Die 42 Brücken der Inselgruppe Keys meinte Schlagerstar Peter Maffay sicher nicht, als er von sieben sang. Die 42 Brücken bilden einen der schönsten Highways der USA, liegen ganz im Süden Floridas zwischen Atlantik und Golf von Mexiko und verbinden die Keys mit dem US-Festland.
Die Inseln im Sunshine State stehen für Ferienspaß mit Angeln, Schnorcheln und Tauchen, mit lebhafter Kneipenszene und abwechslungsreicher Küche. Schon die Schriftsteller-Legenden Ernest Hemingway und Tennessee Williams wussten insbesondere Key West zu schätzen und lebten hier. Zur Insel-Gruppe gehören noch Eilande wie Marathon, Islamorada oder Key Largo – alles in allem ein 113 Meilen langes, tropisches Archipel, das sich in südwestlicher Richtung erstreckt.
Und jedes Mal ist für mich diese Route, die Overseas Highway (Hwy) heißt, einfach herrlich – wie gerade erst wieder im Juni. Denn neben der schmalen Fahrbahn, die rund zehn Meter über dem Meer verläuft, schimmert das Wasser blau-grün. Pelikane schweben mit ihren langen Flügeln parallel zum Wagen über die Wogen. Und manch weiße Yacht zieht ihre Spur durchs schillernde Nass. So kommt man sich auch im Auto vor: quasi mitten auf dem Wasser. Die Traumstraße bietet seit neuestem eine zusätzliche Attraktion. So wurde eine alte Brücke des Overseas Hwy nach Jahrzehnten der Schließung wieder in Stand gesetzt – die berühmte Historic Seven Mile Bridge – und steht nun für Fußgänger und Fahrräder offen und nur für diese.
Sie verläuft parallel genau neben dem Hwy und war, da marode, stillgelegt und 1982 durch eine neue Brücke ersetzt worden. Sie wurde nun über mehrere Jahre saniert, dabei bis in die Tiefen des Meeres neu verankert, ihr Belag erneuert an der neuen Nutzung ausgerichtet und ebenso ihre Markierung: Je zwei Spuren führen hin und zurück als Fahrradweg, je zwei retour als Fußweg. Somit ist Platz auch für Jogger. Ich radle über die historische Brücke. Und wieder schimmert keine zehn Meter unterhalb das blaugrüne Meer. Und aus den Fluten taucht eine große Schildkröte auf, reckt ihren Kopf der Sonne entgegen und taucht wieder ab.
Tropisch-warmes Ziel mit Tradition
Die Historic Seven Mile Bridge hat eine spannende Geschichte – wie überhaupt der Overseas Hwy. Die Verbindung der Keys mitsamt Brücken wurde einst von Industrie-Magnat Henry Flagler als Eisenbahnlinie geschaffen, um Key West als Ziel seiner Florida East Coast Railway zu erschließen. Damit brachte Flagler per Bahn die “Reichen und Schönen” aus den kalten Wintern in New York in den tropisch-warmen Süden Floridas – am Ende bis auf Key West. In den 1930er Jahren wurde die Strecke samt Brücken für Autos umgerüstet, die Bahn hatte ausgedient.
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Die Historic Seven Mile Bridge war 1912 fertig geworden, auch als Eisenbahnbrücke und führte auf ein spezielles Eiland, nämlich Pigeon Key. Hier residierte die Baustellenverwaltung für Flaglers Bahnprojekt, hier lebten und schliefen Techniker und Arbeiter, die Gleise verlegten etc. – alles in allem rund 400 Beschäftigte. Noch heute sind dort Baracken der Wohnunterkünfte und Häuser der früheren Büros und Memorabilien aus der Zeit zu sehen; Tour-Guides wie Steve führen in die Geschichte ein, gerade auch spannend für die Kleinen unter den Besuchern.
Pigeon Key und eine Tour sind auch mein Ziel. Dorthin sind es wohl keine sieben Meilen, sondern 2,2 Meilen – one way. Wo der Weg dann auf das Eiland Pigeon Key abbiegt, hört die Brücke abrupt auf. Stattdessen ein massiver Zaun, dahinter der Blick ins Leere und unterhalb ins Meer. Bis nach ungefähr 20 Meter Lücke die Brücke wieder weitergeht – nun nur noch als Ruine.
Ob es so auch aussah, als 1935 ein Hurrikan die Eisenbahnlinie großräumig zerstörte? Das Schadensereignis führte jedenfalls dazu, dass daraus als Overseas Hwy die Autoroute wurde – über 42 Brücken.
Weitere Infos zu Florida Keys – Über 42 Brücken:
Zu den Keys www.fla-keys.com; www.visitflorida.com.
Zur Historical Seven Mile Bridge www.ci.marathon.fl.us.
Zur Insel Pigeon Key https://pigeonkey.net.
Zu den zwei Schriftsteller-Stars auf Key West: www.hemingwayhome.com; www.kwahs.org.