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Südstaaten-Küste – Teil 2- Louisiana zwischen Sumpf, Marsch und Meer

Der Südstaat war im Südwesten bis zur Golf-Küste einst teilweise Niemands-Land. Heute gefallen am Weg hierher historische Gemäuer und Garten-Zauber. In alten Tanzhallen steppt der Bär, und wer will, tanzt mit. Sümpfe und Marschen sorgen für Begegnungen mit Alligatoren – sicher vom Boot aus. Und am Meer warten Sandstrände ohne Bettenburgen und Beach Boulevards. Ein Road-Trip als Rundkurs mit Rekord.

Erst kurz nach Norden, dann gen Westen

Die Sonne ist untergegangen am Lake Pontchartrain an diesem Mai-Abend. Der See dehnt sich von New Orleans nord-westlich aus. Und sein Wasser droht bei Hurrikans New Orleans im Südosten des Sees zu überfluten, so dass sechs Meter hohe Deiche errichtet wurden. 2005 vergebens, als Hurrikan Katrina Deiche brechen ließ und New Orleans von Flutwellen des Lake Pontchartrain getroffen wurde.

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Typisch an Bayous, Seen und Golf-Ufern – Häuser auf Stelzen, um den Flutwellen zu trotzen Foto Ulrike Wirtz

An dem Mai-Abend ist aber kaum Wind, es sind noch Wochen bis zur Hurrikan-Saison, und am nordöstlichen Seeufer schwappt das Wasser leicht gegen die steinerne Befestigung. Einige Boote sind auf dem Wasser unterwegs. Das ist schön anzusehen vom Logenplatz: der Balkon des Restaurants Rips on the Lake, gelegen am nordöstlichen Ufer im Städtchen Mandeville. Als Sun-Downer gibt‘s Cocktails, vielleicht Vodka Gimlet oder Rips Hurricane, aber dann doch lieber einen Sauvignon Blanc.

# New Orleans – IS 10 West, Pontchartrain Causeway North, LA 1087 East – Mandeville – 50 KM

Der See und Mandeville ist der erste Stopp des Road-Trips mit Rundkurs durch Louisianas Südwesten bis zur Küste des Golfs von Mexiko. Der Trip führt wegen Lake Pontchartrain erst kurz gen Norden – mit Start in New Orleans. In der ikonischen Südstaaten-Metropole stimmte der Trip mit angesagten Musts ein: blaue Stunden mit Jazz und Blues-Musik, mit Entdeckungstouren tagsüber durch das dann ruhige Amüsierviertel French Quarter und seiner berühmten Bourbon Street und illustren alten Häusern im Viertel. Und dazu der absolute Kontrast: der seit dem Civil War (1861-1865) angesagte Garden District von New Orleans mit schattigen Alleen und Villen in alter Südstaaten-Pracht, die unter Denkmalschutz stehen. Einige stammen noch aus dem frühen 19. Jahrhundert, von vor dem Krieg also, und sind schön restauriert. Sehr empfehlenswert: eine Tour mit Guide.

Ultimative Seebrücke

Danach geht es auf dem Weg nach Südwest erst über den Lake Pontchartrain. Es gibt zwei Optionen bei der Route – eine über die Interstate IS 10 East am östlichen Seeufer vorbei und am Ende des Sees links ab auf die IS 12 West. Die zweite Option folgt geradeaus gen Norden dem Lake Pontchartrain Causeway – und ist unsere Wahl, da als Rekordstrecke ultimativ für Road-Trip-Fans. Denn der Causeway ist eine Seebrücke und 38,442 Kilometer (23,75 Meilen) lang, führt die ganze Distanz immer nur über Wasser und ist damit die längste Seebrücke ihrer Art in der Welt. So nachzulesen etwa im Guinness-Buch der Rekorde.

Zum Vergleich: Aktuell entsteht im Ostsee-Bad Prerow eine 720 Meter lange Seebrücke, ist damit die längste über die Ostsee. Oder man stelle sich eine 40 Kilometer lange Brücke über den Bodensee vor. Der hat jedoch nur 536 Quadratkilometer Fläche. Lake Pontchartrain, der vom Mississippi River gespeist wird, misst mit 1839 Quadratkilometer gut das Dreifache. Die Autofahrt über diese Brücke ist mein persönlicher Rekord, da bisher nicht 40 Kilometer im Auto nur über Wasser gefahren. Den Trip begleitet noch dazu das Gefühl, als gleite der Wagen auf dem Wasser dahin wie ein Boot.

Das Gefühl stellt sich ein, weil die Wasseroberfläche zum Greifen nah scheint, da die Brücke so niedrig ist. Und da auch ihre Gelände so niedrig sind, verstellen sie kaum den Blick aufs Wasser. Als i-Tüpfelchen führt die Brücke in der Mitte über den riesigen See, d.h. rechts und links, vorne und hinten vom Auto nichts als Wasser. Kilometer für Kilometer. Nun danach am Abend stellt sich dank Logenplatz eigentlich Entspannung ein. Die Rekordbrücke ist aber am Horizont an Autolichtern erkennbar. Die wirken wie eine Prozession Glühwürmchen, aber mit Lücken je nach Abstand der Autos. Die Lücken werden größer je später der Abend. Bei dem Anblick stellt sich kurz erneut das mulmige Gefühl von der eigenen Fahrt wieder ein.

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Nachts mehr Fata Morgana als Rekordhalter – die längste Seebrücke der Welt über den Lake Pontchartrain Foto Ulrike Wirtz

Gut, dass jetzt Kellner Billie gedünsteten grünen Spargel zu frischer See-Forelle serviert. Der Gang davor war Krebssuppe auf Basis von Senf-Sahnesauce. Derweil kommt Roslyn F. Prieto, die Restaurant-Chefin, auf einige Worte an den Tisch, fragt, ob es schmeckt, erzählt von den Anfängen ihres Lokals.

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Das Rips on The Lake serviert Meeresgetier fangfrisch – hier seine Shrimps Foto Ulrike Wirtz

Zeigt dann in Richtung Brücke. „Die siehst Du im Dunkeln nicht ohne Autos.“ Und weiter: „Manchem unserer Gäste ist die lange Fahrt nur über Wasser nicht angenehm. Sie kommen daher lieber den längeren Weg am östlichen Seeufer entlang. Wie früher.“ Sie meint vor 1956, da wurde die Brücke über die Seemitte erbaut. Roslyn hat ihr Lokal im Jahr 2000 übernommen. „Anfangs bin ich auch nicht gern über den See gefahren. Nun bin ich dran gewöhnt. Und wohin fahrt Ihr als nächstes?“ Ich: „Durch den Südwesten.“ Sie: „Ihr sucht bestimmt nach dem Niemandsland. Da seid Ihr selbst nahe der Golf-Küste auch heute ziemlich allein.“

Noman‘s Land – das Areal lag Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen Louisiana und Texas. Hier herrschte Gesetzlosigkeit, was Piraten und windiges Volk anzog. Der Grund für fehlende Regeln waren Streitigkeiten über die Aufteilung des Areals zwischen den USA und Spanien, beide damals die Herrscher in der Region. Die reichte der Länge nach von der heutigen Stadt Shreveport im Binnenland bis zur Golf-Küste im Süden. 1821 beendeten die Kontrahenten den Zustand per Vertrag. Roslyn: „Nun gingen immer mehr europäische Siedler dorthin. Aber die Küste und die Region davor blieben weiterhin fast menschenleer. Da ist es noch wie früher.“ Und meint natürlich nicht die Gesetzlosigkeit, sondern die Natur der Marschen und Sümpfe und die einsame Meeresküste.

# Mandeville – US 190 South, IS 12 East – Honey Island Swamp Tours Crawford Landing – 40 KM

Doch erst locken Marsch- und Sumpfland nahe Lake Pontchartrain. Auch hier ist viel typische Flora und Fauna alter Zeiten zu sehen, weil viel Naturschutz einzog und das, obschon unter Land und Wasser bis hin zum Meer und unter dem Meeresboden Öl gefördert wird. Mit dem Schutz der Natur kam das lizensierte Geschäft für Bootstouren mit Guides durch Sümpfe und Marschen und sind ideale Exkursionen.

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In den Sümpfen fährt man sicherer im Boot mit Captain, hier von Veranstalter Honey Island Swamp Tours Foto Ulrike Wirtz

Ein Anbieter seit 1982: Dr. Wagner’s Honey Islands Swamp Tours in Slidell, ein Nachbarort von Mandeville. Bei Dr. Wagner ist die nächste Generation am Ruder, Paul und Brenda Trahan. Paul: „Wir folgen dem ökologischen Ansatz von Dr. Wagner. Er war Geologe und Naturschützer. Die Boote heute sind aus leichtem Aluminium und flach wie eine Flunder und befahren die seichten Gewässer schonend.“

 Früher menschenfeindliche Wildnis, heute Naturparadies

Während er erzählt, legt Paul mit 15, 16 Leuten an Bord ab, erklärt, dass er zunächst ein Stück über den Pearl River fährt, dann abbiegt in kleinere verzweigte Wasserläufe. „Ihr wisst es wahrscheinlich – die Wasserläufe der Südstaaten heißen Bayous. Die sind überall im Süden von Louisiana. Dazwischen liegen Asphaltstraßen – mal breiter, mal schmal, aber breit genug für ein Auto. Captain Paul danach eher rhetorisch: „Könnt Ihr Euch das frühe Leben hier vorstellen?“ Erst das der First Nations der Indianer, später der Europäer. „Alligatoren, Schlangen, giftige Pflanzen, Sümpfe und kaum Wege. Es war tropisch-heiß, Regen fiel en Masse. Und überall Mücken.“ Dass es heute genügend Straßen gibt, ist auch der Ölindustrie geschuldet, die gute Infrastruktur brauchte.

Dösende Alligatoren

Unterwegs im Boot stellt sich zunehmend als angenehm heraus, dass die Swamp-Tour von der sicheren Position eines Profiboots mit Guide stattfindet. Denn in den Bayous ist alles dicht bewachsen, Ufer sind nicht mehr erkennbar, stattdessen Wasser, Sumpf und Marsch.

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In den Bayous herrscht oft eine Stille, die man zu hören glaubt Foto Ulrike Wirtz

Da bleibt die Orientierung für Fremde schnell auf der Strecke. Und schon blinzelt einen ein Alligator aus wachsamen Augen an. Dabei scheint er zu dösen. Sie leben hier dank des hohen Süßwassergehalts (fresh water). Ebenso Schildkröten, von denen manche stoisch in der Morgensonne auf Baumstämmen ruhen. Nutrias paddeln vorbei. Am Himmel ziehen Vögel aller Art, auch Pelikane, ihre Bahnen. Auch Adler und Eulen sind heimisch. Im Wasser zeigen sich Seelilien im Naturschauspiel in ihrer exotischen Pracht. Bizarr wirken die Sumpf-Zypressen – wegen ihrer fürs nasse Umfeld entwickelten Wurzeln, die wie tote Baumstümpfe aus dem Wasser ragen.

Versteckt leben im Bayou

Dass Sehenswertes aufs Boot und seine Gäste zukommt, merkt man daran, dass der Kapitän den Motor drosselt, bis es lautlos nur noch im Schneckentempo weitergeht. Und so taucht auf einmal ein Häuschen auf hohen Stelzen auf, mit kleinem Bootssteg und Terrasse. Und das mitten im Outback. „Hier wohnten früher sogar Familien mit Kindern, die per Boot zur Schule gebracht wurden“, erklärt Captain Paul. „Heute sind das Wochenenddomizile und gehören meist noch den früheren Siedlerfamilien. Die halten daran fest. Daher können hier Fremde kaum etwas kaufen.“ Früher hier leben hieß kein Strom, Telefon oder TV, bis sich das mit Generatoren und Mobilfunk änderte. „Viele Häuser gibt es in den Bayous aber sowieso nicht.“ Und manche sind sichtlich Ruinen, zerstört durch Hurrikans, wie Paul erklärt.

# Honey Island Swamp Tours – US 190, US 11, Bayou Lane – Restaurant Palemettos on the Bayou – 10 KM

Mit dem Boot ginge es gut weiter zum Lunch im angesagten Palmettos on the Bayou in Slidell. Es liegt im Grünen direkt am Bayou Bonfuca – und hat einen Anleger, da oft Locals den Weg übers Wasser nehmen. Zumal Boote reguläres Verkehrsmittel sind. Wir nehmen das Auto wie viele andere das tun. Der Parkplatz ist gut besucht, das Lokal auch. Es ist in der Tradition der Südstaaten aus Holz und mit diversen Terrassen gebaut. Auf seinen Tischen drinnen liegen feine Stoffservietten.

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Das Restaurant Palmettos on the Bayou serviert fein drinnen und casual draußen Foto Ulrike Wirtz

Die Terrassen haben Böden in rustikalen Holzbohlen und sind ebenso rustikal möbliert. Hier wird casual serviert, ob Lunch, Dinner und am Wochenende Jazz-Brunch. Die Speisekarte führt gegrillte Austern, Fisch fangfrisch oder Rib-Eye, ebenso in Öl frittierten Alligator, sprich fried. Alligator ist typisch in Louisianas Küche, ebenso fried, ob Fleisch oder Gemüse. Ebenso typisch: „pan tossed“ – sprich in der Pfanne Gebackenes.

