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San Antonio in Texas – schöne alte Stadt am Fluss

Etliche Klischees über den Staat im Mittleren Süden der USA verfliegen, wenn endlich selbst mal vor Ort. Klischees wie zum Beispiel die Vorstellung, in Texas drehe sich alles um das Fördern von Öl und Gas, alles Weitere um Rinderherden und Cowboy-Leben. Die TV-Serien Dallas und Denver-Clan mögen manche dieser Klischees implementiert haben. Doch man nehme nur die älteste Stadt von Texas, die zugleich zu den ältesten Städten der USA gehört: San Antonio am gleichnamigen San Antonio River.

Texas ist viel mehr als Cowboy-Land und Öl-Staat

Das Gebiet von und rund um San Antonio war einst fest in Indianerhand und wurde erstmals 1691 von Europäern, den Spaniern, erkundet. 1718 bauten Franziskaner-Mönche ihre erste Mission vor Ort und nannten sie San Antonio de Valero.

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The Alamo – das Wahrzeichen der Region seit 1718 Foto Ulrike Wirtz

Aus deren Gebäuden inklusive Kirchlein formten Soldaten um 1820/1830 eine Festung und nannten sie The Alamo. Die Anlage, insbesondere die Kirche, rettete sich in Teilen durch die Zeit. Nun ist The Alamo eine der größten historischen Attraktionen in Texas und Unesco-Weltkulturerbe.

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San Antonio war 1718 erst nur eine Mission – The Alamo und ihr altes Kirchlein Foto Ulrike Wirtz

The Alamo gilt zugleich als die Keimzelle der heutigen Stadt mit rund 1,4 Mio. Einwohnern. Damit ist San Antonio die zweitgrößte Stadt von Texas nach Houston und die siebtgrößte der USA. Und von Cowboys und Kühen hier weit und breit keine Spur, außer zur San Antonio Stock Show & Rodeo – seit 1950 jeden Februar das Verkaufs- und Entertainment-Event. Dann sind echte Cowboys vor Ort und ziehen Besucher an, die sich á la Wildwest mit Hüten, Stiefeln und Fransenjacken herausputzen. Der gleiche Schick ist bei den Fans von Country-Musik in San Antonio zu sehen, wenn ihre Idole auftreten, in diesem Jahr unter anderem Shania Twain oder Koe Wetzel – beide zu Gast im AT&T Center.

Idylle mitten in San Antonio – der River Walk

Die nächste große Attraktion ist wie The Alamo zu jeder Jahreszeit geöffnet und heißt River Walk, wird aber genauso im gebräuchlichen Spanisch vor Ort “Paseo del Rio” genannt. Dabei handelt es sich um einen heute 24 Kilometer langen Spazierweg, dessen Ausbau anlässlich der Weltausstellung 1968 in San Antonio vorangetrieben wurde. Heute reicht der River Walk bis zum Außenbezirk The Pearl im Norden der Stadt und im Süden bis zu den vier spanischen Missionen aus der Kolonialzeit außerhalb der Stadt.

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Am River Walk in San Antonio geht alles – per Pedes oder Boot Foto Ulrike Wirtz

Kernstück des River Walk sind seine gut vier Kilometer mitten durch Downtown, die quasi eine Etage tiefer verlaufen als die Straßen. Der Weg ist aus Beton, oft schmal und schlängelt sich auf beiden Flussseiten parallel zum Flusslauf mal gerade, doch meist kurvig zwischen Gebäuden und wunderbar unter Bäumen hindurch.

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Auch der San Antonio River ist in Downtown oft schmal, da passen dann gerade mal zwei der offiziellen Ausflugsbötchen nebeneinander. Und überall außer Bäumen immergrüne Büsche und Hecken und blühende Blumenrabatten. Ein Genuss fürs Auge und der Grund für ein Mikro-Klima, diese grüne Lunge mitten im Zentrum. Das lässt einen durchatmen bei der Hitze. Die herrschte auch schon im Mai. Da brantte die Sonne schon heiß vom texanischen Himmel herunter. Und tut das erst recht in den Sommermonaten. Aber Achtung: Nur selten finden sich am Walk Gelände zwischen Weg und Wasser. Und bei aller Hitze – keiner möchte unfreiwillig ein Bad im Fluss nehmen. Da hilft es, dass der Weg im Zentrum allein Fußgängern vorbehalten ist.

