Dösender Alligator im Bayou - aber Abstand wahren Foto Ulrike Wirtz _30125_jog

US-Staat Louisiana – Jenseits von New Orleans

Die Südstaaten-Metropole New Orleans steht für Amüsement in Musikkneipen des Jazz, Blues und Soul vor allem im French Quarter, dem Hort alt-französischer Kolonialarchitektur. Das zu erleben ist die eine Seite von Louisiana. Wer nur ein, eineinhalb Stunden rausfährt aus der Stadt in den Südwesten, lernt ganz andere Seiten kennen, die Leben und Flair im Südstaat mit ausmachen.  Hier wartet das Maritime. Hier stellt sich auch heraus, woher bestenfalls die Shrimps auf den großen Sandwiches, den Po‘boys, in New Orleans kommen.

Fischer Rodney’s Garten Eden – Wasser von salzig bis süß

Rodney P. Olander zeigt auf das Profi-Boot vor uns. „Es ist speziell fürs Shrimp-Fischen, das erkennst Du an seinen Aufbauten“, sagt der groß gewachsene Mann mit grauem Mehrtagebart. Wir stehen in der Marina von Morgan City. Hierher führt der US-Highway (HW) 90, die Haupt-Verbindungsstrasse durch Louisiana State an New Orleans vorbei gen Westen.

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Louisiana begrenzt im Süden der Golf von Mexiko, im Osten der Mississippi State, Texas im Westen und Arkansas im Norden Foto Explore-Louisiana

Der HW 90 eröffnet vor allem aber auch den Zugang zum Süden mit den großen Flussdeltas und Sümpfen in Louisiana, bis tief im Süden das Meer, der Golf von Mexiko, beginnt. Ab New Orleans dauert es eineinhalb Autostunden bis zum Städtchen Houma und 30 weitere Minuten im Auto bis zum noch kleineren Städtchen Morgan City. An den Stegen seiner Marina liegen Profi-Boote, aber auch Motor- und Segelboote fürs Privatvergnügen.

Ein malerischer Anblick und typisch im tiefen Süden, wo freie Natur und Süßwasser-Gefilde das Leben prägen – bis zum Meer. Die Region südlich des HW 90 heißt Cajun Coast – nach den französischen Siedlern, die Louisiana nach ihrem König Louis benannten. Das Land ist ab Meer salzige Marsch, geht über in Bayous, diese Wasserwege von breit bis schmal, und in Sümpfe, die Swamps.

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Rodney und Familie sind Brown-Shrimp-Fischer in vierter Generation – tief in Süd-Louisiana Foto Ulrike Wirtz

Das Süßwasser kommt vom Atchafalaya River, der durchs Binnenland mäandert, bis er ins Meer mündet. Was für ein Unterschied zum Big Easy in New Orleans. Im Meer und in der salzigen Marsch gedeiht Sea-Food aller Art, auch braune Shrimps in großen Mengen. Sie sind eine Spezialität von Rodney, selbst Shrimp-Fischer seit gut 45 Jahren. „Mein Großvater hat angefangen. Nun sind wir Shrimp-Fischer in vierter Generation im St. Mary Parish an der Cajun Coast“. Parish steht im Südstaat für County, eine Verwaltungseinheit ähnlich den deutschen Landkreisen. Die Fläche im Parish besteht zu gut einem Drittel aus Wasser. Das Shrimp-Fischen ist hierzulande traditionell Sache von Familienbetrieben mit Abnehmern bis New Orleans und darüber hinaus – ob Restaurants oder Geschäfte für den Verzehr zu Hause.

Brown Shrimps am Dock David Chauvin's - die Spezialität der Cajun Coast in Louisianas Süden Foto Ulrike Wirtz_3596.JPG
Brown-Shrimps von der Cajun Coast. Die Küste heißt nach den französischen Siedlern, den Cajuns Foto Ulrike Wirtz

Hier wie da munden die Shrimps als Cocktail oder gegrillt oder frittiert auf 15 bzw. 30 Zentimeter langen Sandwiches, die in Louisiana traditionell Po’boys heißen. Rodney ist in seinem Element: „Wir fischen nicht nur, sondern schälen unsere Fänge an eigenen Docks, frieren sie teils ein und verkaufen frisch ab eigenem Dock. So verfahren einige Fischer hier.” Der Mann um die Sechzig macht eine kurze Pause, fährt fort, nun fast verärgert: „Früher war das Hauptproblem für uns Fischer die Hurrikans und ihre Zerstörungen durch Wind und Wasser. Das letzte Mal Hurrikan Ida im August 2021.“

Der zerstörte Fischereigründe, Boote, Ausrüstung, Docks. „Unser Hauptproblem nun sind Wettbewerber aus Thailand, Indien, Ecuador oder China. „Die werfen ihre Shrimps en Masse zu Dumping-Preisen auf unsere Märkte. Folglich müssen wir Locals auch die Preise senken. Aber von den niedrigen Preisen können wir nicht existieren.“ Viele hätten aufgegeben. Rodney: „Wer weiß das schon in New Orleans.” Seine treuen Abnehmer wüssten es schon. Die Zahl der beantragten Lizenzen zum Shrimp-Fischen sei von 10.000 im Jahr 2000 auf nur noch 4.000 in 2023 gesunken. „Und das im Staat Louisiana. Wir stellen mit 850 Millionen Pfund Seafood aus heimischen Gewässern pro Jahr die zweitgrößte Fischerei-Industrie der USA und sind ein wichtiger Arbeitgeber“ (Rodney).