# Restaurant Palemettos – IS 12 West, IS 10 West, links ab HW 90 Süd – Lafayette – 240 KM

Mit der nächsten Etappe geht es auf einen langen Schlag in den Südwest und das fast immer geradeaus bis zur Stadt Lafayette. Sie hat 120.000 Einwohner, eine Universität mit Campus-Idylle und rund 19.000 Studenten. Am Weg war Baton Rouge, Louisianas Hauptstadt mit 227.000 Einwohnern und alles andere als verträumt wie Lafayette , links liegen geblieben. In Lafayette reist es sich gerade auch auf den Spuren der Acadians, die frühen Siedler mit französischer Abstammung.

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Lafayettes Uni-Campus nach den Graduation-Tagen – etwas Spaß in rotem Talar darf nun sein Foto Ulrike Wirtz

Überall begegnet einem daher der Begriff Acadians. Mit ihnen haben denn auch noch heute Sprache, Kochstil und Kultur viel zu tun. Die ersten Acadians kamen um 1750 in die Region – nach weiten Umwegen, waren sie doch zuerst ins heutige kanadische Nova Scotia emigriert, von dort in die Karibik oder zur Ost-Küste der USA umgezogen und kamen erst danach in Louisianas Südwesten.

Lafayette und die Acadians

Die Acadians fanden hier eine Welt von Bayous, Sümpfen und Marschen vor – ähnlich wie die Siedler im Südosten von Louisiana, wo unser Road-Trip startete. 1820 wurde die Stadt Lafayette gegründet, anfangs unter dem Namen Vermilionville und umgetauft in Lafayette 1823. Das geschah in Erinnerung an den französischen Ahnen  Marquis de la Fayette: dereinst Held der amerikanischen und französischen Revolution und in USA dem General George Washington zu Diensten, der erste Präsident der USA von 1789 bis 1797. Lafayette war Knotenpunkt für Eisenbahn und Handel und Ausgangspunkt vieler Acadians, die weiterzogen ins Noman’s Land, nachdem es gesetzlich geregeltes Terrain wurde.

Kulturelles Erbe

Die University of Louisiana at Lafayette entstand 1898. Ihre Gebäude und ihr Park stammen teils noch aus diesen Anfängen und geben dem Campus eine ansprechend alt-ehrwürdige Atmosphäre. Heuer ist Sonntag, Campus und Park sind fast menschenleer. Betrieb ist dagegen in Downtown mit dem Architektur-Mix aus ansehnlich-alten Gemäuern neben einigen wenigen gesichtslosen Bürohäusern. Große alte Bäume spenden Schatten. Das Wall Street Journal wählte kürzlich Lafayette zur Happiest City in America, das Gallup Institut zur Most Optimistic City. Das ist nachvollziehbar, ist das Flanieren angenehm, die Lokalszene ansprechend und die Auswahl an Boutiquen vielfältig. Ein spezieller Anziehungspunkt ehrt die frühen Siedler: das Acadiana Center for the Arts – kurz ACA – in der Vermilion Street im modernen Glasbau.

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Das Bild The Empress (Öl auf Leinwand) ist eine Leihgabe der Jonathan Ferrara Gallery für das Acadian Center of Arts in Lafayette Foto Ulrike Wirtz

Es ist Location für Meetings, Ausstellungen und Festivals und dient zugleich als Kunst-Galerie, um Maler auch aus der Region zu fördern. Es wird als Non-Profit-Organisation getragen von acht Landkreisen im Südwesten, darunter Parish Acadia und Parish Vermilion (Parish ist so etwas wie ein Landkreis in Deutschland). Ausgestellt sind zeitgenössische Keramiken und Malereien, oft mit Bezug zur afrikanisch-französisch-spanischen Tradition in Louisiana. Dazu passt, dass in Lafayette an fast jeder Ecke das typische Französisch des Staats zu hören ist, wie schon in New Orleans. Und wie schon dort ist dem gesprochenen Wort mit deutschem Schulfranzösisch kaum zu folgen.

# Lafayette – HW 90 South – Vermilionville, Fisher Road – 20 KM

Der alte Name Vermilionville lebt heute fort 15 Autominuten südlich von Lafayette: im anschaulichen Open-Air-Museum namens Vermilionville. Es wurde 1990 als Kopie eines historischen Orts der frühen Acadians am Bayou Vermilion erbaut, um die früheren Lebensumstände der Siedler zu zeigen.

Historisches Dorf mit Tanzpalast

Das geschieht mit original alten Häuschen bzw. hübschen Nachbauten und mit typischen originalen Möbeln. Mit Fotos und Infotafeln, zum Beispiel zu den früheren Baustoffen Schlamm, Moss und Zypressenholz. Mit traditioneller Kleidung, Kochutensilien und Geräten, auch von früheren Fallenstellern, die im Sumpf ihrer Arbeit nachgingen, und von Bootsbauern, die die nötigen Fortbewegungsmittel für die Bayous fertigten.

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Vermilionville bildet die neue Welt für die Siedler im 19. Jahrhundert ab – hier ein Webstuhl Foto Ulrike Wirtz

Das Vermilionville informiert, dass weitere Siedlergruppen in die Region zogen: Briten, Deutsche und einstige Sklaven afrikanischer Herkunft, die sich seit ihrer Befreiung durch den Bürgerkrieg ab 1865 an den Bayous im Südwesten niederließen.

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Vermilionville – der einstige Austritt war mit drei Sitzen nicht intim, aber effizient Foto Ulrike Wirtz

Le Bal du Dimanche

Und was ist da los im hallenartigen Gebäude? Seine Türen gehen ab und an auf, Musik ertönt, wird laut und wieder leise, wenn die Türen wieder zufallen. Performance Center steht am Eingang. Drinnen wird getanzt – „wie früher immer an Sonntagen. Come on, do it“, ruft ein Herr im Vorbeitanzen dem Neuankömmling zu. Alt und Jung schieben sich im Paartanz über das hölzerne Parkett. Andere steppen allein für sich umher – klack, klack, klack. Wer will, tanzt mit. Das mehr oder weniger gekonnte Treiben folgt der Musik von Fideln – live gespielt von einem Duo. Auf Plakaten ist zu lesen, wer bei nächsten Events auftritt: Namen, die unsereins nicht kennt. Die Events heißen traditionell-glamourös Le Bal du Dimanche,  auch der Ball an diesem Sonntag im Mai. Aber statt Robe tun es heuer auch Jeans und T-Shirt.

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Vermilionville – das idyllisches Schulhaus erinnert an harte Zeiten Foto Ulrike Wirtz

Die Musiker demnächst spielen, wie Fotos des Programms zeigen, außer Geige auch Akkordeon – auch das in Tradition der aus Europa stammenden Arcadians. Und ganz anders als die Tradition des Blues, Gospel und Soul in den Südstaaten: das kulturelle Erbe der einst versklavten African Americans. Deren Musik lässt sich gut auf dem Mississippi Blues Trail von Louisiana bis in den östlichen Nachbarstaat Mississippi genießen, also nicht nur in Musik-Venues in New Orleans. Aber nicht zu verwechseln mit dem African American Heritage Trail: Der befasst sich mit dem Leid und Leben der Sklaven. Aber das sind andere Geschichten und Orte (siehe dazu Lebensart-Reise vom yxyx und vom xyxy)

# Vermilionville – HW 90 South (Richtung Morgan City) – New Iberia – 40 KM

Das nächste Ziel ist südlich von Vermilionville und Lafayette das Städtchen New Iberia, gegründet 1765. Hier lässt sich bequem durch mehr als 100 Millionen Jahre Erdgeschichte reisen, nämlich in den Rip van Winkle Gardens mit Villa: das Joseph Jefferson House; und am Lake Peigneur: ein See, der bei einem desaströsen Unfall 1980 auf einmal verschwand. Daran erinnert heute ein aus dem See ragender Kamin. Jeder kann auf diese Zeitreise gehen, da Garten, Villa und See gegen Eintritt offenstehen – anders als früher, als Villa, Jagdgründe und See ein in der Wildnis verstecktes Prachtdomizil für die Ferien waren.

Von der Wildnis zur Idylle

Doch der Reihe nach. Vor rund 165 Mio. Jahren: entstand ein Salt Dome im Innern der Erde nahe New Iberia, so offizielle geologische Zahlen. Hinzu kamen See und Eiland und das alles in Einsamkeit. 1870: Damals baute Joseph Jefferson – der bekannteste Comedian seiner Zeit, weit gereist und verliebt ins Jagen – auf der Insel eine Villa von viktorianischer Opulenz und nutzte sie einige Monate im Jahr vor allem für sein Hobby. Bis heute ist hier alles Idylle. Wie zu Jeffersons Zeiten ruht seine Villa inmitten alter Eichen, thront im ansonsten flachen Land ganz ungewöhnlich auf einer kleinen Anhöhe – wegen des Salz-Doms.

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Die Villa Jefferson stand am Beginn der berühmten Rip Van Winkel Gardens Foto Ulrike Wirtz

Im Haus umgab sich Jefferson mit französischen Empire-Möbeln. „Die sind original aus seiner Zeit. Und hier die Tapeten – sie sind auch original und von Hand gemalt“, so Guide Madeleine bei der Tour durch das Anwesen. Unter dem schattigen Vordach der Villa mit Terrasse laden auch heute Schaukelstühle antiker Art zum Relaxen ein. Madeleine: „Hier tauschte Jefferson mit Gästen Anekdoten von der Jagd oder von seinem Künstlerleben aus. – And so on.“ Viele Jahrzehnte später seien innerhalb des Salz-Doms Minen und ihre Höhlen entstanden, um das Salz abzubauen. „Der Abbau endete 1980. Mit der Jagd war es seit den 1950er Jahren vorbei“ (Madeleine).

Stattdessen entstand auf dem Areal 1950 nämlich ein Zaubergarten, der die Villa auch heute auf mehr als 800 Acres (rund 323 Hektar) umgibt, angelegt vom späteren Eigentümer John Lyle Bayless Junior. Und benannt nach der Erzählung von US-Schriftsteller Washington Irving über einen Bauern namens Rip Van Winkle, der sich aus England emigrierend in den Bergen von New York State sieht und in einen Zauberschlaf fällt und nach 20 Jahren erwacht – nun als freier Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Selbiger Joseph Jefferson spielte den Rip Van Winkle als seine Paraderolle in einer Adaption für Schauspielbühnen.

Zurück zu John Lyle Bayless Junior. Der baute in seinem feinen Garten auch ein gläsernes Konservatorium. Madelaine: „Darin wuchsen seinerzeit mehr als 3000 exotisch-tropische Pflanzenspezies.“ Im Garten, besser Park stolzieren heute Pfaue umher, spreizen ihr prächtiges Federkleid, ohne sich vor Jägern fürchten zu müssen. Blumenrabatte, Hecken, Rasen und Bäume – alles ist kunstvoll angelegt.

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Mit Kunstwerken gekonnt gestaltet – die Rip Van Winkle Gardens sind einfach schön Foto Ulrike Wirtz

Skulpturen sind mit Sichtachsen gekonnt in Szene gesetzt. Ein japanisches Teehaus ist zu bewundern, ebenso ein altes Schulgebäude, alte Unterkünfte von Personal der Mine und eine Scheune für alte Kutschen, genannt das Acadian Carriage House. Der Garten reicht bis ans Seeufer. An einer Stelle ragt dann eben besagter Kamin trotz Wellen unübersehbar aus dem See empor.

Aus dem Desaster zu neuer Idylle

Madeleine klärt auf: Dass nämlich der Kamin zu einem von Bayless Junior neu erbauten Haus gehörte. Dass ein Bohr-Rigg der Firma Texaco auf dem See fahrend einen Teil der Mine der Diamond Crystal  Salt Company versehentlich rammte und zwar derart, dass sich ein Loch mit Vakuumeffekt auftat, so dass ein Sog entstand und alles in seiner Nähe in die Tiefe saugte bzw. einstürzen ließ. Dass der See sich in Kettenreaktion des Sogs komplett in die unterirdischen Öffnungen ergoss, dass Boote nun ohne Wasser unterm Kiel trocken fielen, auf dem Boden des Sees zerschellten und das Haus von Bayless Junior in den Krater stürzte, ebenso das Konservatorium.

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Nur ein Kamin blieb – sonst ist vom Desaster nichts mehr zu sehen Foto Ulrike Wirtz

Nach dem Desaster musste der Verursacher den leeren See wieder füllen lassen – zum heute 3.000 Acres (1.200 Hektar) großen Gewässer. Der See trägt viel zur heutigen Idylle bei, jedenfalls oberflächlich betrachtet.

# New Iberia – HW 90 West, HW 14 nach Abbeville, dann HW 82 West – Cameron  – 180 KM

Hinter New Iberia tun sich erneut Bayous, Sümpfe und immer mehr Marschland auf, je näher das Meer kommt. Folgte man nun dem HW 90 East, kämen die Städtchen Houma und Morgan City, wo Werften Schiffe und Bohrinseln bauen, wo von kleinen Marinas Flotten von Shrimp-Fischern ausschwärmen und ebenso Bootstouren durch die Flora und Fauna starten, Alligatoren inklusive (siehe Lebensart-Reise vom 7. Dezember 2023).

