geplant vom berühmten Landschaftsarchitekten, Teemeister und Ikebana-Arrangeur Kobori Enshu (1579-1647). Der Spaziergang ist Seelennahrung – dereinst für Krieger und heute auch für eilig Reisende.

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Der Ninji-Palast – welch pompöses Entree
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Der Ninji Palast und sein inspirierender Park

So geht es immer weiter in Kyoto, immer wieder lässt sich in Traditionell-Altes eintauchen und das alles ohne Virtual Reality-Brille. So ist es auch zum Beispiel im Stadtviertel Gion, dem Unterhaltungsdistrikt mit Ursprung im 17. Jahrhundert. Die Gebäude sind historisch, ebenso die Restaurants und die Teehäuser, die dereinst Reisenden auf dem Weg zum nahen Yasaka-Schrein zur inneren Ruhe verhalfen.

Die Tradition der wirklichen Geishas lebt

Gion war immer auch ein Viertel der Geishas – und ist es noch heute. Denn manch altes kleines Teehaus in einer schmalen Gasse im Hanamikoji Dori beherbergt nun eine Geisha-Schule, wo die Anfängerinnen Maiko und wenn fortgeschritten Geiko genannt werden. Guide Masako: „Von Geishas existiert oft ein falsches Bild. Sie sind Botschafterin der alten Kultur bei Tänzen, Instrumenten und Gesang. Das erlernen sie in den Schulen.“ Und man könne ihre Darbietungen bei Kulturfestivals erleben und seriösen Events. Das Schulleben spielt sich hinter verschlossenen Türen ab. Doch manchmal braucht es nur etwas Glück – und im abendlichen Schein schwacher Straßenlampen huscht eine schmale Gestalt im Kimono vorbei.

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Nur schnell vorbei – Schülerin einer traditionellen Geisha-Schule im Viertel Gion in Kyoto

Andererseits gehören junge Damen im traditionellen Kimono durchaus zum Straßenbild nicht nur in Kyoto, hier aber sind auffallend viele unterwegs, aber nicht weil Geisha oder Schülerin. Vielmehr zeigen junge Damen so ihr Traditionsbewusstsein; oder putzen sich zu besonderen Anlässen heraus; oder brauchen Instagram-Taugliches – oder alles zusammen. Sie flanieren durch den modern-bombastischen Komplex mit Hauptbahnhof, Luxusboutiquen und jeder Menge angesagter Restaurants; tippeln durch den heimeligen Bambus-Hain Arashiyama, dessen Bäume so perfekt wachsen, dass sie den Besucher wie ein Raum mit Bambustapete umfangen; oder bewegen sich durch die Tempelanlage Kiyomizu-dera. Ob sie sich bis zur Halle bergauf mühen? Zu sehen ist gerad’ keine. Das dürfte für die Damen in den zum Kimono passenden Slipper beschwerlich sein. 

Oben steht die in ihr Tun versunkene Zeichnerin. „Darf ich mal stören?“, frage ich sie. Sie lächelt, sagt: „Ja klar.“ Das alles auf Englisch. Ob ich sehen dürfe, was sie zeichnet? „Of course.“ Die Zeichnerin skizziert gut erkennbar die Pagode des Kiyomizu-dera, die vor der Halle empor ragt. Daneben hat sie weitere Motive verewigt. Ob sie Malerin sei? „Nein, ich studiere Architektur.“

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Am Kiyomizu-dera – Architektur-Studentin Dis zeichnet lieber

Wir machen uns bekannt. Sie: „I am Dis from New Castle in England.“ Und sei seit Juli, seit ihrer Prüfung an der Uni in England unterwegs – „seither reise ich durch Asien, nun Japan, zuvor Thailand.“ Und dann? „Nächste Woche geht’s heim. Dann ist Weihnachten.“ So viel Zeit zu reisen – das ist natürlich purer Luxus.

Websites und weitere wichtige Info:

Japan erstreckt sich auf mehr als 3.000 Kilometer am Pazifik entlang – über Tausende Inseln, davon vier Hauptinseln. Das Land hat gut 120 Mio. Einwohner, seine Großstädte heißen Tokio, Yokohama, Osaka etc. Als Industrienation gehört Japan zur Top Ten weltweit. Landschaft und Klima variieren von hochalpinen Gefilden im Nordosten mit Nagano und Sapporo (beide geläufig als Orte Olympischer Winterspiele) über Klima in der Mitte wie in Mitteleuropa bis zu den Tropeninseln im Südwesten wie Yaeyama mit Sandstränden und Tauchrevieren.

Websites für Reisende zu Japan www.japan.travel/de/de; www.japan-guide.com. Zu World Heritage Center am Mount Fuji https//:mtfuji-whc.jp. Zu Biketouren; dafür ist Kyoto anders als andere Städte passabel aufgestellt www.kctp.net

Flug: Nonstop nach Japan fliegen die deutsche Lufthansa www.lufthansa.com und die japanische Ana www.ana.co.jp. Mit Stopp in Taiwan, Insel zwischen China-Festland und Japan, und Möglichkeit zum Stopp-Over auf der Insel fliegt ab München die taiwanesische Eva Air https://evaair-deutschland.de (siehe Lebensart-Reise vom 1.8.2022).

Die Recherchereise für den Beitrag wurde von der Fluglinie Eva Air sowie von Hotels und Fremdenverkehrsämtern vor Ort unterstützt. Das hat keinen Einfluss auf den Inhalt des Beitrags.

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