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Prägt Louisiana’s Süden – Wasser von salzig im Golf von Mexiko bis süß in den Bayous Foto Ulrike Wirtz

Denn die Gefilde für Meeresgetier sind fruchtbar und riesig in Louisiana. So ist die Küste gut 12.000 Kilometer lang und damit die drittlängste Meeresküste der USA. Die Länge resultiert daraus, dass die Küstenlinie am Golf von Mexiko so kurvig vorbeiführt. Davon sind die wenigsten Kilometer endlos scheinende Sandstrände, vielmehr zerklüftetes Marschland und somit ein Top-Biotop für Shrimps und auch Austern. Ob der Importlage bei Shrimps sei nun aber nicht mehr alles Idylle, so Rodney. Daher betätige er sich bei der Louisiana Shrimp Task Force, die vorstellig wird fürs Anliegen von Baton Rouge, Hauptstadt von Louisiana State, bis Washington DC, Hauptstadt der USA. „Am US-Markt für Shrimps hält Louisiana einen Anteil von 25 Prozent“, hat Rodney aktuelle Zahlen parat. „Aber die Importe aus dem Ausland übertreffen die Nachfrage. Das drückt die Preise. Wenn die Politik einen Mindestpreis festlegte, da wäre uns geholfen.“   


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Captain Caviar’s Garten Edenmit Alligatoren, Adlern und Atchafalaya River

In der maritimen Welt in Louisianas Süden betätigt sich auch Captain Caviar und vermittelt mit stetem Lächeln unter grauem Rauschebart, seinen Job mehr als Hobby zu sehen. Er lebt und arbeitet im östlichen Nachbar-Parish Terrebonne. Der ist ebenfalls ein Teil der Cajun Coast, ebenso Shrimp- und Auster-Region und auch Ort der Kaviar-Produktion von Captain Caviar. Auch hier prägen Meer, Marschland, Bayous und Sümpfe die Art zu leben, wobei Terrebonne gar zu 50 Prozent aus Wasser besteht – als Teil der Flussdeltas von Atchafalaya und Mississippi River.

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Captain Caviar rauscht durch den Atchafalaya River und die Gewässer unzähliger Bayous Foto Ulrike Wirtz

Captain Caviar tourt mit der Miss S, ein Sieben-Meter-Flachbodenboot aus Aluminium, durch seine Cajun Coast, an Bord zahlende Gäste aus nah und fern, maximal fünf pro Tour. Sein Boot liegt in Idlewild nahe Houma, Verwaltungssitz des Parish Terrebonne und teils noch im Wiederaufbau, weil Hurrikan Ida viele Schäden hinterließ. Houmas Downtown lohnt den Abstecher schon wegen seiner filmreifen Architektur der 1950er Jahre. Hier finden sich Gebäude für Verwaltung, Gericht und Anwaltsbüros, die in adretten Villen residieren. Zum Verweilen laden Shops und Boutiquen ein, Lokale und das Café Downtown Jeaux,  das am frühen Morgen regelrecht überlaufen ist von Frühstücksgästen.

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Busy und adrett – im Städtchen Houma sitzt die Verwaltung des Terrebonne Parish Foto Ulrike Wirtz

Das Städtchen, gegründet 1834, profitierte schon früh von seiner zentralen Lage, wurde daher im Lauf des 19. Jahrhunderts Standort von Fabriken, die das Zuckerrohr der Plantagen landeinwärts verarbeiteten, und von Sägemühlen, die das Holz der Wälder zum Weiterverkauf zurechtstutzten. Austern wurden in der Region in einer Menge geerntet, dass Houma Ende des 19. Jahrhunderts größter Hafen zur Austern-Verschiffung war.

Captain Caviars genaues Revier ist das Atchafalaya-Delta – dort, wo die salzige Marsch ins größte Süßwasser-Sumpfgebiet der USA übergegangen ist. Der Kapitän fährt zur Einführung der Tour mit dem Finger über die Landkarte. „Wir fahren erst Bayous, dann den Atchafalaya und retour. Und Vorsicht. Im Süßwasser leben keine leckeren Shrimps, aber Alligatoren. Die mögen es ja süß“, sagt er schelmisch lächelnd, löst die Leinen des Boots, legt ab und erzählt weiter: Der Fluss Atchafalaya bildet ein eigenes Delta, das wiederum Teil des westlichen Mississippi-Deltas ist, weltweit das siebtgrößte Flussdelta.

Hurrikan-erprobte Brücke hinter Houma, Süd-Louisiana Foto Ulrike Wirtz_3696.JPG
Hurrikan-erprobte Brücke hinter Houma, Süd-Louisiana Foto Ulrike Wirtz

Den Namen bekam der Atchafalaya River von den First Nations. Die spezielle Flora im Atchafalaya Delta sind neben seinem Gebüsch-Dickicht seine Zypressen-Wälder. „Einzelne Zypressen sind bis zu 1000 Jahre alt. Mit etwas Glück sehen wir auch Bald Eagles.“ Der Kapitän kennt sein Revier, steuert nämlich auf eine Baumgruppe zu, hält dazu Distanz und zeigt auf eine ausladende Baumkrone. Mittig thront ein Adlernest mit zwei Jungen, wie der Blick durch das Fernglas zeigt. Die strecken ihre Köpfchen den fütternden Eltern entgegen. Der Kapitän zeigt sich darüber so begeistert wie seine Gäste – „wie ein Wunder“ -, dreht langsam ab, späht immer wieder rechts und links ins Dickicht, hält dann auf umgekippte Baumstämme zu, die im Wasser schwojen.

Auch hier hält er Abstand. „Seht Ihr den Alligator auf dem einen Stamm. Der döst. Den erkennt Ihr an der Erhebung, seinem Nasenhöcker.“ Mit Fernglas sieht selbst das ungeübte Auge das Reptil und – oha – seine Länge. „Gut zwei Meter“, meint der Kenner, „also besser nicht schwimmen gehen.“ Fleisch und Häute der “Gators” seien auch traditionell ein Produkt der Region – „früher durfte sie jedermann fangen und verarbeiten. Heute ist das nur noch lizensierten Alligator-Farmen erlaubt“. Eine ist die Greenwood Gator Farm in Gibson südlich von Houma, die bei Touren den unblutigen Teil ihres Geschäfts zeigt.

In der Gator Farm Greenwood einen Mini-Alligator kuscheln - Guide Kevin assistiert  Foto Ulrike Wirtz
In der Gator Farm Greenwood einen Mini-Alligator kuscheln – Guide Kevin assistiert Foto Ulrike Wirtz

Der Bootsführer fährt weiter, hinein in eine Schleuse, welche die Miss S samt Passagieren einen Meter nach oben trägt. Hier ist augenfällig, dass Wasser und Land zwar so aussehen wie nur von der Natur gemacht. Doch hat auch der Mensch Hand angelegt, Schleusen, Wehre, Deiche, Kanäle, Pumpen etc. gebaut: „Damit die Füße trocken bleiben bis New Orleans und darüber hinaus, wenn unsere tropischen Stürme und Hurrikans das Wasser steigen lassen“ (der Kapitän). Nach der Schleuse gibt er Gas, sagt: „Führen wir den Fluss weiter hinauf, gingen die Sümpfe über in trockenes Land mit Plantagen. Wir biegen hier ab in den Bayou.“ Dem folgt die Miss S auf Kilometer. Sein Verlauf ist mal einige Bootslängen breit, mal vielleicht gerade mal zwei Meter. Alles scheint unbewohnt.