Unser Roadtrip folgt aber dem HW 82 West, der auf gut 200 Kilometer an der Golf-Küste vorbeigeht, bis Texas beginnt. Hier war einst das Noman’s Land, von dem Roslyn sprach. Und beschert immer noch eine Einsamkeit und dazu einen scheinbar nicht endenden wollenden Weitblick. Marschland liegt auf der einen Seite des HW 82 West, auf der anderen Straßenseite das Meer. Louisianas Sandstrände hier im Südwesten heißen Constance Beach, Little Florida Beach oder Holly Beach.

Und weit und breit keine Bettenburgen und Beach Boulevards wie andernorts so oft an der Golf-Küste. Wohl gibt es einen kleinen Store, um Beach Toys auszuleihen und etwas für den täglichen Bedarf einzukaufen wie etwa am Holly Beach.

Die Fahrt durch das einstige Noman‘s Land ist mangels Einsamkeit und Verkehr sogar so beschaulich, dass sich die bange Frage stellt: Wieviel Sprit ist im Tank? Der Blick auf die Tanknadel beruhigt, der Tank ist fast voll. Wasser- und Essensvorräte sollten auch immer reichlich an Bord sein. Wie erst mögen sich anno 1821 die Siedler auf ihrer Reise hierher in ihre neue Heimat gefühlt haben. Heute liegen am Weg ab und an Häuschen auf den typischen Stelzen, um damit den Flutwellen bei tropischen Stürmen und den noch stärkeren Hurrikans zu trotzen.

Das Örtchen Pecan Islands

Dann kommt auf einmal eine Ortschaft namens Pecan Islands, zählt laut Ortsschild 300 Einwohner und ist auch Adresse des Rockefeller Wildlife Refuge. In dem Naturschutzgebiet sind Stege ausgelegt, um trockenen Fußes Flora und Fauna bestaunen zu können. Es darf – kontrolliert – gejagt und gefischt werden. Für dieses Wildlife Refuge stiftete der Industrie-Magnat Rockefeller 1919 dem Bundesstaat Louisiana 86.000 Acres (35.000 Hektar). 1955 begann die Organisation des Wildlife Refuge, für den Naturschutz am Ort in Marschen und an Küsten wissenschaftlich zu forschen, tut das nach wie vor und kooperiert dabei zum Wohl der Region auch mit vor Ort tätigen Mineralöl-Gesellschaft. Das und vieles mehr ist auf der Website des Rockefeller Wildlife Refuge nachzulesen.

Das Örtchen Cameron

Der nächste Ort kommt 24 Kilometer weiter, heißt Cameron und hat 315 Einwohner. Gut doppelt so viele Menschen lebten in Cameron, bevor die Hurrikans Rita 2005 und Ike 2008 die Küste malträtierten. Die Region ist als Cameron Parish zusammengefasst, zählt in toto 5600 Bürger und ist damit der menschenleerste Parish in Louisiana. Bei so wenig Volk lässt sich mit einiger Phantasie ausmalen, wie sich Piraten in den Gegenden einst gut verstecken konnten und wie Trapper unbeobachtet ihre Fallen stellten; Museum Vermilionville und manche Western lassen grüßen. Bis ab 1821 Gesetze Einzug hielten und die Landvermesser kamen, um als Vorhut für die nunmehr beginnende Besiedlung Kilometer für Kilometer Grund und Boden und Wasser zu vermessen.

# Cameron – LA 27 West, genannt Creole Nature Trail – bis Holly Beach – 17 KM

Heute gelten Law & Order selbst für Details, wie ich von Shalisa erfahre. Sie steht an einem Bayou nicht weit von Holly Beach, hat einen Käscher in der einen Hand und eine lange Leine mit einem Köder in der anderen.

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Shalisa ködert Blaukrebse mit rohen Hähnchenkeulen Foto Ulrike Wirtz

Sie sieht meinen neugierigen Blick: „Das ist eine rohe Hähnchenkeule. Sie ist ein guter Köder, um Blaukrebse zu fangen.“ Blue Crabs – dafür sei Fangsaison von Mai bis Oktober. „Du brauchst aber eine Lizenz dafür. Die musst Du dabei haben. Hier wird nämlich kontrolliert.“ Das heißt auch: So einsam ist es doch nicht. Lizenzen benötigen auch diejenigen, die zur Entenjagd oder zum Fischen von anderem Getier in der Gegend unterwegs sind. Und woher kommt Shalisa? „Ich bin aus Texas und arbeite jetzt in Lake Charles. Aber nicht bei einer Ölraffinerie, wie das viele hier tun. Die sind hier wichtige Arbeitgeber.“

Holly Beach – LA 108 North, LA 378, US 171 South, US 90, LA 385 South – Lake Charles 100 KM

Lake Charles liegt am gleichnamigen See, zählt 85.000 Einwohner, ist damit die größte Stadt der Region und hat Hotels für jeden Geldbeutel. Daher ist Lake Charles auch der Pit-Stopp zum Übernachten auf dem Rundkurs über Lafayette zurück nach New Orleans, wo der Road-Trip begann. Als Highlights in Lake Charles gelten das Hotel L’ Auberge wegen seiner schick-teuren Suiten und seines Casinos, die historische Downtown unter anderem wegen der Life-Music-Kneipe The Panorama Music House und die Uferpromenade des Sees mit den hübschen Villen.

Lake Charles- das Luxushotel L' Auberge mit Casino Foto Ulrike Wirtz_8807.jpg
Lake Charles- das Hotel L’ Auberge bietet Luxus und Glücksspiel im Casino Foto Ulrike Wirtz

Ein weiteres Highlight und das nicht nur für Fans alter Vinyl-Schallplatten findet sich genau neben dem Panorama Music House und heißt The Panorama Music Exchange. Der Laden ist nämlich eine wahre Fundgrube für alte Vinyl-Platten in ihren Originalhüllen von Top-Acts aus alten Zeiten. Schmeißt Bam Arceneaux den Laden, spielt er ab und an den DJ, legt in alter Manier auf dem Plattenspieler frühe Meister des Pop und Soul auf, ob Beatles oder Jimi Hendrix. Buy, Sell and Trade sei das Motto, sagt Bam und stöbern erwünscht. “Of course”, sagt Bam.

Lake Charles - Laden für Vinyl-Schallplatten - Bam mit Queen-Platte Foto Ulrike Wirtz
Lake Charles’ verstecktes Kleinod – der Laden für alte Vinyl-Schallplatten; Bam ist sein bester Verkäufer und DJ und stolz auf seine Queens-LP A Night at the Opera

Sunset am Holly Beach

Vorher stehen noch Holly Beach und der Sonnenuntergang in Einsamkeit an. Fürs Bierchen ist im Cooler vorgesorgt. Nur was ist das? Am Strand verlaufen im beige-farbigen Sand mehrere Reifenspuren von Autos. Und tatsächlich – ein, zwei Vehikel fahren irgendwo weiter entfernt über den Holly Beach. Shalisa: „Das darf hier jeder. Besser gesagt, es ist nach wie vor nicht verboten.“

Weitere Info und wichtige Websites

Die offizielle Website für Reisen durch Louisiana finden sich unter www.explorelouisiana.com – auch mit Info zu Regionen und Städten wie Lafayette, Lake Charles oder New Iberia. Mehr zur Seebrücke Lake Pontchartrain Causeway www.worldatlas.com. Zur Bootstour in den Bayous bei Slidell www.honeyislandswamp.com. In und um Lafayette: die Kulturstätte Acadian Center for the Arts https://acadiancenterforthearts.org; die University of Louisiana Lafayette https://louisiana.edu; das Open-Air-Museum Vermilionville, auch die Tanzhalle https:// bayouvermiliondistric.org. In New Iberia: Rip Van Winkle Gardens und Joseph Jefferson Villa https://ripvanwinklegardens.com. Das Parish Cameron https://visitcameronparish.org. Das Rockefeller Wildlife Refuge www.wlf.louisiana. In und um Lake Charles: www.visitlakecharles.org; auch mit Info zum Louisiana Creole Nature Trail und zu den Stränden Holly Beach oder Little Florida Beach. Details zum Hotel L’ Auberge Lake Charles: https://llakecharles.com.

Die Restaurant-Tipps: Rips on the Lake www.ripsonthelake.com. Palmettos on the Bayou www.palmettosonthebayou.com

Cajun und Creole Beide Begriffe begegnen einem immer wieder in Louisiana. Beide finden sich auch auf Speisekarten in vielen Restaurants des Südstaats. Das Wort Cajuns bedeutet Arcadians auf Französisch – siehe oben – und steht für die frühen Siedler mit prägender Rolle für Louisiana. Die spielen sie mit ihrer Herkunft aus Frankreich und ihrem Umweg über die Karibik bis heute bei Louisiana-typischen Speisen, vor allem Gumbo: ein mit dunklem Mehl angedickter Eintopf wahlweise mit Fleisch, Shrimps oder Alligator – und immer mit Gemüse. Und Po’ Boys, die traditionellen Sandwiches und meist riesig. Zur Cajun-Küche gehören auch Würste mit Innenleben von Schwein oder Huhn – genannt Boudoins.

Dazu gesellte sich einst und gesellt sich bis heute die kreolische Küche mit ihren afrikanischen und karibischen Gewürzen und dem Gemüse Okra. Diese lukullische Richtung geht gerade auch auf die Herkunft der früheren Sklaven aus Westafrika zurück.

Biloxi Beach Foto Ulrike Wirtz

Auf Küstensafari am Golf – Teil 1 – Mississippi

Die drei US-Südstaaten liegen hintereinander, sind alle drei Anrainer des Golfs von Mexiko. Doch ihre Uferregionen könnten unterschiedlicher kaum sein. Und was noch besonders ist: Wo sonst reihen sich in USA gleich drei Staaten auf so kurzer Distanz aneinander, wie das an Mississippis Golf-Küste der Fall ist. 

Kurz und abwechslungsreich

Mississippis Golf-Küste ist per Auto gut 80 Meilen sprich gut 130 Kilometer lang – und schon beginnt im Westen Louisiana, im Osten Alabama. So nahe kommen sich drei US-Staaten selten. Bei klarer Sicht reicht der Blick vielleicht in beide Richtungen so weit von Biloxis Leuchtturm aus.

Biloxi ist eine Kleinstadt an Mississippis Golf-Küste und bekannt für einige ambitionierte Projekte wie typisch für Metropolen. Nämlich renommierte Museen für Kunst und Geschichte und eine große Präsidenten-Bibliothek zu Jefferson Davis, der einzige Präsident der Konföderierten Staaten und aktiv  im Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Konföderierten, die am Sklavenhandel festhalten wollten. In der Stadt gibt es ein Dutzend Casinos und das Biloxi Visitors Center mit Museum im Stil eines Antebellum Mansion, diese pompösen Herrenhäusern der Südstaaten aus der Hochzeit der Sklaverei vor 1865.

Dabei wurde das Visitors Center erst 2011 erbaut. Dabei ist Biloxi ein Städtchen mit gerade mal 50.000 Einwohnern und gefällt bei allen Ambitionen weiterhin durch seine angenehme Atmosphäre einer Kleinstadt am Meer. Genauer gesagt am Mississippi Sound, so heißt der Golf hier, und seine Küste wird auch Secret Coast genannt.

Mississippi - Beschauliches Biloxi Huhn am Weg Foto Ulrike Wirtz
Auch so beschaulich ist es in und um Biloxi Foto Ulrike Wirtz

Es geht beschaulich zu, auch weil es selbst das Umland, die Metropol-Region Gulfport-Biloxi, auf nur knapp 500.000 Einwohner bringt. Mitsamt weiterer Städtchen mit Badeort-Idylle: Bay St. Louis (9.000 Einwohner), Pass Christian (6. 000) oder Ocean Springs (18.500) und alle eng beieinander an der ohnehin kurzen Küste. Das Flair kommt sichtlich auch dadurch, dass die Ufer an vielen Meilen nicht bebaut sind. Das gilt gerade am Beach Boulevard in und um Biloxi, so der Name der Straße am Ufer entlang. Hier reihen sich keine Apartment-Blocks aneinander wie in anderen Staaten des Südens.

Villa am-Beach Boulevard in Billoxi mit Golf-Cart Foto Ulrike Wirtz
Villa mit Meeresblick und Golf Cart als Straßenvehikel – auch das ist Southern Lifestyle Foto Ulrike Wirtz

Auch stehen nicht reihenweise Lokale und Buden am Ufer, bevor man den Sandstrand und die Fluten sieht. Mit dem relaxten Vibe geht es in der Historischen Downtown von Biloxi weiter. Hier haben zwar Hurrikans wie andernorts auch manche der typischen Südstaaten-Gebäude des frühen 19. Jahrhunderts zerstört.