Von tex-mex bis deutsch-deftig

Und immer wieder führen Brückchen in unterschiedlicher, meist schnörkeliger Architektur über den Fluss, verbreiten Romantik, erinnern an Venedig. Und verbinden ohne lange Umwege gerade auch die vielen Lokale und Geschäfte auf beiden Seiten des River Walk.

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Kleine Brücken in schnörkeliger Architektur sorgen für Romantik Foto Ulrike Wirtz

Hier ein Restaurant wie das Boudro‘s mit Tex-Mex-Food, wie man auf Neuenglisch zum Mix aus texanisch-mexikanischer Küche sagt. Dort eines wie das Schilo’s mit deutsch-deftiger Küche; hier ein Italiener wie das Allora; dort ein amerikanisches wie The Republic of Texas mit Burger und Barbecue. Dazwischen Shops für den täglichen Bedarf, T-Shirt-Läden, Boutiquen. Cafés von Starbucks und Hardrock Café runden das Angebot ab.

Erst den Fluss gebändigt, dann zur grünen Lunge verwandelt

Wie kam es überhaupt zum River Walk am San Antonio River? Seine Geschichte begann 1921 mit einem schweren Schicksalsschlag für die Stadt. Damals hatte der Fluss mit einer Flutwelle zig Menschen den Tod gebracht. So entstand die Idee, den San Antonio River zu bändigen, indem Dämme und Nebenarme, Wehre und Fluttore gebaut wurden. Ein langer Prozess. Am Flussufer entlang entstand dabei auch der betonierte Weg, um seine Ufer zu befestigen. Das erste Restaurant am River Walk öffnete erst 1946 seine Tore – das Casa Rio, das noch immer existiert und draußen mit bunten Sonnenschirmen auffällt. Die Bar Esquire Tavern wurde sogar schon 1933 eröffnet, als seinerzeit die Prohibition zu Ende ging. Sie ist nicht nur die älteste Bar am River Walk, sondern imponiert geradezu mit ihrer 30 Meter langen alten Bar aus Holz.

Am Fluss vorbei sind in Downtown immer Leute unterwegs. Mehr Betrieb stellt sich später zur Cocktail Hour ein. Das gilt dann auch für die Sight-Seeing-Bötchen mit Platz für rund 30 Fahrgäste. Lange Warteschlangen am Hauptableger gegenüber vom Hilton Hotel Palacio Del Rio zeigen, wie beliebt die Touren sind.

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Nicht ungewöhnlich – viele stehen an für die Bootstour Foto Ulrike Wirtz

Die Boote fahren gemächlich und mit lautlosem Antrieb übers Wasser. Ihre Kapitäne machen auch den Tour-Guide und erklären die Sehenswürdigkeiten am Weg. So bringt der San Antonio River bzw. sein River Walk in Downtown zu Wasser bzw. zu Fuß zu Museen wie dem Briscoe Western Art Museum und zum San Antonio Museum of Art mit eigener Bootanlegestelle oder zum Witte Museum mit seinen berühmten Dinosaurier-Exponaten – allesamt Funde in Texas.

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Liegt nahe Walk und River in Downtown – das Briscoe Western Art Museum Foto Ulrike Wirtz

Letztere Gegenden bzw. Ziele gehören aber nicht mehr zum sogenannten Downtown Reach des River Walk, dem innersten Abschnitt. Vielmehr befindet man sich nun im zweiten Abschnitt, dem „Museum Reach“.