Bis ein Holzhaus auftaucht – im Dickicht auf Stelzen im Wasser stehend. Wie romantisch und irgendwie auch ungut-einsam.

Auch wenn etliche Meter weiter ein an Bäumen vertäutes Hausboot mit Terrasse auftaucht. Der Kapitän: „Es gibt nicht viele Häuser hier. Teils sind sie privat nur für die Ferien. Teils leben Familien hier seit Generationen. Die separate Hütte ist typisch – wegen Brandgefahr. Da steht nämlich der eigene Generator. Der produziert Strom für Herd, Mobiltelefon und TV. Für Dauerbewohner geht es per Boot zur Schule, Arbeit usw.” Ein weiteres Haus kommt näher und entpuppt sich als Ruine – zerfetzt von einem Hurrikan, der übers Atchafalaya-Gebiet zog. Zurück in Idlewild meint Captain Caviar: „Stay safe.“ Ein guter Abschied.

Hausboot in einem der vielen Bayous Foto Ulrike Wirtz_3091.JPG
Wohnen in einem der Bayous – ein Hausboot und im Dickicht versteckt eine Hütte daneben mit dem Generator Foto Ulrike Wirtz

Mr. Charlie – ein Symbol für noch mehr Früchte aus dem Meer

Am den Wasserwegen liegen ab und an kleinere Werften und die eine oder andere moderne Fertigungshalle, wo sichtlich Equipment für Ölbohrungen hergestellt wird. Sie stehen für den weiteren wichtigen Wirtschaftszweig in Louisiana: Erdöl und Erdgas. Beides liegt unter dem Meeresboden des Golfs, wird mit Bohr-Plattformen hoch befördert und per Pipelines an Land verbracht. Ein alter Vertreter der Branche ist Mr. Charlie: eine Bohr-Plattform, erbaut 1954, im eigentlichen Job seit 1986 außer Dienst und vertäut zwischen Morgan City und Houma. Heute nutzen Petro-Firmen die Plattform für Sicherheitstrainings zur Arbeit auf See. Ansonsten ist sie gegen Eintritt zu besichtigen. Mr. Charlie – was für ein Moloch: 5000 Tonnen schwer, bis zu 15 Meter hohe Aufbauten plus Beine, die unter Wasser auf 13 Meter ausgefahren wurden.

Mr. Charlie - ausgemustert und nun Museum. Die Bohr-Plattform diente der Suche nach Öl Foto Ulrike Wirtz_2889.JPG
Mr. Charlie – einst Bohr-Plattform zur Ölsuche, nun auch Museum; hier Teile der Bohrtechnik Foto Ulrike Wirtz

Virgil Allen kennt die Plattform in- und auswendig und stellt sich als altgedienter Sicherheits- und Umweltingenieur vor: „Ich schule hier Crews für die Arbeit auf See, mache aber auch Touren.“ Und er sei der Präsident des Rig Museums für Mr. Charlie. „Der war 1954 das erste mobile Rig. Das heißt – es war wie ein Boot selbstversorgend und fuhr selbst von Bohrort zu Bohrort. Mr. Charlie diente zur Erforschung neuer Ölfelder, aber nicht zur Ölförderung.“ Anders als auf heutigen Plattformen hätten die zig Mann starken Crews damals noch viel körperliche Arbeit verrichtet – „ein Knochenjob bei Wind und Wetter. Keine Frauen an Bord hieß es damals und heißt es heute. Heute arbeiten Bohr-Plattformen bis zu 200 Seemeilen offshore. Einsätze dauern mindestens zwei Wochen. Nach Hause zwischendurch geht nicht“.

Mr. Charlie und Ingenieur Virgil Foto Ulrike Wirtz_2872.JPG
Mr. Charlie’s neuer Roboter – Ingenieur Virgil trainiert daran Teams für den Einsatz auf See Foto Ulrike Wirtz

Zwei Stunden dauert die Tour mit Virgil. Startet über steile Metalltreppen außen hinauf zu den Bohr-Vorrichtungen samt Robotern; führt innen über Treppen tief hinab zu Motoren und Ballasttanks. Was für eine Unterwelt. Was für alte Computer zur Steuerung. Virgil: „Heute läuft auf Bohrinseln fast nichts mehr ohne Algorithmen.“ Stufen wieder hoch – zu Technikräumen, Büros und Gruppen-Ruheräumen der technischen Crew und derjenigen, die fürs leibliche Wohl sorgten. Als es wieder an die frische Luft geht, weht eine kräftige Brise. Virgil: „Je nach Wind und Regen sagen wir Touren ab. Zu gefährlich, obschon wir nicht auf See sind.“ Zum Abschluss lädt er ein ins dazugehörige International Petroleum Museum & Exposition. Es ist mini, aber voller Artefakte zur Branche. Virgil: „Auf den Touren erzählen relativ viele Besucher, dass sie selbst auf einer Bohr-Plattform gearbeitet haben. Die interessiert jedes Detail.“  

Und wie verhält sich die Öl-Branche zur Meeresfrüchte-Branche? Kulturell kommt beides zusammen im Shrimp & Petroleum Festival mit kleinem Museum, beides in Morgan City, vereint unter Direktive von Hailee Thomas: „Seit 1960 feiern wir am Labour Day Weekend unser gemeinsames Festival. Denn Öl und Shrimps sind beides Ernten aus dem Meer. Beides brachte unsere Region auf die Landkarte der Topbranchen in Louisiana.“

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Gibt’s wohl nur in Louisiana – ein gemeinsames Shrimp & Petroleum Festival Foto Ulrike Wirtz

Und wie verhält sich das umwelttechnisch? Ingenieur Virgil: „Ein großes Thema. Zumal es im April 2010 das Unglück der Deepwater Horizon im Golf gab.“ Die Bohr-Plattform explodierte mit tödlichen Folgen, auch weil Millionen Liter Öl ins Meer vor den Südstaaten flossen und Fauna und Flora desatrös schädigten. Der Betreiber bekam eine Milliarden-Strafe. Virgil: „Heute ist das Umweltbewusstsein natürlich viel größer.“ Und Bohrlizenzen? “Das ist hochpolitisch.”