Manche blieben erhalten und sind schön restauriert wie das Clemens House von 1846, heute Biloxis ältestes Haus in der historischen Downtown, oder das Creole Cottage, ein Holzhaus von 1830. Beide sind Stopps der Historic Walking Tour. Die führt auch zu schmucken Bauten aus der Zeit nach 1900, etwa die Old Biloxi Library, erbaut 1924, oder das einstige Post- und Gerichtsgebäude von 1905. Beide sind Vertreter des einst angesagten Spanish Colonial Revival Style mit monumentalem Charakter. Dagegen ist der gerade mal 20 Meter hohe Leuchtturm von Biloxi bescheiden, steht aber wie gemalt in Alleinlage am Meer und bietet sich als Ausguck an.

Biloxi Lighthouse Foto_Ulrike_Wirtz
Seit 1848 schützt der Leuchtturm von Biloxi die Seefahrt auf dem Golf von Mexiko Foto Ulrike Wirtz

Nur reicht es dann doch nicht bis zu den Staatsgrenzen im Osten und Westen – dafür sei es immer zu diesig, sagt später Kate im Biloxi Visitors Center: „Und warum überhaupt den Blick in die Ferne schweifen lassen?“ Stimmt – gerade auch nachdem die 57 Stufen der engen Wendeltreppe zur Turmspitze des Biloxi Lighthouse geschafft sind, nachdem außen der Rundlauf betreten und aus der Vogelperspektive die Lage quasi vor der Haustür gepeilt ist.

So sind Richtung Meer Silhouetten der bisher nicht überspülten fünf Barrier Islands zu sehen, die als Teil der Gulf Islands National Seashore geschützt und Mississippis Küste vorgelagert sind. Darunter Ship Island, das von Biloxi per Boots-Shuttle nach Fahrplan für Tagesausflüge gut erreichbar ist. Ship Island hat minimalste Infrastruktur, eine Ranger Station und sonst unberührte Natur mit Sanddünen. Erlaubt sind baden und hiken, schnorcheln und Vögel beobachten; und noch übers Fort Massachusetts kraxeln, seit 1812 eine Festung zur Verteidigung, nun Denkmal und offen zur Besichtigung.

Blick zurück aufs Festland. Unten am Leuchtturm vorbei verläuft der breite Strand mit weiß glitzerndem Sand und verheißt relaxte Stunden am Wasser unter der heißen Sonne des Südens. Der Strand sieht aus wie von der Natur geschaffen, wurde aber auf 25 Meilen Länge, also fast 50 Kilometer, künstlich angelegt. Das geschah in den 1950er Jahren, um Touristen an Mississippis Küste zu locken. Schon das war ambitioniert und ist gelungen, da Gäste aus nah und fern kommen und nun mehr als Meer und Sandstrand vorfinden.

Zum Beispiel auch ein Dutzend Golfplätze im Umkreis, designt teils von weltweiten Koryphäen im Metier wie Tom Fazio (Fallen Oak Golf Club) oder Jack Nicklaus (Grand Bear Golf Course). Und das Glücksspiel. Das erlaubt der Staat Mississippi seit den 1990ern – in Biloxi heute in zwölf Casinos, etwa das Treasure Bay Casino & Hotel und das Golden Nugget. Alle sind bestückt mit Slot-Maschinen, Roulette- und Black-Jack-Tischen und geöffnet 24/7. Trotzdem lässt nicht Las Vegas grüßen, Metropole des Glücksspiels im Wüsten-Staat Nevada.

Denn das Spiel läuft in Mississippi in viel kleineren Dimensionen ab, sichtlich auch baulich. Casinos und ihre Hotels sind nämlich nur einige der wenigen schmalen High-Riser auf der Uferseite des Beach Boulvard und wachsen weder im Stil noch bei der Bettenzahl in den Himmel wie in Las Vegas.

Biloxi - das Casino Harrah's  Foto Ulrike Wirtz
Biloxis Casinos sind viel kleiner als ihre Partner in Las Vegas, etwa das Harrah’s Foto Ulrike Wirtz

Wer nicht gambeln will, lässt die Spielhallen sowieso am Weg, dem Beach Boulevard, liegen und kommt automatisch zu den ambitionierten Museen von Biloxi. Der Beach Boulevard ist übrigens zugleich der berühmte Highway 90, der die Staaten Louisiana, Mississippi und Alabama an der Küste vorbei verbindet, und eher gemütlich zu fahren ist.

Biloxis Museen liegen auf der dem Meer abgewandten Seite des Beach Boulevard, versteckt hinter grünen Hecken und umrahmt von den  typischen alten Baumriesen der Südstaaten, den Live Oaks. Angefangen beim Biloxi Visitors Center mit dem Museum zur Region. Multi-Media-Exponate, Filme, alte Dokumente und Fotos erzählen, dass Biloxi 1717 als eine der ersten Städte weißer Siedler von den Franzosen gegründet wurde und benannt ist nach den bis dato hier beheimateten Biloxi-Indianern; dass der Leuchtturm seit 1848 über das maritime Geschehen im Golf und seinen Buchten wacht; dass in den Gewässern Fischer traditionell leckeres Sea Food, auch Austern und Shrimps, fangen bzw. ernten. Zu dem Thema hält das Maritime & Seafood Industry Museum vier Kilometer weiter viel mehr spannende Exponate vor.

Große präsidiale Gedenkstätte

Für den einzigen Präsidenten der einstigen Konföderierten US-Staaten wurde in Biloxi die Jefferson Davis Presidential Library and Museum errichtet. Sie widmet sich dem Bürgerkrieg, dem Civil War, von 1861 bis 1865 und fokussiert sich auf die Seite der Konföderierten Staaten des Südens, die den Sklavenhandel damals noch ausbauen wollten. Die Nordstaaten, die Unionisten, dagegen wollten die Sklaverei ganz abschaffen, haben den Civil War bekanntlich gewonnen und die Sklaven befreit. Doch für African Americans galten im Süden lange noch immer keine gleichen Civil Rights. 

Der Kampf darum erreichte hundert Jahre später seinen Höhepunkt, auch in Biloxi. Hier verbot man ihnen die Nutzung der Strände. Dagegen demonstrierten Schwarze und Weiße gemeinsam bei den „Civil Rights Wade-Ins“ von 1959 bis 1963 am Strand direkt an Biloxis Leuchtturm. Daran erinnert hier ein offizieller Historischer Marker, sprich eine Info-Tafel, und wirkt eher weniger ambitioniert.

Biloxi Civil-Rights-Wade-ins Foto_Ulrike_Wirtz
Erinnert an Biloxi bis in die 1960er Jahre, als Meer und Strand für die Nachfahren einstiger Sklaven verboten waren und sie um die gleichen Bürgerrechte kämpften Foto Ulrike Wirtz

So scheint es jedenfalls im Angesicht der Presidential Library für Jefferson Davis. Denn deren pompöser Komplex erscheint für die Kleinstadt mit Strandleben irgendwie überdimensioniert. Drinnen erinnern nicht nur, aber auch teils heroenhafte Darstellungen auf Ölgemälden an Davis und seine konföderierte Truppe. Der Bibliotheks-Shop verkauft Literatur, außerdem Bleistifte, Becher und Flaggen mit Motiv ähnlich dem einstiger konföderierter Banner. Nicht zu verwechseln mit der neuen offiziellen Bundesstaatsflagge von Mississippi mit Magnolien-Abbildung, die sich der Staat Mississippi Anfang 2021 verordnete.

Dass die präsidiale Bibliothek in Biloxi steht: Jefferson Davis hat im Ort nach dem Bürgerkrieg und seiner Niederlage gelebt. Seine frühere Villa liegt auf dem Areal der Bibliothek, ist bei Touren zu besichtigen und hieß und heißt wegen ihres Meerblicks Beauvoir. Sie wirkt jedoch bescheiden gemessen am Bibliotheksgebäude und bescheiden auch gemessen an den Antebellum Mansions, von denen sich noch viele original alte im Binnenland befinden. Das gesamte Areal der Gedenkstätte gehört zur Organisation The Mississippi Division – Sons of Confederate Veterans, die als konservativ gilt, und wird auch von ihr gemanagt.

Biloxi Jefferson-Davis-Library Foto Ulrike_Wirtz
Opulente Bibliothek für Jefferson Davis, einziger Präsident der Konföderierten Südstaaten Foto Ulrike Wirtz

In ganz anderer Sache ambitioniert: das Ohr-O’ Keefe Museum of Art, das 1989 am Beach Boulevard entstand. Initiiert hat es die im Ort ansässige Politiker-Familie Jerry O’ Keefe und mit Sponsoring-Events finanziert. Heraus kam ein Campus aus fünf Gebäuden: von außen in glänzendem Metall verkleidet, jedes in anderer teils abstrakter Form und selbst schon Kunst.

Ohr-O' Keefe Museum on Biloxi Foto Ulrike Wirtz
Selbst ein Kunstwerk – das Ohr-O’ Keefe Museum von Architektur-Ikone Frank Gehry Foto Ulrike Wirtz

Ihr Architekt ist der weltberühmte Frank Gehry, der zum Werk sagte, dass die Gebäude mit den Bäumen tanzten. Er meinte die alten Live Oaks rundum auf dem Museumsgelände. Das Äußere des Museums ist schon so faszinierend, nur nicht darüber die Kunst drinnen vergessen: die Keramikarbeiten von George E. Ohr (1857-1918) und wechselnde Ausstellungen anderer Künstler. Ohr war ein Bürger von Biloxi und Vertreter der abstrakten Moderne, schuf bunte, aber auch graue,  schwarze, braune und nicht nur abstrakte Gebilde. Ohr galt als exzentrisch und bildete in seiner Töpferwerkstatt Laien aus. Das geschieht heute auch am Campus im Licht durchfluten Center für Töpfer-Klassen.

Und immer auch die typischen Baumikonen der Live Oaks

Ein anderes Kunstgenre wird im Walter Anderson Museum  of Art, kurz WAMA, gefeiert. Auch Walter war ein Bürger der Region. Sein Museum liegt zwei Meilen den HW 90-Beach Boulevard östlich im verträumten Ocean Springs jenseits der Biloxi Bay Bridge, die Hurrikan Katrina 2005 genauso zerstörte wie vieles andere im Ort. Seither blühte Ocean Springs, so genannt nach Quellen und offiziell gegründet 1843, wieder auf – mitsamt reparierter Brücke. Seinen Quellen verdankt der Ort den Namen und früh schon Touristen. Zur Idylle gehören natürlich Live Oaks, die Skulpturen gleich wachsen und gedeihen, und kleine Straßen mit Häusern in Cottage-Größe mit üppigen Blumenrabatten. Ocean Springs pflegt seit langem seinen Ruf als Ort für Künstler und Kunst mit Galerien und natürlich mit dem WAMA.

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Das Walter Anderson Museum feiert den Meister feiner Aquarelle, ein Sohn des idyllischen Ortes Foto Ulrike Wirtz

Architektonisch wirkt das Museum von außen wie eine Art modernes Cottage, hat innen hallenartige Räume mit hohen Decken und widmet sich der Kunst insbesondere von Walter Inglis Anderson (1903-1965). Daneben wird Töpfer- und Malkunst von Walters Brüdern Peter (1901-1984) und James (1907-1998) ausgestellt. Doch Walter steht im Fokus mit seinen berühmten Aquarellzeichnungen, mit seinen als meisterlich geltenden Wandmalereien, deren Motive die indianische Kunst der Ureinwohner von Ocean Springs aufleben lassen. Der Maestro schuf Kunst auch aus Linoleum, aus Stein und Holz. Pflanzen und Vögel in fast abstrakter Form liebte er als Motive und malte sie in den für ihn typischen Pastell-Tönen.

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Fauna und Flora der Golf-Küste von Mississippi bescherten Walter Anderson viele Motive Foto Ulrike Wirtz

Guide Anthony betont bei seiner Führung, wie krank Walter in seiner Karriere wurde, welch‘ wirtschaftliche Misserfolge ihn plagten und wie er seine besten Jahre auch als Künstler in Ocean Springs erlebte. „Seinen künstlerischen Garten Eden fand er vor dem Ort im Meer“, sagt Guide Anthony, „nämlich auf dem Barrier Island namens Horn Island mit Dünen, Pinienbäumen, Lagunen und mit Getier von Enten über Alligatoren bis zu Manatees. Walter Anderson besuchte das Eiland zwischen 1946 bis 1965 und brachte dort Gesehenes auf die Leinwand.“ Die zwölf Meilen hin nach Horn Island und wieder zurück habe Walter im Ruderboot zurückgelegt. “Sehr hier an der Decke, hier hängt sein letztes Boot. Und er liebte die be- und verzaubernden Sunsets auf Horn Island.“

Eine gute Idee, um den Tag ausklingen zu lassen. Zumal Horn Island auch heute Naturidylle ist. Aber hin- und zurück rudern – nee. Lieber in Biloxi am Strand im Sand sitzen und genießen, wie die Sonne im Meer versinkt.

Websites und weitere wichtige Info

Hinter Biloxis Küste liegt die Kessler Air Force Base. Landeinwärts kommen Bayous, so heißen die verträumten Wasserwege.