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Liegt im äußeren Teil des River Walk – das Witte Museum und seine Dino-Saurier-Exponate Foto Ulrike Wirtz

Kommt ein dritter dazu: der „Mission Reach“, der zu den vier weiteren Missionen südlich von San Antonio bringt. Die vier außerhalb der Stadt bilden mit The Alamo mitten in der Stadt die fünf historischen Missionen des Unesco-Welterbes San Antonio Missions. Gen Norden dagegen wartet als Teil des Museums-Reach der Stadtbezirk The Pearl – früher altes Brauerei-Gelände, inzwischen urbanes Stadtquartier.

Hipper Hotel-Schick in alter Brauerei

In the Pearl entstanden angesagte Loft-Wohnungen, Lokale und kleine Geschäfte. Das Hauptgebäude der einstigen Brauerei verwandelte sich in ein hochpreisiges Boutique-Hotel namens Emma. Seine Old-Tech-Features aus Bierbrautagen sind wie Museumsstücke in Szene gesetzt, ob Maschine, Braukessel oder Hydraulikleitung.

Schick und teuer - Boutique-Hotel Emma in Ex-Brauerei Foto Ulrike_Wirtz 0630.JPG
Schick und teuer – Boutique-Hotel Emma in Ex-Brauerei Foto Ulrike Wirtz

Das Mobiliar in den öffentlichen Bereichen des Hotels ist ansprechend elegant-rustikal und gemütlich. Bei den Farben dominieren dezente Grün- und Brauntöne von hell bis ganz dunkel. Die Gästezimmer sind stylish, aber nicht high-end. Daher überraschen die Zimmerpreise schon, beginnen ab rund 500 US-$ die Nacht plus Steuer. Trotzdem passt auch hier kein Klischee, ob von Rinderbaronen oder Ölmagnaten.

Wichtige Websites und weitere Info:

Texas ist riesig und hat ganz unterschiedliche Landschaften zu bieten. Nach Fläche ist der Staat mit dem einen Stern in der Flagge, daher auch Lone Star State genannt, der zweitgrößte US-Staat nach Alaska und ebenso auf Platz zwei nach Einwohnern – nach Kalifornien. Texas hat in toto knapp 30 Mio. Einwohner. Austin, seine Hauptstadt, ist die viertgrößte Stadt – nach Spitzenreiter Houston, gefolgt von San Antonio und Dallas.

Die Landschaft hält alles bereit: im hohen Nordwesten vor allem Prärien, im Süden die Küste am Golf von Mexiko und dazwischen die liebliche Hügellandschaft des Hill Country mit ihren vielen Weinbergen und Weingütern. Im Südwesten an der Grenze zu Mexiko wartet der Big Bend National Park – in Nachbarschaft zum Mega-Fluss Rio Grande. Im äußersten Westen liegt der Guadalupe Mountain National Park, wo sich die Berge bis auf 2400 Meter erheben. Besucher erwarten Canyons, alte Forts und verlassene Minen, aber auch luxuriöse Ferien-Resorts in Ranch-Architektur.

Maßgebliche Websites für Reisende:

Texas insgesamt https://www.traveltexas.com; zu San Antonio www.visitsanantonio.com; den Nationalparks www.nps.gov; zum River Walk www.thesanantonioriverwalk.com

Neu in der Stadt: der praktische CityPass, mit dem sich spürbar Geld sparen lässt. Er deckt den Eintritt zu vier Attraktionen ab – von insgesamt im Pass enthaltenen sieben Aktivitäten; darunter eine Fahrt mit der Go Rio San Antonio River Curises, der Eintritt ins San Antonio Museum of Art, ins Witte Museum, in den Zoo oder für den Aufstieg auf den 228 Meter hohen Tower of the Americas in Downtown mit Panoramablick. Der CityPass für Erwachsene kostet 55,68 Euro, für Kinder ab drei bis elf Jahre 45,91 Euro. Erwachsene zahlten ohne den Pass für die vier teuersten Attraktionen im Pass 86,09 Euro; Kinder 73,20 Euro https://de.citypass.com.

Für Sie vor Ort:

Autorin Ulrike Wirtz in Texas
Unsere Autorin Ulrike Wirtz, uw-media

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