Big easy im Delta – per Boot und Auto durch Bayous und Sumpfgebiete

Je mehr man in die Sphären der Cajun Coast eintaucht, je weiter es hineingeht in die südwestlichen Delta-Gefilde, je näher es Richtung Meer geht, umso mehr scheint die Fahrt übers Wasser zu gehen, selbst wenn im Auto unterwegs. Dabei werden die Straßen deutlich weniger und schmal. Hier und da kommt eine Tankstelle mit Supermarkt-Charakter, kommen ab und an mal eine Handvoll Wohnhäuser. Sonst nur Gewässerlandschaft und Weite bis zum Horizont. Die Häuser sind hübsch anzusehen, besonders wenn in zarten Bonbonfarben gestrichen. Sie sind aus Holz und stehen meist wie die auf der Tour mit Captain Caviar auf Stelzen, damit bei Land unter das eindringende Wasser unterhalb durchfließt. Gefühlt vor jedem Haus parkt ein Boot fürs Vergnügen – unter dem freien Raum unterm Haus oder ruhend auf Trailern an Autos, startklar für den nächsten Trip durch Sümpfe und Bayous bis hinaus aufs Meer.

Chauvin Sculpture-Garden - religiöse Figuren modern interpretiert von kenny Hill Foto Ulrike Wirtz_3510.JPG
Zu bestaunen im Chauvin Sculpture-Garden – religiöse Figuren interpretiert von Kenny Hill Foto Ulrike Wirtz

Ein Örtchen heißt Chauvin am Sträßchen LA 56. Hier leben die jungen Kunststudentinnen Raegan und Madison, die durch den Chauvin Sculpture Garden führen. Dessen rund 100 bunt-bizarre religiöse Figuren schuf um 1990 der bis dato unbekannte Künstler Kenny Hill. Deren Restauration betrieb die renommierte Kohler Stiftung. An einem Langzeit-Parkplatz für Camper kommen Menschen wie Dale auf einen zu. „Hey, how are you? Wie geht’s?“ Der Rentner lebt mit Gattin in einem Wohnmobil auf dem Parkplatz. Zuhause sind sie Hunderte Kilometer nördlich vom Delta und fahren jedes zweite Wochenende hin: „Zum Rasenmähen, Wäsche waschen und so.“ Hier am Wasser cruisen beide täglich mit dem Boot durch die Bayous. „Dafür sind wir hier. Ich bin Angler. Meistens fange ich Forellen.“

Boot, Truck, Camper - mehr braucht es nicht im Garten Eden der Bayous Foto Ulrike Wirtz_3571
Truck, Camper und kleines Boot – viel mehr braucht es nicht im Garten Eden der Bayous Foto Ulrike Wirtz

Hier trifft man auf Menschen wie Tony. Ihm gehört das Sandpiper Inn am LA 57 mit simple-rustikalen Gästezimmern. Die Nacht kostet pro Person ab 60 $. „Einige Zimmer haben mehr Gäste als Betten. Denn die Leute sind nachts mit ihren Booten angeln und duschen hier nur. Die Boote bringen sie am Haken ihrer Autos mit.“ Tony lebt schon länger hier, hat mitsamt Familie und Inn selbst Hurrikan Ida überstanden und möchte nicht weg. “Das liegt an der Weite und am freien Leben hier am Wasser.” Ob er die Island Marina kennt – „na klar. Ist einige Meilen dahin“. Das Gewässer an der Marina nennt sich Lake Catherine. Schilder annoncieren Touren für Hobby-Fischer zum Shrimp-Fishing. In gebührendem Abstand zur Marina geht es an ansehnlichen Refugien direkt am Wasser vorbei. Kaum Nachbarn – und wenn ja, lassen sie sich an einer Hand abzählen.

Ferienhaus-Idylle am HW 90 South Foto Ulrike Wirtz_3729.JPG
Ferienhaus-Idylle an der Cajun Coast – und garantiert kein Night-Life Foto Ulrike Wirtz

Hinter den Häusern ist nur Wasser weit und breit. Die Sonne beschert ein tolles Licht. „Tony: „Solche Häuser gehören Leuten aus der Stadt – gerade auch aus New Orleans oder Baton Rouge. Sie suchen das Gegenteil vom Leben dort.” Der Rhythmus der Cajun Coast ist Wasser, Natur, Stille – “also alles andere als night life”, sagt Tony. Da ist New Orleans natürlich ganz anders.

Weitere wichtige Info und Websites

Der US-Südstaat Louisiana gehört wie Mississippi und Alabama zur Region, die sich als Deep South versteht. Das stand im 19. Jahrhundert für die Staaten der Plantagen und Sklaverei im Süden, im 20. Jahrhundert für die Cotton States, in denen wie in Louisisana Baumwolle wuchs. In den 1950er/1960er Jahren fanden in den Südstaaten harte Kämpfe um die gleichen Bürgerrechte für die einstigen Sklaven statt: die African Americans, die aus Afrika in die Südstaaten verschleppt worden waren. Der US-Staat zählt aktuell 4,7 Mio. Einwohner, die sich vor allem auf die zwei Zentren konzentrieren: New Orleans als internationale Metropole und größte Stadt, gegründet 1718 mit nun 1,27 Mio. Einwohnern im Einzugsgebiet der Metro-Region, sowie Baton Rouge, die Verwaltungshauptstadt, gegründet 1699 mit nun 870.000 Einwohnern in der Metro-Region. Louisiana grenzt im Norden an Arkansas, im Osten an Mississippi, im Westen an Texas und im Süden an den Golf von Mexiko.

Alle offiziellen Tourismus-Informationen www.explorelouisiana.com.
Die Cajun Coast, auch Morgan City www.cajuncoast.com.
Das Shrimp & Petroleum Festival in Morgan City www.shrimpandpetroleum.org.
Im Boot durch Sümpfe und Bayous mit Captain Caviar www.captaincaviar.com.
Von hier ins sehenswerte Wedell-Williams Flugzeug-Museum www.louisianastatemuseum.org.
Das Städtchen Houma www.explorehouma.com.
Das Rig Mr. Charlie www.rigmuseum.com.
Die Gator Farm www.greenwoodgatorfarmtours.com.
Der Chauvin Sculpture Garden https://nicholls.edu.
Shrimp-Tour mit Down the Bayou Shrimp https://shrimptours.com.