Bayous im Hinterland der Südstaaten-Küste Foto Ulrike Wirtz
Solche romantischen Bayous gehören zum Hinterland der Südstaaten-Küste Foto Ulrike Wirtz

Mehr zu Küste, Lokalen, Casinos und Downtown: coastalmississippi.com; zu Gastro-Hot Spot Ocean Springs: downtownoceansprings.com

Bootstouren in die Sümpfe und vorbei an der Golf-Küste von Waveland bis Pascagoula: visitmississippi.org

Tagestour nach Ship Island: msshipisland.com; shrimp-fishing: biloxishrimpcom.com; angeln: fishingbooker.com 

Mehr Info zu: Maritim-Museum: maritimemuseum.org; Presidential Library und Villa: visitbeauvoir.org; den zwei Kunstmuseen Ohr-O‘ Keefe: georgeohr.org sowie Walter Anderson: walterandersonmuseum.org

Extratipps: Frühstück vom Greenhouse Biloxi angesagtes Frühstücks-Paradies mit Eier-Gerichten, Säften oder Avocado-Toast – alles frisch, alles Bio, alles to go: biscuits.com. Lunch in Lucy’s Retired Surfers Bar Üppige Burger, kaltes Bier, angesagte Live-Musik und Killer-Cocktails wie Shark Attack. Dazu lässt sich gut mit den Füßen im Sand direkt am Golf-Ufer abhängen: lucysurf.com.

Lucy's Retired Surfers Bar Foto Ulrike Wirtz
Lucy’s Retired Surfers Bar ist natürlich nicht nur was für Wassersportler Foto Ulrike Wirtz
Lucy's Lunch Foto Ulrike Wirtz
Und hier gibt es zum Lunch zum Beispiel Tuna, frisch und fein Foto Ulrike Wirtz

Dinner im Bacchus on the Bayou Das Restaurant liegt im Hinterland von Ocean Springs an einem Bayou. Das Ambiente: modern-schick. Das Essen: Steaks und Seafood, auch Catch of the Day. Die Preise: nichts, was den Geldbeutel sprengt. Lecker: Kotelett mit Grünkohl! Empfehlenswert: Combo heimischer Austern von roh bis überbacken www.bacchusbayou.com

Das Restaurant Bacchus Bayou am Wasser landeinwärts Foto Ulrike Wirtz
Das Restaurant Bacchus Bayou liegt landeinwärts an einem Bayou Foto Ulrike Wirtz
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Ebenfalls frisch und fein – die Austern-Combo im Bacchus Bayou Foto Ulrike Wirtz

Übernachten Es gibt die ganze Bandbreite – von Casino-Hotels bis zum luxuriösen Boutique-Hotel Roost Ocean Springs im historischen Gemäuer inmitten alter Eichen: roostoceansprings.com. Schon speziell und sehr gefällig: das Beatnik Hotel in Ocean Springs, bestehend aus vier Zimmern in vier individuell-modernen Cabins mit viel Komfort, auch Regendusche drinnen und draußen: thehotelbeatnik.com

Beatnik innen Foto Ulrike Wirtz
Das Beatnik nennt sich Hotel und Motel – aber egal, seine Zimmer sind stylish-schön Foto Ulrike Wirtz
Dösender Alligator im Bayou - aber Abstand wahren Foto Ulrike Wirtz _30125_jog

US-Staat Louisiana – Jenseits von New Orleans

Die Südstaaten-Metropole New Orleans steht für Amüsement in Musikkneipen des Jazz, Blues und Soul vor allem im French Quarter, dem Hort alt-französischer Kolonialarchitektur. Das zu erleben ist die eine Seite von Louisiana. Wer nur ein, eineinhalb Stunden rausfährt aus der Stadt in den Südwesten, lernt ganz andere Seiten kennen, die Leben und Flair im Südstaat mit ausmachen.  Hier wartet das Maritime. Hier stellt sich auch heraus, woher bestenfalls die Shrimps auf den großen Sandwiches, den Po‘boys, in New Orleans kommen.

Fischer Rodney’s Garten Eden – Wasser von salzig bis süß

Rodney P. Olander zeigt auf das Profi-Boot vor uns. „Es ist speziell fürs Shrimp-Fischen, das erkennst Du an seinen Aufbauten“, sagt der groß gewachsene Mann mit grauem Mehrtagebart. Wir stehen in der Marina von Morgan City. Hierher führt der US-Highway (HW) 90, die Haupt-Verbindungsstrasse durch Louisiana State an New Orleans vorbei gen Westen.

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Louisiana begrenzt im Süden der Golf von Mexiko, im Osten der Mississippi State, Texas im Westen und Arkansas im Norden Foto Explore-Louisiana

Der HW 90 eröffnet vor allem aber auch den Zugang zum Süden mit den großen Flussdeltas und Sümpfen in Louisiana, bis tief im Süden das Meer, der Golf von Mexiko, beginnt. Ab New Orleans dauert es eineinhalb Autostunden bis zum Städtchen Houma und 30 weitere Minuten im Auto bis zum noch kleineren Städtchen Morgan City. An den Stegen seiner Marina liegen Profi-Boote, aber auch Motor- und Segelboote fürs Privatvergnügen.

Ein malerischer Anblick und typisch im tiefen Süden, wo freie Natur und Süßwasser-Gefilde das Leben prägen – bis zum Meer. Die Region südlich des HW 90 heißt Cajun Coast – nach den französischen Siedlern, die Louisiana nach ihrem König Louis benannten. Das Land ist ab Meer salzige Marsch, geht über in Bayous, diese Wasserwege von breit bis schmal, und in Sümpfe, die Swamps.

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Rodney und Familie sind Brown-Shrimp-Fischer in vierter Generation – tief in Süd-Louisiana Foto Ulrike Wirtz

Das Süßwasser kommt vom Atchafalaya River, der durchs Binnenland mäandert, bis er ins Meer mündet. Was für ein Unterschied zum Big Easy in New Orleans. Im Meer und in der salzigen Marsch gedeiht Sea-Food aller Art, auch braune Shrimps in großen Mengen. Sie sind eine Spezialität von Rodney, selbst Shrimp-Fischer seit gut 45 Jahren. „Mein Großvater hat angefangen. Nun sind wir Shrimp-Fischer in vierter Generation im St. Mary Parish an der Cajun Coast“. Parish steht im Südstaat für County, eine Verwaltungseinheit ähnlich den deutschen Landkreisen. Die Fläche im Parish besteht zu gut einem Drittel aus Wasser. Das Shrimp-Fischen ist hierzulande traditionell Sache von Familienbetrieben mit Abnehmern bis New Orleans und darüber hinaus – ob Restaurants oder Geschäfte für den Verzehr zu Hause.

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Brown-Shrimps von der Cajun Coast. Die Küste heißt nach den französischen Siedlern, den Cajuns Foto Ulrike Wirtz

Hier wie da munden die Shrimps als Cocktail oder gegrillt oder frittiert auf 15 bzw. 30 Zentimeter langen Sandwiches, die in Louisiana traditionell Po’boys heißen. Rodney ist in seinem Element: „Wir fischen nicht nur, sondern schälen unsere Fänge an eigenen Docks, frieren sie teils ein und verkaufen frisch ab eigenem Dock. So verfahren einige Fischer hier.” Der Mann um die Sechzig macht eine kurze Pause, fährt fort, nun fast verärgert: „Früher war das Hauptproblem für uns Fischer die Hurrikans und ihre Zerstörungen durch Wind und Wasser. Das letzte Mal Hurrikan Ida im August 2021.“

Der zerstörte Fischereigründe, Boote, Ausrüstung, Docks. „Unser Hauptproblem nun sind Wettbewerber aus Thailand, Indien, Ecuador oder China. „Die werfen ihre Shrimps en Masse zu Dumping-Preisen auf unsere Märkte. Folglich müssen wir Locals auch die Preise senken. Aber von den niedrigen Preisen können wir nicht existieren.“ Viele hätten aufgegeben. Rodney: „Wer weiß das schon in New Orleans.” Seine treuen Abnehmer wüssten es schon. Die Zahl der beantragten Lizenzen zum Shrimp-Fischen sei von 10.000 im Jahr 2000 auf nur noch 4.000 in 2023 gesunken. „Und das im Staat Louisiana. Wir stellen mit 850 Millionen Pfund Seafood aus heimischen Gewässern pro Jahr die zweitgrößte Fischerei-Industrie der USA und sind ein wichtiger Arbeitgeber“ (Rodney).

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Prägt Louisiana’s Süden – Wasser von salzig im Golf von Mexiko bis süß in den Bayous Foto Ulrike Wirtz

Denn die Gefilde für Meeresgetier sind fruchtbar und riesig in Louisiana. So ist die Küste gut 12.000 Kilometer lang und damit die drittlängste Meeresküste der USA. Die Länge resultiert daraus, dass die Küstenlinie am Golf von Mexiko so kurvig vorbeiführt. Davon sind die wenigsten Kilometer endlos scheinende Sandstrände, vielmehr zerklüftetes Marschland und somit ein Top-Biotop für Shrimps und auch Austern. Ob der Importlage bei Shrimps sei nun aber nicht mehr alles Idylle, so Rodney. Daher betätige er sich bei der Louisiana Shrimp Task Force, die vorstellig wird fürs Anliegen von Baton Rouge, Hauptstadt von Louisiana State, bis Washington DC, Hauptstadt der USA. „Am US-Markt für Shrimps hält Louisiana einen Anteil von 25 Prozent“, hat Rodney aktuelle Zahlen parat. „Aber die Importe aus dem Ausland übertreffen die Nachfrage. Das drückt die Preise. Wenn die Politik einen Mindestpreis festlegte, da wäre uns geholfen.“   


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Captain Caviar’s Garten Edenmit Alligatoren, Adlern und Atchafalaya River

In der maritimen Welt in Louisianas Süden betätigt sich auch Captain Caviar und vermittelt mit stetem Lächeln unter grauem Rauschebart, seinen Job mehr als Hobby zu sehen. Er lebt und arbeitet im östlichen Nachbar-Parish Terrebonne. Der ist ebenfalls ein Teil der Cajun Coast, ebenso Shrimp- und Auster-Region und auch Ort der Kaviar-Produktion von Captain Caviar. Auch hier prägen Meer, Marschland, Bayous und Sümpfe die Art zu leben, wobei Terrebonne gar zu 50 Prozent aus Wasser besteht – als Teil der Flussdeltas von Atchafalaya und Mississippi River.

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Captain Caviar rauscht durch den Atchafalaya River und die Gewässer unzähliger Bayous Foto Ulrike Wirtz

Captain Caviar tourt mit der Miss S, ein Sieben-Meter-Flachbodenboot aus Aluminium, durch seine Cajun Coast, an Bord zahlende Gäste aus nah und fern, maximal fünf pro Tour. Sein Boot liegt in Idlewild nahe Houma, Verwaltungssitz des Parish Terrebonne und teils noch im Wiederaufbau, weil Hurrikan Ida viele Schäden hinterließ. Houmas Downtown lohnt den Abstecher schon wegen seiner filmreifen Architektur der 1950er Jahre. Hier finden sich Gebäude für Verwaltung, Gericht und Anwaltsbüros, die in adretten Villen residieren. Zum Verweilen laden Shops und Boutiquen ein, Lokale und das Café Downtown Jeaux,  das am frühen Morgen regelrecht überlaufen ist von Frühstücksgästen.

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Busy und adrett – im Städtchen Houma sitzt die Verwaltung des Terrebonne Parish Foto Ulrike Wirtz

Das Städtchen, gegründet 1834, profitierte schon früh von seiner zentralen Lage, wurde daher im Lauf des 19. Jahrhunderts Standort von Fabriken, die das Zuckerrohr der Plantagen landeinwärts verarbeiteten, und von Sägemühlen, die das Holz der Wälder zum Weiterverkauf zurechtstutzten. Austern wurden in der Region in einer Menge geerntet, dass Houma Ende des 19. Jahrhunderts größter Hafen zur Austern-Verschiffung war.

Captain Caviars genaues Revier ist das Atchafalaya-Delta – dort, wo die salzige Marsch ins größte Süßwasser-Sumpfgebiet der USA übergegangen ist. Der Kapitän fährt zur Einführung der Tour mit dem Finger über die Landkarte. „Wir fahren erst Bayous, dann den Atchafalaya und retour. Und Vorsicht. Im Süßwasser leben keine leckeren Shrimps, aber Alligatoren. Die mögen es ja süß“, sagt er schelmisch lächelnd, löst die Leinen des Boots, legt ab und erzählt weiter: Der Fluss Atchafalaya bildet ein eigenes Delta, das wiederum Teil des westlichen Mississippi-Deltas ist, weltweit das siebtgrößte Flussdelta.

Hurrikan-erprobte Brücke hinter Houma, Süd-Louisiana Foto Ulrike Wirtz_3696.JPG
Hurrikan-erprobte Brücke hinter Houma, Süd-Louisiana Foto Ulrike Wirtz

Den Namen bekam der Atchafalaya River von den First Nations. Die spezielle Flora im Atchafalaya Delta sind neben seinem Gebüsch-Dickicht seine Zypressen-Wälder. „Einzelne Zypressen sind bis zu 1000 Jahre alt. Mit etwas Glück sehen wir auch Bald Eagles.“ Der Kapitän kennt sein Revier, steuert nämlich auf eine Baumgruppe zu, hält dazu Distanz und zeigt auf eine ausladende Baumkrone. Mittig thront ein Adlernest mit zwei Jungen, wie der Blick durch das Fernglas zeigt. Die strecken ihre Köpfchen den fütternden Eltern entgegen. Der Kapitän zeigt sich darüber so begeistert wie seine Gäste – „wie ein Wunder“ -, dreht langsam ab, späht immer wieder rechts und links ins Dickicht, hält dann auf umgekippte Baumstämme zu, die im Wasser schwojen.