Fancourt Hotel Südafrika

Fancourt: luxuriöses Tor zur Garden Route

Fancourt, eines von Südafrikas Top-Urlaubs- und Business Resorts, liegt im Herzen der Garden Route Südafrika, nur sieben Kilometer vom Flughafen und der historischen Stadt George entfernt. Das Resort liegt inmitten einer 613 Hektar großen Landschaft, umgeben von den majestätischen Outeniqua-Bergen und bietet damit eine wunderbare Kulisse für eine erholsame Auszeit.

Fancourt Areal Südafrika
Fancourt Areal in Südafrika

Hier erleben Reisende eine einzigartige Natur mit majestätischen Bergen, erstklassigen Stränden und glitzernden Lagunen. Die malerische Straße, die sich entlang des Ozeans erstreckt, führt zu pittoresken und einladenden Städten und öffnet die Türen zu herausragenden Weingütern, Gastronomie und der herzlichen Gastfreundschaft ihrer Bewohner. Fancourt liegt in der unberührten Landschaft von George in den prächtigen Outeniqua-Bergen – ein historisches Anwesen, das sich über 613 Hektar erstreckt.

Fancourt Hotel – für Familien und Golfbegeisterte

Innerhalb dieses Anwesens befinden sich zwei bemerkenswerte 5-Sterne-Hotels: das Fancourt Hotel und das The Manor House Boutique Hotel. Das Fancourt Hotel bietet eine zeitgenössische und luxuriöse Atmosphäre mit 115 geräumigen Zimmern und Suiten, die einen atemberaubenden Ausblick auf die Umgebung eröffnen. Die Suiten mit einem Schlafzimmer verfügen über eine Terrasse und sind außerdem mit einem separaten Wohnbereich mit eleganten Möbeln ausgestattet. Die Zwei-Zimmer-Suiten bieten darüber hinaus einen großzügigen und separaten Loungebereich, einen gemütlichen Kamin und einen eigenen Essbereich.

Fancourt-Hotel-Two-Bedroom-Suite
Fancourt-Hotel-Two-Bedroom-Suite
Römisches Bad im Francourt
Römisches Bad im Francourt

Das Hotel präsentiert drei erstklassige Golf Courses, die vom renommierten Golfer und Golfplatz-Designer Gary Player entworfen wurden, sowie vier außergewöhnliche Restaurants. Gäste können sich mit außergewöhnlicher Küche verwöhnen lassen und dabei die ruhige Umgebung genießen. Das Spa, das im Oktober nach Renovierung wieder eröffnet, bietet regenerierende Behandlungen, die von den Elementen der Natur inspiriert sind: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Es verfügt über ein beheiztes römisches Bad, ein Dampfbad, ein Tepidarium, einen Whirlpool und zwölf Behandlungsräume.

The Manor House Boutique Hotel

Das Manor House, Mitglied der Leading Hotels of the World, verkörpert den Charme und das Erbe der englischen Cotswolds. Das historische Denkmal aus dem Jahr 1860 wurde seit 2018 wiederholt von den World Travel Awards als bestes Country House Hotel in Südafrika ausgezeichnet. Jedes Detail wurde sorgfältig zusammengestellt, um einen unvergesslichen Aufenthalt zu garantieren. Die 18 liebevoll gestalteten Suiten bieten großzügige Wohnbereiche, luxuriöse Badezimmer und Balkone mit Blick auf die Gärten. Der exklusive Zugang zum Außenpool vervollständigt dieses außergewöhnliche Erlebnis.

The Manor House Südafrika
The Manor House Südafrika
Lounge The Manor House
Lounge The Manor House

Weltwunder im Herzen der Garden Route

Die Garden Route hält grenzenlose Abenteuermöglichkeiten bereit, wie ein aufregendes Flugerlebnis mit einem Heißluftballon oder den Bloukrans Bungy, den höchsten kommerziellen Bungy-Sprung der Welt. Die beeindruckenden Cango Caves, die als eines der sieben Wunder Südafrikas gelten, bieten ebenso die Möglichkeit, die Natur zu bestaunen, so etwa malerische Wanderwege an Flüssen und Klippen entlang, über Holzbrücken und felsige Hügel.

Garden Route Wein Safari
Garden Route Wein-Safari

Für Tierliebhaber gibt es das Monkeyland, Birds of Eden und das Jukani Wildlife Sanctuary, das weltweit erste Primatenreservat mit mehreren freilebenden Arten.

Wichtige Websites und Infos:

Fancourt ist nur eine kurze Fahrt vom Flughafen George oder eine malerische 50-minütige Flugreise von jedem Flughafen in Südafrika entfernt: von Capetown 50 Minuten, von Johannesburg gut eineinhalb Stunden https://fancourt.co.za

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Im Porsche durch Piemont und Alpen – erst curisen, dann schlemmen

Nicht jeder nennt einen Sportwagen sein Eigen. Aber es gibt ja zum Beispiel Porsche 911 zu leihen. Und damit lässt sich dann der Traum erfüllen, mal sportlich und dennoch stilvoll über Land zu cruisen. Noch besser: sich dabei von einem Insider führen und betreuen zu lassen und sich selbst voll auf den Genuss des Fahrens im Boliden und aufs Schlemmen danach zu konzentrieren. Solche Genuss-Touren ermöglicht seit 2004 Reinhard Loeven mit seiner Loeven Sportwagentouren GmbH mit Sitz im Schweizerischen Mellingen. Loeven nennt sich zugleich Organisator und Tour-Guide, arbeitet selbst die Touren aus, begleitet sie.

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Einfach schön – das Piemont im Herbst Foto Reinhard Loeven

Rundum nehmen seine zahlenden Gäste an seinem in vielen Jahren erworbenen Insider-Wissen teil: „Es geht über spektakuläre Routen abseits ausgetretener Pfade. Und wir kehren ein in Michelin-besternten Restaurants oder bei regionalen Perlen.“

Acht Traum-Tage im Oktober  

Ein Highlight wartet im Herbst: die achttägige Tour durch das Piemont – Traumregion im Nordwesten Italiens. Konkret vom 02. Oktober bis 10. Oktober 2023. Der Weg ist dabei auch das Ziel. Denn es geht nicht über schnelle Autobahnen ins Piemont, sondern über Alpenstraßen und Serpentinen, die sich die Boliden mit ausgezeichneter Straßenlage mal hochschrauben und anschließend wieder hinunter. Es sind Stopps am Wege in Weinbergen eingeplant, wo sich die Winzer trotz Traubenernte Zeit für die Truppe nehmen und ihre Weine erklären. Der Herbst ist in der Region auch Trüffel-Zeit.

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Frisch aufgespürt und geerntet – Trüffeln Foto Reinhard Loeven

Somit ist ein Stopp bei einem Trüffel-Sucher – ein erfahrener Tartufaio – ebenso ein Muss. Eine Pasta mit Trüffeln später womöglich auch.

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Stop am Weg zur Trüffeljagd mit Trüffelsammler Foto Reinhard Loeven

Südlich von Luzern trifft sich die Gruppe in ihren Autos am 2.10.23 gegen 17 Uhr – entweder angereist im gemieteten oder im eigenen Wagen. Hier finden das Briefing und die erste Übernachtung im Hotel Kreuz in Sachseln statt – mit Abendessen aus feinster gutbürgerlicher Schweizer Küche. Früh geht’s los am nächsten Morgen – die Pässe der Schweizer Alpen warten, die Fahrt über den Alpenhauptkamm und die italienische Seite mit ihrer Hügellandschaft. Die Fahrt führt auch am Ortasee entlang – und so weiter und so weiter. Was für ein Trip bis zum und durch das traumhafte Piemont – acht Tage erst cruisen, dann schlemmen.

Websites und wichtige Info:

Alle Info zum Piemont & Alpenstrecken – ein Genießer-Special – finden sich unter www.sportwagentouren.com. Telefonisch ist Reinhard Loeven ebenso für Fragen und weitere Info zu erreichen: 0049 – 179 792 80 70.

Vorsorglich weist der Genuss-Touren-Spezialist seine Interessenten und Teilhaber der Reise darauf hin: „…Und natürlich leiten wir Sie – so Petrus uns wieder gewogen ist – über sensationelle Routen in den Alpen. Sollte Petrus schlechter Stimmung sein, dann orientieren wir uns mit Ihnen nach Süden – an die ligurische Küste.“  Auch diese Route hat er vorsichtshalber ausgearbeitet.

Eine ausführliche Routenbeschreibung findet sich in der PDF zur Reise auf der Website – mit vielen Details, auch in welchen Hotels genau übernachtet und wo genau gegessen wird. Plus Info zu den Tagesrouten wie geplant. Die Preise reichen von 4.750 Euro pro Person bis 8.930 Euro pro Person – jeweils im Doppelzimmer. Die Preis-Range hängt davon ab, welche Zimmerkategorie der Teilnehmer jeweils in den Hotels bevorzugt.

Eventuelle Miete des Autos, zudem Benzin und alkoholische Getränke sind im ausgewiesenen Preis nicht inkludiert. Details siehe Website oben.

Pigeon Key - Historische Seven Mile Bridge Foto Ulrike Wirtz

The Florida Keys – Über 42 Brücken…

Die 42 Brücken der Inselgruppe Keys meinte Schlagerstar Peter Maffay sicher nicht, als er von sieben sang. Die 42 Brücken bilden einen der schönsten Highways der USA, liegen ganz im Süden Floridas zwischen Atlantik und Golf von Mexiko und verbinden die Keys mit dem US-Festland.

Keys - Romantik am Abend Foto Ulrike Wirtz
Keys – Romantik am Abend Foto Ulrike Wirtz

Die Inseln im Sunshine State stehen für Ferienspaß mit Angeln, Schnorcheln und Tauchen, mit lebhafter Kneipenszene und abwechslungsreicher Küche. Schon die Schriftsteller-Legenden Ernest Hemingway und Tennessee Williams wussten insbesondere Key West zu schätzen und lebten hier. Zur Insel-Gruppe gehören noch Eilande wie Marathon, Islamorada oder Key Largo – alles in allem ein 113 Meilen langes, tropisches Archipel, das sich in südwestlicher Richtung erstreckt.

Key-West-Fan Ernest Hemingway Foto Ulrike Wirtz
Ernest Hemingway und Key West – er genoss tropisches Klima und maritimes Flair Foto Ulrike Wirtz

Und jedes Mal ist für mich diese Route, die Overseas Highway (Hwy) heißt, einfach herrlich – wie gerade erst wieder im Juni. Denn neben der schmalen Fahrbahn, die rund zehn Meter über dem Meer verläuft, schimmert das Wasser blau-grün. Pelikane schweben mit ihren langen Flügeln parallel zum Wagen über die Wogen. Und manch weiße Yacht zieht ihre Spur durchs schillernde Nass. So kommt man sich auch im Auto vor: quasi mitten auf dem Wasser. Die Traumstraße bietet seit neuestem eine zusätzliche Attraktion. So wurde eine alte Brücke des Overseas Hwy nach Jahrzehnten der Schließung wieder in Stand gesetzt – die berühmte Historic Seven Mile Bridge – und steht nun für Fußgänger und Fahrräder offen und nur für diese.

Historical Seven Mile Bridge - mit Bike Foto Ulrike Wirtz
Historical Seven Mile Bridge – nun Paradies für Radler und Fußgänger Foto Ulrike Wirtz

Sie verläuft parallel genau neben dem Hwy und war, da marode, stillgelegt und 1982 durch eine neue Brücke ersetzt worden. Sie wurde nun über mehrere Jahre saniert, dabei bis in die Tiefen des Meeres neu verankert, ihr Belag erneuert an der neuen Nutzung ausgerichtet und ebenso ihre Markierung: Je zwei Spuren führen hin und zurück als Fahrradweg, je zwei retour als Fußweg. Somit ist Platz auch für Jogger. Ich radle über die historische Brücke. Und wieder schimmert keine zehn Meter unterhalb das blaugrüne Meer. Und aus den Fluten taucht eine große Schildkröte auf, reckt ihren Kopf der Sonne entgegen und taucht wieder ab.

Tropisch-warmes Ziel mit Tradition

Die Historic Seven Mile Bridge hat eine spannende Geschichte – wie überhaupt der Overseas Hwy. Die Verbindung der Keys mitsamt Brücken wurde einst von Industrie-Magnat Henry Flagler als Eisenbahnlinie geschaffen, um Key West als Ziel seiner Florida East Coast Railway zu erschließen. Damit brachte Flagler per Bahn die “Reichen und Schönen” aus den kalten Wintern in New York in den tropisch-warmen Süden Floridas – am Ende bis auf Key West. In den 1930er Jahren wurde die Strecke samt Brücken für Autos umgerüstet, die Bahn hatte ausgedient.