Auch hier hält er Abstand. „Seht Ihr den Alligator auf dem einen Stamm. Der döst. Den erkennt Ihr an der Erhebung, seinem Nasenhöcker.“ Mit Fernglas sieht selbst das ungeübte Auge das Reptil und – oha – seine Länge. „Gut zwei Meter“, meint der Kenner, „also besser nicht schwimmen gehen.“ Fleisch und Häute der “Gators” seien auch traditionell ein Produkt der Region – „früher durfte sie jedermann fangen und verarbeiten. Heute ist das nur noch lizensierten Alligator-Farmen erlaubt“. Eine ist die Greenwood Gator Farm in Gibson südlich von Houma, die bei Touren den unblutigen Teil ihres Geschäfts zeigt.

In der Gator Farm Greenwood einen Mini-Alligator kuscheln - Guide Kevin assistiert  Foto Ulrike Wirtz
In der Gator Farm Greenwood einen Mini-Alligator kuscheln – Guide Kevin assistiert Foto Ulrike Wirtz

Der Bootsführer fährt weiter, hinein in eine Schleuse, welche die Miss S samt Passagieren einen Meter nach oben trägt. Hier ist augenfällig, dass Wasser und Land zwar so aussehen wie nur von der Natur gemacht. Doch hat auch der Mensch Hand angelegt, Schleusen, Wehre, Deiche, Kanäle, Pumpen etc. gebaut: „Damit die Füße trocken bleiben bis New Orleans und darüber hinaus, wenn unsere tropischen Stürme und Hurrikans das Wasser steigen lassen“ (der Kapitän). Nach der Schleuse gibt er Gas, sagt: „Führen wir den Fluss weiter hinauf, gingen die Sümpfe über in trockenes Land mit Plantagen. Wir biegen hier ab in den Bayou.“ Dem folgt die Miss S auf Kilometer. Sein Verlauf ist mal einige Bootslängen breit, mal vielleicht gerade mal zwei Meter. Alles scheint unbewohnt.

Bis ein Holzhaus auftaucht – im Dickicht auf Stelzen im Wasser stehend. Wie romantisch und irgendwie auch ungut-einsam.

Auch wenn etliche Meter weiter ein an Bäumen vertäutes Hausboot mit Terrasse auftaucht. Der Kapitän: „Es gibt nicht viele Häuser hier. Teils sind sie privat nur für die Ferien. Teils leben Familien hier seit Generationen. Die separate Hütte ist typisch – wegen Brandgefahr. Da steht nämlich der eigene Generator. Der produziert Strom für Herd, Mobiltelefon und TV. Für Dauerbewohner geht es per Boot zur Schule, Arbeit usw.” Ein weiteres Haus kommt näher und entpuppt sich als Ruine – zerfetzt von einem Hurrikan, der übers Atchafalaya-Gebiet zog. Zurück in Idlewild meint Captain Caviar: „Stay safe.“ Ein guter Abschied.

Hausboot in einem der vielen Bayous Foto Ulrike Wirtz_3091.JPG
Wohnen in einem der Bayous – ein Hausboot und im Dickicht versteckt eine Hütte daneben mit dem Generator Foto Ulrike Wirtz

Mr. Charlie – ein Symbol für noch mehr Früchte aus dem Meer

Am den Wasserwegen liegen ab und an kleinere Werften und die eine oder andere moderne Fertigungshalle, wo sichtlich Equipment für Ölbohrungen hergestellt wird. Sie stehen für den weiteren wichtigen Wirtschaftszweig in Louisiana: Erdöl und Erdgas. Beides liegt unter dem Meeresboden des Golfs, wird mit Bohr-Plattformen hoch befördert und per Pipelines an Land verbracht. Ein alter Vertreter der Branche ist Mr. Charlie: eine Bohr-Plattform, erbaut 1954, im eigentlichen Job seit 1986 außer Dienst und vertäut zwischen Morgan City und Houma. Heute nutzen Petro-Firmen die Plattform für Sicherheitstrainings zur Arbeit auf See. Ansonsten ist sie gegen Eintritt zu besichtigen. Mr. Charlie – was für ein Moloch: 5000 Tonnen schwer, bis zu 15 Meter hohe Aufbauten plus Beine, die unter Wasser auf 13 Meter ausgefahren wurden.

Mr. Charlie - ausgemustert und nun Museum. Die Bohr-Plattform diente der Suche nach Öl Foto Ulrike Wirtz_2889.JPG
Mr. Charlie – einst Bohr-Plattform zur Ölsuche, nun auch Museum; hier Teile der Bohrtechnik Foto Ulrike Wirtz

Virgil Allen kennt die Plattform in- und auswendig und stellt sich als altgedienter Sicherheits- und Umweltingenieur vor: „Ich schule hier Crews für die Arbeit auf See, mache aber auch Touren.“ Und er sei der Präsident des Rig Museums für Mr. Charlie. „Der war 1954 das erste mobile Rig. Das heißt – es war wie ein Boot selbstversorgend und fuhr selbst von Bohrort zu Bohrort. Mr. Charlie diente zur Erforschung neuer Ölfelder, aber nicht zur Ölförderung.“ Anders als auf heutigen Plattformen hätten die zig Mann starken Crews damals noch viel körperliche Arbeit verrichtet – „ein Knochenjob bei Wind und Wetter. Keine Frauen an Bord hieß es damals und heißt es heute. Heute arbeiten Bohr-Plattformen bis zu 200 Seemeilen offshore. Einsätze dauern mindestens zwei Wochen. Nach Hause zwischendurch geht nicht“.

Mr. Charlie und Ingenieur Virgil Foto Ulrike Wirtz_2872.JPG
Mr. Charlie’s neuer Roboter – Ingenieur Virgil trainiert daran Teams für den Einsatz auf See Foto Ulrike Wirtz

Zwei Stunden dauert die Tour mit Virgil. Startet über steile Metalltreppen außen hinauf zu den Bohr-Vorrichtungen samt Robotern; führt innen über Treppen tief hinab zu Motoren und Ballasttanks. Was für eine Unterwelt. Was für alte Computer zur Steuerung. Virgil: „Heute läuft auf Bohrinseln fast nichts mehr ohne Algorithmen.“ Stufen wieder hoch – zu Technikräumen, Büros und Gruppen-Ruheräumen der technischen Crew und derjenigen, die fürs leibliche Wohl sorgten. Als es wieder an die frische Luft geht, weht eine kräftige Brise. Virgil: „Je nach Wind und Regen sagen wir Touren ab. Zu gefährlich, obschon wir nicht auf See sind.“ Zum Abschluss lädt er ein ins dazugehörige International Petroleum Museum & Exposition. Es ist mini, aber voller Artefakte zur Branche. Virgil: „Auf den Touren erzählen relativ viele Besucher, dass sie selbst auf einer Bohr-Plattform gearbeitet haben. Die interessiert jedes Detail.“  

Und wie verhält sich die Öl-Branche zur Meeresfrüchte-Branche? Kulturell kommt beides zusammen im Shrimp & Petroleum Festival mit kleinem Museum, beides in Morgan City, vereint unter Direktive von Hailee Thomas: „Seit 1960 feiern wir am Labour Day Weekend unser gemeinsames Festival. Denn Öl und Shrimps sind beides Ernten aus dem Meer. Beides brachte unsere Region auf die Landkarte der Topbranchen in Louisiana.“

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Gibt’s wohl nur in Louisiana – ein gemeinsames Shrimp & Petroleum Festival Foto Ulrike Wirtz

Und wie verhält sich das umwelttechnisch? Ingenieur Virgil: „Ein großes Thema. Zumal es im April 2010 das Unglück der Deepwater Horizon im Golf gab.“ Die Bohr-Plattform explodierte mit tödlichen Folgen, auch weil Millionen Liter Öl ins Meer vor den Südstaaten flossen und Fauna und Flora desatrös schädigten. Der Betreiber bekam eine Milliarden-Strafe. Virgil: „Heute ist das Umweltbewusstsein natürlich viel größer.“ Und Bohrlizenzen? “Das ist hochpolitisch.”

Big easy im Delta – per Boot und Auto durch Bayous und Sumpfgebiete

Je mehr man in die Sphären der Cajun Coast eintaucht, je weiter es hineingeht in die südwestlichen Delta-Gefilde, je näher es Richtung Meer geht, umso mehr scheint die Fahrt übers Wasser zu gehen, selbst wenn im Auto unterwegs. Dabei werden die Straßen deutlich weniger und schmal. Hier und da kommt eine Tankstelle mit Supermarkt-Charakter, kommen ab und an mal eine Handvoll Wohnhäuser. Sonst nur Gewässerlandschaft und Weite bis zum Horizont. Die Häuser sind hübsch anzusehen, besonders wenn in zarten Bonbonfarben gestrichen. Sie sind aus Holz und stehen meist wie die auf der Tour mit Captain Caviar auf Stelzen, damit bei Land unter das eindringende Wasser unterhalb durchfließt. Gefühlt vor jedem Haus parkt ein Boot fürs Vergnügen – unter dem freien Raum unterm Haus oder ruhend auf Trailern an Autos, startklar für den nächsten Trip durch Sümpfe und Bayous bis hinaus aufs Meer.

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Zu bestaunen im Chauvin Sculpture-Garden – religiöse Figuren interpretiert von Kenny Hill Foto Ulrike Wirtz

Ein Örtchen heißt Chauvin am Sträßchen LA 56. Hier leben die jungen Kunststudentinnen Raegan und Madison, die durch den Chauvin Sculpture Garden führen. Dessen rund 100 bunt-bizarre religiöse Figuren schuf um 1990 der bis dato unbekannte Künstler Kenny Hill. Deren Restauration betrieb die renommierte Kohler Stiftung. An einem Langzeit-Parkplatz für Camper kommen Menschen wie Dale auf einen zu. „Hey, how are you? Wie geht’s?“ Der Rentner lebt mit Gattin in einem Wohnmobil auf dem Parkplatz. Zuhause sind sie Hunderte Kilometer nördlich vom Delta und fahren jedes zweite Wochenende hin: „Zum Rasenmähen, Wäsche waschen und so.“ Hier am Wasser cruisen beide täglich mit dem Boot durch die Bayous. „Dafür sind wir hier. Ich bin Angler. Meistens fange ich Forellen.“

Boot, Truck, Camper - mehr braucht es nicht im Garten Eden der Bayous Foto Ulrike Wirtz_3571
Truck, Camper und kleines Boot – viel mehr braucht es nicht im Garten Eden der Bayous Foto Ulrike Wirtz

Hier trifft man auf Menschen wie Tony. Ihm gehört das Sandpiper Inn am LA 57 mit simple-rustikalen Gästezimmern. Die Nacht kostet pro Person ab 60 $. „Einige Zimmer haben mehr Gäste als Betten. Denn die Leute sind nachts mit ihren Booten angeln und duschen hier nur. Die Boote bringen sie am Haken ihrer Autos mit.“ Tony lebt schon länger hier, hat mitsamt Familie und Inn selbst Hurrikan Ida überstanden und möchte nicht weg. “Das liegt an der Weite und am freien Leben hier am Wasser.” Ob er die Island Marina kennt – „na klar. Ist einige Meilen dahin“. Das Gewässer an der Marina nennt sich Lake Catherine. Schilder annoncieren Touren für Hobby-Fischer zum Shrimp-Fishing. In gebührendem Abstand zur Marina geht es an ansehnlichen Refugien direkt am Wasser vorbei. Kaum Nachbarn – und wenn ja, lassen sie sich an einer Hand abzählen.

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Ferienhaus-Idylle an der Cajun Coast – und garantiert kein Night-Life Foto Ulrike Wirtz

Hinter den Häusern ist nur Wasser weit und breit. Die Sonne beschert ein tolles Licht. „Tony: „Solche Häuser gehören Leuten aus der Stadt – gerade auch aus New Orleans oder Baton Rouge. Sie suchen das Gegenteil vom Leben dort.” Der Rhythmus der Cajun Coast ist Wasser, Natur, Stille – “also alles andere als night life”, sagt Tony. Da ist New Orleans natürlich ganz anders.

Weitere wichtige Info und Websites

Der US-Südstaat Louisiana gehört wie Mississippi und Alabama zur Region, die sich als Deep South versteht. Das stand im 19. Jahrhundert für die Staaten der Plantagen und Sklaverei im Süden, im 20. Jahrhundert für die Cotton States, in denen wie in Louisisana Baumwolle wuchs. In den 1950er/1960er Jahren fanden in den Südstaaten harte Kämpfe um die gleichen Bürgerrechte für die einstigen Sklaven statt: die African Americans, die aus Afrika in die Südstaaten verschleppt worden waren. Der US-Staat zählt aktuell 4,7 Mio. Einwohner, die sich vor allem auf die zwei Zentren konzentrieren: New Orleans als internationale Metropole und größte Stadt, gegründet 1718 mit nun 1,27 Mio. Einwohnern im Einzugsgebiet der Metro-Region, sowie Baton Rouge, die Verwaltungshauptstadt, gegründet 1699 mit nun 870.000 Einwohnern in der Metro-Region. Louisiana grenzt im Norden an Arkansas, im Osten an Mississippi, im Westen an Texas und im Süden an den Golf von Mexiko.

Alle offiziellen Tourismus-Informationen www.explorelouisiana.com.
Die Cajun Coast, auch Morgan City www.cajuncoast.com.
Das Shrimp & Petroleum Festival in Morgan City www.shrimpandpetroleum.org.
Im Boot durch Sümpfe und Bayous mit Captain Caviar www.captaincaviar.com.
Von hier ins sehenswerte Wedell-Williams Flugzeug-Museum www.louisianastatemuseum.org.
Das Städtchen Houma www.explorehouma.com.
Das Rig Mr. Charlie www.rigmuseum.com.
Die Gator Farm www.greenwoodgatorfarmtours.com.
Der Chauvin Sculpture Garden https://nicholls.edu.
Shrimp-Tour mit Down the Bayou Shrimp https://shrimptours.com.

Fancourt Hotel Südafrika

Fancourt: luxuriöses Tor zur Garden Route

Fancourt, eines von Südafrikas Top-Urlaubs- und Business Resorts, liegt im Herzen der Garden Route Südafrika, nur sieben Kilometer vom Flughafen und der historischen Stadt George entfernt. Das Resort liegt inmitten einer 613 Hektar großen Landschaft, umgeben von den majestätischen Outeniqua-Bergen und bietet damit eine wunderbare Kulisse für eine erholsame Auszeit.

Fancourt Areal Südafrika
Fancourt Areal in Südafrika

Hier erleben Reisende eine einzigartige Natur mit majestätischen Bergen, erstklassigen Stränden und glitzernden Lagunen. Die malerische Straße, die sich entlang des Ozeans erstreckt, führt zu pittoresken und einladenden Städten und öffnet die Türen zu herausragenden Weingütern, Gastronomie und der herzlichen Gastfreundschaft ihrer Bewohner. Fancourt liegt in der unberührten Landschaft von George in den prächtigen Outeniqua-Bergen – ein historisches Anwesen, das sich über 613 Hektar erstreckt.

Fancourt Hotel – für Familien und Golfbegeisterte

Innerhalb dieses Anwesens befinden sich zwei bemerkenswerte 5-Sterne-Hotels: das Fancourt Hotel und das The Manor House Boutique Hotel. Das Fancourt Hotel bietet eine zeitgenössische und luxuriöse Atmosphäre mit 115 geräumigen Zimmern und Suiten, die einen atemberaubenden Ausblick auf die Umgebung eröffnen. Die Suiten mit einem Schlafzimmer verfügen über eine Terrasse und sind außerdem mit einem separaten Wohnbereich mit eleganten Möbeln ausgestattet. Die Zwei-Zimmer-Suiten bieten darüber hinaus einen großzügigen und separaten Loungebereich, einen gemütlichen Kamin und einen eigenen Essbereich.

Fancourt-Hotel-Two-Bedroom-Suite
Fancourt-Hotel-Two-Bedroom-Suite
Römisches Bad im Francourt
Römisches Bad im Francourt

Das Hotel präsentiert drei erstklassige Golf Courses, die vom renommierten Golfer und Golfplatz-Designer Gary Player entworfen wurden, sowie vier außergewöhnliche Restaurants. Gäste können sich mit außergewöhnlicher Küche verwöhnen lassen und dabei die ruhige Umgebung genießen. Das Spa, das im Oktober nach Renovierung wieder eröffnet, bietet regenerierende Behandlungen, die von den Elementen der Natur inspiriert sind: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Es verfügt über ein beheiztes römisches Bad, ein Dampfbad, ein Tepidarium, einen Whirlpool und zwölf Behandlungsräume.

The Manor House Boutique Hotel

Das Manor House, Mitglied der Leading Hotels of the World, verkörpert den Charme und das Erbe der englischen Cotswolds. Das historische Denkmal aus dem Jahr 1860 wurde seit 2018 wiederholt von den World Travel Awards als bestes Country House Hotel in Südafrika ausgezeichnet. Jedes Detail wurde sorgfältig zusammengestellt, um einen unvergesslichen Aufenthalt zu garantieren. Die 18 liebevoll gestalteten Suiten bieten großzügige Wohnbereiche, luxuriöse Badezimmer und Balkone mit Blick auf die Gärten. Der exklusive Zugang zum Außenpool vervollständigt dieses außergewöhnliche Erlebnis.

The Manor House Südafrika
The Manor House Südafrika
Lounge The Manor House
Lounge The Manor House

Weltwunder im Herzen der Garden Route

Die Garden Route hält grenzenlose Abenteuermöglichkeiten bereit, wie ein aufregendes Flugerlebnis mit einem Heißluftballon oder den Bloukrans Bungy, den höchsten kommerziellen Bungy-Sprung der Welt. Die beeindruckenden Cango Caves, die als eines der sieben Wunder Südafrikas gelten, bieten ebenso die Möglichkeit, die Natur zu bestaunen, so etwa malerische Wanderwege an Flüssen und Klippen entlang, über Holzbrücken und felsige Hügel.

Garden Route Wein Safari
Garden Route Wein-Safari

Für Tierliebhaber gibt es das Monkeyland, Birds of Eden und das Jukani Wildlife Sanctuary, das weltweit erste Primatenreservat mit mehreren freilebenden Arten.

Wichtige Websites und Infos:

Fancourt ist nur eine kurze Fahrt vom Flughafen George oder eine malerische 50-minütige Flugreise von jedem Flughafen in Südafrika entfernt: von Capetown 50 Minuten, von Johannesburg gut eineinhalb Stunden https://fancourt.co.za

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Im Porsche durch Piemont und Alpen – erst curisen, dann schlemmen

Nicht jeder nennt einen Sportwagen sein Eigen. Aber es gibt ja zum Beispiel Porsche 911 zu leihen. Und damit lässt sich dann der Traum erfüllen, mal sportlich und dennoch stilvoll über Land zu cruisen. Noch besser: sich dabei von einem Insider führen und betreuen zu lassen und sich selbst voll auf den Genuss des Fahrens im Boliden und aufs Schlemmen danach zu konzentrieren. Solche Genuss-Touren ermöglicht seit 2004 Reinhard Loeven mit seiner Loeven Sportwagentouren GmbH mit Sitz im Schweizerischen Mellingen. Loeven nennt sich zugleich Organisator und Tour-Guide, arbeitet selbst die Touren aus, begleitet sie.

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Einfach schön – das Piemont im Herbst Foto Reinhard Loeven

Rundum nehmen seine zahlenden Gäste an seinem in vielen Jahren erworbenen Insider-Wissen teil: „Es geht über spektakuläre Routen abseits ausgetretener Pfade. Und wir kehren ein in Michelin-besternten Restaurants oder bei regionalen Perlen.“

Acht Traum-Tage im Oktober  

Ein Highlight wartet im Herbst: die achttägige Tour durch das Piemont – Traumregion im Nordwesten Italiens. Konkret vom 02. Oktober bis 10. Oktober 2023. Der Weg ist dabei auch das Ziel. Denn es geht nicht über schnelle Autobahnen ins Piemont, sondern über Alpenstraßen und Serpentinen, die sich die Boliden mit ausgezeichneter Straßenlage mal hochschrauben und anschließend wieder hinunter. Es sind Stopps am Wege in Weinbergen eingeplant, wo sich die Winzer trotz Traubenernte Zeit für die Truppe nehmen und ihre Weine erklären. Der Herbst ist in der Region auch Trüffel-Zeit.

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Frisch aufgespürt und geerntet – Trüffeln Foto Reinhard Loeven

Somit ist ein Stopp bei einem Trüffel-Sucher – ein erfahrener Tartufaio – ebenso ein Muss. Eine Pasta mit Trüffeln später womöglich auch.

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Stop am Weg zur Trüffeljagd mit Trüffelsammler Foto Reinhard Loeven

Südlich von Luzern trifft sich die Gruppe in ihren Autos am 2.10.23 gegen 17 Uhr – entweder angereist im gemieteten oder im eigenen Wagen. Hier finden das Briefing und die erste Übernachtung im Hotel Kreuz in Sachseln statt – mit Abendessen aus feinster gutbürgerlicher Schweizer Küche. Früh geht’s los am nächsten Morgen – die Pässe der Schweizer Alpen warten, die Fahrt über den Alpenhauptkamm und die italienische Seite mit ihrer Hügellandschaft. Die Fahrt führt auch am Ortasee entlang – und so weiter und so weiter. Was für ein Trip bis zum und durch das traumhafte Piemont – acht Tage erst cruisen, dann schlemmen.

Websites und wichtige Info:

Alle Info zum Piemont & Alpenstrecken – ein Genießer-Special – finden sich unter www.sportwagentouren.com. Telefonisch ist Reinhard Loeven ebenso für Fragen und weitere Info zu erreichen: 0049 – 179 792 80 70.

Vorsorglich weist der Genuss-Touren-Spezialist seine Interessenten und Teilhaber der Reise darauf hin: „…Und natürlich leiten wir Sie – so Petrus uns wieder gewogen ist – über sensationelle Routen in den Alpen. Sollte Petrus schlechter Stimmung sein, dann orientieren wir uns mit Ihnen nach Süden – an die ligurische Küste.“  Auch diese Route hat er vorsichtshalber ausgearbeitet.

Eine ausführliche Routenbeschreibung findet sich in der PDF zur Reise auf der Website – mit vielen Details, auch in welchen Hotels genau übernachtet und wo genau gegessen wird. Plus Info zu den Tagesrouten wie geplant. Die Preise reichen von 4.750 Euro pro Person bis 8.930 Euro pro Person – jeweils im Doppelzimmer. Die Preis-Range hängt davon ab, welche Zimmerkategorie der Teilnehmer jeweils in den Hotels bevorzugt.

Eventuelle Miete des Autos, zudem Benzin und alkoholische Getränke sind im ausgewiesenen Preis nicht inkludiert. Details siehe Website oben.

Pigeon Key - Historische Seven Mile Bridge Foto Ulrike Wirtz

The Florida Keys – Über 42 Brücken…

Die 42 Brücken der Inselgruppe Keys meinte Schlagerstar Peter Maffay sicher nicht, als er von sieben sang. Die 42 Brücken bilden einen der schönsten Highways der USA, liegen ganz im Süden Floridas zwischen Atlantik und Golf von Mexiko und verbinden die Keys mit dem US-Festland.

Keys - Romantik am Abend Foto Ulrike Wirtz
Keys – Romantik am Abend Foto Ulrike Wirtz

Die Inseln im Sunshine State stehen für Ferienspaß mit Angeln, Schnorcheln und Tauchen, mit lebhafter Kneipenszene und abwechslungsreicher Küche. Schon die Schriftsteller-Legenden Ernest Hemingway und Tennessee Williams wussten insbesondere Key West zu schätzen und lebten hier. Zur Insel-Gruppe gehören noch Eilande wie Marathon, Islamorada oder Key Largo – alles in allem ein 113 Meilen langes, tropisches Archipel, das sich in südwestlicher Richtung erstreckt.

Key-West-Fan Ernest Hemingway Foto Ulrike Wirtz
Ernest Hemingway und Key West – er genoss tropisches Klima und maritimes Flair Foto Ulrike Wirtz

Und jedes Mal ist für mich diese Route, die Overseas Highway (Hwy) heißt, einfach herrlich – wie gerade erst wieder im Juni. Denn neben der schmalen Fahrbahn, die rund zehn Meter über dem Meer verläuft, schimmert das Wasser blau-grün. Pelikane schweben mit ihren langen Flügeln parallel zum Wagen über die Wogen. Und manch weiße Yacht zieht ihre Spur durchs schillernde Nass. So kommt man sich auch im Auto vor: quasi mitten auf dem Wasser. Die Traumstraße bietet seit neuestem eine zusätzliche Attraktion. So wurde eine alte Brücke des Overseas Hwy nach Jahrzehnten der Schließung wieder in Stand gesetzt – die berühmte Historic Seven Mile Bridge – und steht nun für Fußgänger und Fahrräder offen und nur für diese.

Historical Seven Mile Bridge - mit Bike Foto Ulrike Wirtz
Historical Seven Mile Bridge – nun Paradies für Radler und Fußgänger Foto Ulrike Wirtz

Sie verläuft parallel genau neben dem Hwy und war, da marode, stillgelegt und 1982 durch eine neue Brücke ersetzt worden. Sie wurde nun über mehrere Jahre saniert, dabei bis in die Tiefen des Meeres neu verankert, ihr Belag erneuert an der neuen Nutzung ausgerichtet und ebenso ihre Markierung: Je zwei Spuren führen hin und zurück als Fahrradweg, je zwei retour als Fußweg. Somit ist Platz auch für Jogger. Ich radle über die historische Brücke. Und wieder schimmert keine zehn Meter unterhalb das blaugrüne Meer. Und aus den Fluten taucht eine große Schildkröte auf, reckt ihren Kopf der Sonne entgegen und taucht wieder ab.