Auch interessant: Top-Reiseziel – Florida Keys

Die Historic Seven Mile Bridge war 1912 fertig geworden, auch als Eisenbahnbrücke und führte auf ein spezielles Eiland, nämlich Pigeon Key. Hier residierte die Baustellenverwaltung für Flaglers Bahnprojekt, hier lebten und schliefen Techniker und Arbeiter, die Gleise verlegten etc. – alles in allem rund 400 Beschäftigte. Noch heute sind dort Baracken der Wohnunterkünfte und Häuser der früheren Büros und Memorabilien aus der Zeit zu sehen; Tour-Guides wie Steve führen in die Geschichte ein, gerade auch spannend für die Kleinen unter den Besuchern.

Pigeion Key - Foto Ulrike Wirtz
Pigeon Key – einst Camp der Eisenbahn-Crew, heute mit Museum auch für Kids

Pigeon Key und eine Tour sind auch mein Ziel. Dorthin sind es wohl keine sieben Meilen, sondern 2,2 Meilen – one way. Wo der Weg dann auf das Eiland Pigeon Key abbiegt, hört die Brücke abrupt auf. Stattdessen ein massiver Zaun, dahinter der Blick ins Leere und unterhalb ins Meer. Bis nach ungefähr 20 Meter Lücke die Brücke wieder weitergeht – nun nur noch als Ruine.

Historische Seven Mile Bridge - jähes Ende Über 42 Brücken Foto Ulrike Wirtz
Historische Seven Mile Bridge – jähes Ende Foto Ulrike Wirtz

Ob es so auch aussah, als 1935 ein Hurrikan die Eisenbahnlinie großräumig zerstörte? Das Schadensereignis führte jedenfalls dazu, dass daraus als Overseas Hwy die Autoroute wurde – über 42 Brücken.

Weitere Infos zu Florida Keys – Über 42 Brücken:

Zu den Keys www.fla-keys.com; www.visitflorida.com.

Zur Historical Seven Mile Bridge www.ci.marathon.fl.us.

Zur Insel Pigeon Key https://pigeonkey.net.

Zu den zwei Schriftsteller-Stars auf Key West: www.hemingwayhome.com; www.kwahs.org.

Fort Pampus - neuer Glockenturm

Holland: Historische Forts im Hier und Jetzt

Etwas Abenteuer in Holland gefällig. Denn bis vor knapp 100 Jahren dienten zig Forts zur Verteidigung des Landes. Inzwischen aber sind sie Museen, Outdoor-Idyll oder Hotel oder irgendwie beides.

Fort Pampus Holland - neuer Glockenturm
Fort Pampus – neuer Glockenturm

Ab sofort steht auf der Insel Pampus wieder ein Glockenturm – am Ort seines Vorgängers. Den hatten 1895 Soldaten des Forts, das auf dem Eiland liegt, errichtet. Der alte war zwölf Meter hoch, der neue misst rund vier Meter.

Fort Pampus: Direktor Nouhuys
Abenteuer gefällig, fragt Fort Pampus-Direktor Nouhuys

Das Fort heißt Pampus wie die Insel und die Untiefe Pampus hier im IJ-Meer vor dem Hafenörtchen Muiden. Genau auf der Untiefe hatten die Soldaten Insel und Fort um 1890 angelegt und nicht nur mit zwei Kanonen von Krupp bestückt. „Die Glocke warnte bei Nebel, nun ist sie symbolisch“, so Tom van Nouhuys, der Direktor der Stichting Fort-Eiland Pampus und als solcher auch ihr „General“ – im Sinne von Manager. Denn Pampus ist seit 1933 außer Dienst gestellt, die Stiftung seit rund 40 Jahren Eigentümerin von Fort und Insel.

Heuer bewirtschaften die Stiftung und Team das Ganze als Museum und Naturidyll samt Café und Restaurant – ab sofort mit Möglichkeiten für zahlende Gäste zu nächtigen. In Zelten mit Blick aufs IJ-Meer. Und sogar im neuen Häuschen, auf dem der Turm für die Glcoke steht. Tom hat die Haustür geöffnet – und siehe da: ein gemütliches Zimmer mit Doppelbett in Naturholz, mit Holzdielen, Tisch und Sessel. Mehr Platz ist nicht, das Haus ist derart mini. „Lekker, oder?“ so Tom eher feststellend als fragend; ergänzt lachend: „Unsere Luxussuite.“

Fort Pampus - neue zelte
Abenteuerlich zelten auf Fort Pampus

So in den neuen Zelten am Ufer. „Ich habe hier schon mit meinen zwei kleinen Söhnen gezeltet. Die fanden das nachts einsam und dunkel.“

Etwas Abenteuer darf also noch sein auf der Insel mit Fort, inzwischen eben anders. So etwa auch beim Bird-Watching mit Vogelkundler Dick. Er und seine Kollegen wachen über Pampus, denn das Fort-Eiland ist inzwischen ein wahres Vogelparadies. Die Schar wird behutsam in speziellen Vogelkächern gefangen, gezählt, beringt und wieder in die Freiheit entlassen. So bringt zum Beispiel Dick auch regionalen Schulklassen und Besuchern auch aus der Ferne die vielen neuen Bewohner des Eiland-Forts näher, zeigt ihnen den einen oder anderen sogar vorsichtig.

Fort Pampus im IJ-Meer - Vogelkundler
Da nun Paradies für Vögel, patroullieren nun Vogelkundler wie Dick

Einst Verteidigungslinie nun Unesco Welterbe

Umgewidmet wurden zig Forts, von denen Holland mal über 100 hatte. Sie gingen a.D. und sind nun, soweit erhalten, in neuer öffentlicher Mission aktiv, ob als Museum oder gar Hotel. Einst bildeten die Forts mit Deichen, Schleusen etc. die Festungsgürtel Stelling van Amsterdam sowie Nieuwe Hollandse Waterlinie; letztere reichte von Pampus bis in die südliche Provinz Brabant. Strategie damals: Gebiete bei Gefahr zu fluten – mit so viel Wasser, dass es für den Feind zu Fuß zu tief war, aber für Boote zu flach. Als 1920/30 das Flugzeug kam, waren die alten Strategien überholt, die Forts auch. Sie wurden privatisiert, kamen unter Denkmalschutz und sind sogar Unesco-Welterbe: die Stelling Amsterdam seit 1996, die Nieuwe Hollandse Waterlinie seit diesem Sommer 2021.