Tropisch-warmes Ziel mit Tradition

Die Historic Seven Mile Bridge hat eine spannende Geschichte – wie überhaupt der Overseas Hwy. Die Verbindung der Keys mitsamt Brücken wurde einst von Industrie-Magnat Henry Flagler als Eisenbahnlinie geschaffen, um Key West als Ziel seiner Florida East Coast Railway zu erschließen. Damit brachte Flagler per Bahn die “Reichen und Schönen” aus den kalten Wintern in New York in den tropisch-warmen Süden Floridas – am Ende bis auf Key West. In den 1930er Jahren wurde die Strecke samt Brücken für Autos umgerüstet, die Bahn hatte ausgedient.

Auch interessant: Top-Reiseziel – Florida Keys

Die Historic Seven Mile Bridge war 1912 fertig geworden, auch als Eisenbahnbrücke und führte auf ein spezielles Eiland, nämlich Pigeon Key. Hier residierte die Baustellenverwaltung für Flaglers Bahnprojekt, hier lebten und schliefen Techniker und Arbeiter, die Gleise verlegten etc. – alles in allem rund 400 Beschäftigte. Noch heute sind dort Baracken der Wohnunterkünfte und Häuser der früheren Büros und Memorabilien aus der Zeit zu sehen; Tour-Guides wie Steve führen in die Geschichte ein, gerade auch spannend für die Kleinen unter den Besuchern.

Pigeion Key - Foto Ulrike Wirtz
Pigeon Key – einst Camp der Eisenbahn-Crew, heute mit Museum auch für Kids

Pigeon Key und eine Tour sind auch mein Ziel. Dorthin sind es wohl keine sieben Meilen, sondern 2,2 Meilen – one way. Wo der Weg dann auf das Eiland Pigeon Key abbiegt, hört die Brücke abrupt auf. Stattdessen ein massiver Zaun, dahinter der Blick ins Leere und unterhalb ins Meer. Bis nach ungefähr 20 Meter Lücke die Brücke wieder weitergeht – nun nur noch als Ruine.

Historische Seven Mile Bridge - jähes Ende Über 42 Brücken Foto Ulrike Wirtz
Historische Seven Mile Bridge – jähes Ende Foto Ulrike Wirtz

Ob es so auch aussah, als 1935 ein Hurrikan die Eisenbahnlinie großräumig zerstörte? Das Schadensereignis führte jedenfalls dazu, dass daraus als Overseas Hwy die Autoroute wurde – über 42 Brücken.

Weitere Infos zu Florida Keys – Über 42 Brücken:

Zu den Keys www.fla-keys.com; www.visitflorida.com.

Zur Historical Seven Mile Bridge www.ci.marathon.fl.us.

Zur Insel Pigeon Key https://pigeonkey.net.

Zu den zwei Schriftsteller-Stars auf Key West: www.hemingwayhome.com; www.kwahs.org.

Fort Pampus - neuer Glockenturm

Holland: Historische Forts im Hier und Jetzt

Etwas Abenteuer in Holland gefällig. Denn bis vor knapp 100 Jahren dienten zig Forts zur Verteidigung des Landes. Inzwischen aber sind sie Museen, Outdoor-Idyll oder Hotel oder irgendwie beides.

Fort Pampus Holland - neuer Glockenturm
Fort Pampus – neuer Glockenturm

Ab sofort steht auf der Insel Pampus wieder ein Glockenturm – am Ort seines Vorgängers. Den hatten 1895 Soldaten des Forts, das auf dem Eiland liegt, errichtet. Der alte war zwölf Meter hoch, der neue misst rund vier Meter.

Fort Pampus: Direktor Nouhuys
Abenteuer gefällig, fragt Fort Pampus-Direktor Nouhuys

Das Fort heißt Pampus wie die Insel und die Untiefe Pampus hier im IJ-Meer vor dem Hafenörtchen Muiden. Genau auf der Untiefe hatten die Soldaten Insel und Fort um 1890 angelegt und nicht nur mit zwei Kanonen von Krupp bestückt. „Die Glocke warnte bei Nebel, nun ist sie symbolisch“, so Tom van Nouhuys, der Direktor der Stichting Fort-Eiland Pampus und als solcher auch ihr „General“ – im Sinne von Manager. Denn Pampus ist seit 1933 außer Dienst gestellt, die Stiftung seit rund 40 Jahren Eigentümerin von Fort und Insel.

Heuer bewirtschaften die Stiftung und Team das Ganze als Museum und Naturidyll samt Café und Restaurant – ab sofort mit Möglichkeiten für zahlende Gäste zu nächtigen. In Zelten mit Blick aufs IJ-Meer. Und sogar im neuen Häuschen, auf dem der Turm für die Glcoke steht. Tom hat die Haustür geöffnet – und siehe da: ein gemütliches Zimmer mit Doppelbett in Naturholz, mit Holzdielen, Tisch und Sessel. Mehr Platz ist nicht, das Haus ist derart mini. „Lekker, oder?“ so Tom eher feststellend als fragend; ergänzt lachend: „Unsere Luxussuite.“

Fort Pampus - neue zelte
Abenteuerlich zelten auf Fort Pampus

So in den neuen Zelten am Ufer. „Ich habe hier schon mit meinen zwei kleinen Söhnen gezeltet. Die fanden das nachts einsam und dunkel.“

Etwas Abenteuer darf also noch sein auf der Insel mit Fort, inzwischen eben anders. So etwa auch beim Bird-Watching mit Vogelkundler Dick. Er und seine Kollegen wachen über Pampus, denn das Fort-Eiland ist inzwischen ein wahres Vogelparadies. Die Schar wird behutsam in speziellen Vogelkächern gefangen, gezählt, beringt und wieder in die Freiheit entlassen. So bringt zum Beispiel Dick auch regionalen Schulklassen und Besuchern auch aus der Ferne die vielen neuen Bewohner des Eiland-Forts näher, zeigt ihnen den einen oder anderen sogar vorsichtig.

Fort Pampus im IJ-Meer - Vogelkundler
Da nun Paradies für Vögel, patroullieren nun Vogelkundler wie Dick

Einst Verteidigungslinie nun Unesco Welterbe

Umgewidmet wurden zig Forts, von denen Holland mal über 100 hatte. Sie gingen a.D. und sind nun, soweit erhalten, in neuer öffentlicher Mission aktiv, ob als Museum oder gar Hotel. Einst bildeten die Forts mit Deichen, Schleusen etc. die Festungsgürtel Stelling van Amsterdam sowie Nieuwe Hollandse Waterlinie; letztere reichte von Pampus bis in die südliche Provinz Brabant. Strategie damals: Gebiete bei Gefahr zu fluten – mit so viel Wasser, dass es für den Feind zu Fuß zu tief war, aber für Boote zu flach. Als 1920/30 das Flugzeug kam, waren die alten Strategien überholt, die Forts auch. Sie wurden privatisiert, kamen unter Denkmalschutz und sind sogar Unesco-Welterbe: die Stelling Amsterdam seit 1996, die Nieuwe Hollandse Waterlinie seit diesem Sommer 2021.

Festungsring Stelling van Amsterdam
Alter Festungungsring – die Stelling van Amsterdam mit Zig Forts

Als Hotel dient zum Beispiel das frühere Fort aan de Nekkerweg in Zuidoostbeemster eine halbe Autostunde nördlich von Muiden. Es entstand 1913 und ist 2012 auferstanden als Fort Ressort Beemster – unter Denkmal-Auflagen.

Fort Resort Beemster - früher Fort aan de Nekkerweg
Fort Resort Beemster – nun Boutique-Hotel und sehr fein

Das Viersternehaus hat innen 17 Gästezimmer, ein Spa mit allem Pipapo und ein feines Restaurant.

Fort Ressort Beemster
Essen, Trinken und Wohnen im Fort Ressort Beemster

Aber draußen geht der Blick von der Hotelterrasse nicht auf die schönen Polder, sondern die alte Schutzmauer, die eine schicke Bar kaschiert. Und das Gras auf dem Flachdach tarnt nun eher Saunen oder Cocktail-Sause. Zu den Gästezimmern führt ein schmaler Flur mit schweren Türen. Dahinter die Zimmer – anfangs für die Soldaten, später für Kriegsgefangene, dann für politische Delinquenten. Da stellen sich bei allem elegant-komfortablen Interieur Bilder und Gedanken ein zu dem, was einst war.

Fort Bakkerskil – errichtet anno 1880 in Brabant – ist ein Bed & Breakfast; seine Inn-Keeper Marco und Hanny. Der fast südlichste Posten der Nieuwe Waterlinie liegt schön ländlich bei Nieuwendijk; hin führen enge Sträßchen ohne Licht, die bei Nacht noch enger erscheinen.

Die letzten Meter geht’s zu Fuß über einen Steg – erst auf eine Terrasse. „Fuchs und Hase sagen sich hier gute Nacht“, begrüßt mich Hanny. Auf einem Tisch liegt ein Buch mit alten Fotos, auf denen Militär am Steg patrouilliert. Nun reiht sich hier Hobbygerät auf: Kajaks, um auf den Kanälchen zu cruisen; Fietsen für eine Tour etwa zum Biesbosch-Museum. Zu Fuß geht’s durch Wiesen und Weiden und auf alten Spuren der Militärs zur Papsluis, die einst half, das Land zu fluten.

Fort Giessen
Fort Giessen bietet viel Outdoor-Abenteuer

Fort Giessen stammt ebenso von rund 1880, ist nahe Bakkerskil im Ort Giessen und dient nun dank seiner zwölf Hektar Grünfläche auch als Naturkunde-Hotspot.

Fort Giessen Fortwächter Hans
Floss fahren in Fort Giessen mit Fort-Wächter Hans

Fort-Wächter Hans van Tilborg: „Wir haben viele Schulklassen und Familien. Auf unseren Feldsafaris erklären wir das Fort und seine Historie. Draußen erkunden wir Kräuter, Tiere und Vögel. Wir haben sogar Eulen.“

Fort bei Vechten Schussskizze
Fort bei Vechten: Einstiger Kanonen-Plan mit Schussskizze

Hans gehört zum ehrenamtlichen Team, das auch fürs neue Floss mit Seilzug über die Gracht gesorgt hat: „Das ist lustig und auch Team-Building, wenn die Kids sich übers Wasser ziehen.“ Die Reihe der Forts mit neuer Mission ließe sich fortsetzen: etwa Fort bij Vechten bei Utrecht – nun Museum mit interaktivem Park; oder Fort Altena bei Werkendam, nun Brasserie mit Infopunkt.

Fort-Eiland Pampus von oebn
Fort-Eiland Pampus aus der Vogelperspektive

Oder eben Pampus. Was das Fort-Eiland speziell macht, ist seine Lage im Meer. Seine Besucher setzen per Boots-Shuttle ab dem Hafenörtchen Muiden in 15 Minuten über. Die Insel ist klein – 205 Meter mal 164 Meter -, das Fort ein steinerner Koloss. Sein Hauptkomplex ist 86 Meter mal 49 Meter. Drumherum verläuft ein drei Etagen tiefer Graben. Erst geht es hinüber, dann hinauf und hinab auf eigens für Besucher installierten Stegen und Stufen.

So gelangt man auch aufs Flachdach – mit zwei augenfälligen Rundungen. Tom: „Hier standen die Krupp-Kanonen.“ Befeuert von unten – von den dienstbaren Soldaten in den Kellergewölben. Dort unten in den Gewölben waren auch die Räume, in denen Offiziere See- und Landkarten sichteten, in denen Gefreite Kohle in Öfen schaufelten, in denen das Kanonenpulver trocken gehalten wurde. Dorthin geht es über Stegen und Stufen hinunter. Hier außerdem nackte Arrestzellen, dort karge Schlafräume. Hier alte und neue Fotos, dort alte Bauskizzen und neue Schautafeln. Und alles ist zu besichtigen.

Ballonfahrt in 3D

Das Licht im Innern ist gedimmt, macht alles gespenstisch. Da kommt der für Klein und Groß sehenswerte 3D-Film gerade recht, der auch hier unten läuft: Der führt wie auf einer Ballonfahrt über die Gebiete der Festungsgürtel und erklärt, wie das ganze einst funktionierte; das alles ab und an unterlegt mit Kanonendonner – natürlich keinem echten.

Websites und wichtig zu wissen

www.pampus.nl
odeaandehollandsewaterlinies.nl
www.fortresortbeemster.nl
fortbakkerskil.nl
forten.nl/giessen

Bereits seit 1996 ist der Festungsgürtel von Amsterdam als Unesco-Welterbe ausgezeichnet – mit seinen 96 Forts und Sperrzonen, mit Schössern und sechs Festungen als Teil der Holländischen Wasserverteidigungslinie. Seit diesem Sommer schmückt nun auch die Holländische Verteidigungslinie in den Provinzen Nordholland, Utrecht, Gelderland und Nordbrabant die Auszeichnung als Unesco-Welterbe.