Festungsring Stelling van Amsterdam
Alter Festungungsring – die Stelling van Amsterdam mit Zig Forts

Als Hotel dient zum Beispiel das frühere Fort aan de Nekkerweg in Zuidoostbeemster eine halbe Autostunde nördlich von Muiden. Es entstand 1913 und ist 2012 auferstanden als Fort Ressort Beemster – unter Denkmal-Auflagen.

Fort Resort Beemster - früher Fort aan de Nekkerweg
Fort Resort Beemster – nun Boutique-Hotel und sehr fein

Das Viersternehaus hat innen 17 Gästezimmer, ein Spa mit allem Pipapo und ein feines Restaurant.

Fort Ressort Beemster
Essen, Trinken und Wohnen im Fort Ressort Beemster

Aber draußen geht der Blick von der Hotelterrasse nicht auf die schönen Polder, sondern die alte Schutzmauer, die eine schicke Bar kaschiert. Und das Gras auf dem Flachdach tarnt nun eher Saunen oder Cocktail-Sause. Zu den Gästezimmern führt ein schmaler Flur mit schweren Türen. Dahinter die Zimmer – anfangs für die Soldaten, später für Kriegsgefangene, dann für politische Delinquenten. Da stellen sich bei allem elegant-komfortablen Interieur Bilder und Gedanken ein zu dem, was einst war.

Fort Bakkerskil – errichtet anno 1880 in Brabant – ist ein Bed & Breakfast; seine Inn-Keeper Marco und Hanny. Der fast südlichste Posten der Nieuwe Waterlinie liegt schön ländlich bei Nieuwendijk; hin führen enge Sträßchen ohne Licht, die bei Nacht noch enger erscheinen.

Die letzten Meter geht’s zu Fuß über einen Steg – erst auf eine Terrasse. „Fuchs und Hase sagen sich hier gute Nacht“, begrüßt mich Hanny. Auf einem Tisch liegt ein Buch mit alten Fotos, auf denen Militär am Steg patrouilliert. Nun reiht sich hier Hobbygerät auf: Kajaks, um auf den Kanälchen zu cruisen; Fietsen für eine Tour etwa zum Biesbosch-Museum. Zu Fuß geht’s durch Wiesen und Weiden und auf alten Spuren der Militärs zur Papsluis, die einst half, das Land zu fluten.

Fort Giessen
Fort Giessen bietet viel Outdoor-Abenteuer

Fort Giessen stammt ebenso von rund 1880, ist nahe Bakkerskil im Ort Giessen und dient nun dank seiner zwölf Hektar Grünfläche auch als Naturkunde-Hotspot.

Fort Giessen Fortwächter Hans
Floss fahren in Fort Giessen mit Fort-Wächter Hans

Fort-Wächter Hans van Tilborg: „Wir haben viele Schulklassen und Familien. Auf unseren Feldsafaris erklären wir das Fort und seine Historie. Draußen erkunden wir Kräuter, Tiere und Vögel. Wir haben sogar Eulen.“

Fort bei Vechten Schussskizze
Fort bei Vechten: Einstiger Kanonen-Plan mit Schussskizze

Hans gehört zum ehrenamtlichen Team, das auch fürs neue Floss mit Seilzug über die Gracht gesorgt hat: „Das ist lustig und auch Team-Building, wenn die Kids sich übers Wasser ziehen.“ Die Reihe der Forts mit neuer Mission ließe sich fortsetzen: etwa Fort bij Vechten bei Utrecht – nun Museum mit interaktivem Park; oder Fort Altena bei Werkendam, nun Brasserie mit Infopunkt.

Fort-Eiland Pampus von oebn
Fort-Eiland Pampus aus der Vogelperspektive

Oder eben Pampus. Was das Fort-Eiland speziell macht, ist seine Lage im Meer. Seine Besucher setzen per Boots-Shuttle ab dem Hafenörtchen Muiden in 15 Minuten über. Die Insel ist klein – 205 Meter mal 164 Meter -, das Fort ein steinerner Koloss. Sein Hauptkomplex ist 86 Meter mal 49 Meter. Drumherum verläuft ein drei Etagen tiefer Graben. Erst geht es hinüber, dann hinauf und hinab auf eigens für Besucher installierten Stegen und Stufen.

So gelangt man auch aufs Flachdach – mit zwei augenfälligen Rundungen. Tom: „Hier standen die Krupp-Kanonen.“ Befeuert von unten – von den dienstbaren Soldaten in den Kellergewölben. Dort unten in den Gewölben waren auch die Räume, in denen Offiziere See- und Landkarten sichteten, in denen Gefreite Kohle in Öfen schaufelten, in denen das Kanonenpulver trocken gehalten wurde. Dorthin geht es über Stegen und Stufen hinunter. Hier außerdem nackte Arrestzellen, dort karge Schlafräume. Hier alte und neue Fotos, dort alte Bauskizzen und neue Schautafeln. Und alles ist zu besichtigen.

Ballonfahrt in 3D

Das Licht im Innern ist gedimmt, macht alles gespenstisch. Da kommt der für Klein und Groß sehenswerte 3D-Film gerade recht, der auch hier unten läuft: Der führt wie auf einer Ballonfahrt über die Gebiete der Festungsgürtel und erklärt, wie das ganze einst funktionierte; das alles ab und an unterlegt mit Kanonendonner – natürlich keinem echten.

Websites und wichtig zu wissen

www.pampus.nl
odeaandehollandsewaterlinies.nl
www.fortresortbeemster.nl
fortbakkerskil.nl
forten.nl/giessen

Bereits seit 1996 ist der Festungsgürtel von Amsterdam als Unesco-Welterbe ausgezeichnet – mit seinen 96 Forts und Sperrzonen, mit Schössern und sechs Festungen als Teil der Holländischen Wasserverteidigungslinie. Seit diesem Sommer schmückt nun auch die Holländische Verteidigungslinie in den Provinzen Nordholland, Utrecht, Gelderland und Nordbrabant die Auszeichnung als Unesco-Welterbe.