Der Afsluitdijk in Nordholland entstand 1932 als Jahrhundertprojekt niederländischer Ingenieurkunst und schützt seither das Land vor Flutkatastrophen durch die Nordsee. Nun wird am Abschlussdeich mittels modernen Technik- und Natur-Know-how ein neues Wunder vollbracht, das die Fischwanderung wieder ermöglicht wie vor dem Bau des Damms. Besucher können das ganze bestaunen.
Vismigratierivier NL als weltweites Pilotprojekt
Chris Bakker ist in seinem Element, wenn er über sein Großprojekt am Afsluitdijk im Norden Hollands spricht. Der Abschlussdeich wehrt brachiale Flutwellen der Nordsee ab, seit er 1932 am Übergang von Nordsee und Zuiderzee, damals eine Ausbuchtung der Nordsee gen Süden, gebaut wurde. Mit dem Damm wurden Nordsee und Ausbuchtung getrennt, die Zuiderzee wurde Binnensee und umbenannt in Ijsselmeer. Das Ziel des neuen Projekts: „Wir bringen die Fischwanderung zurück, wie sie vor dem Bau des Afsluitdijk war“, so Bakker. Das Projekt heißt Vismigratierivier NL und ist ein Projekt der Provinz Friesland. Und Chris Bakker, Direktor der friesischen Naturschutzorganisation IT Fryske GEA, verantwortet das Vorhaben.
Chris Bakker wacht für die Naturorganisation IT Fryske GEA über die neue Fischwanderhilfe am Afsluitdijk Foto Merel Tuk
Durch den Vismigratierivier NL sind auch die Fische wieder in ihrem Element. Das wortwörtlich und zwar konkret Aale, Lachse, Flundern, Meeresforellen, Stichlinge, Störe und weitere Arten. Denn die sind durch die Evolution „Wandervögel“. Das heißt: Sie wechseln zwischen Salzwasser – Meer – und Süßwasser – Flüsse und Seen – hin- und her. „Für diese Fische haben wir einen Wasserweg mitten durch den Afsluitdijk gebaut, damit sie wieder wandern können – von der Nordsee pbers Wattenmeer ins Ijsselmeer und in die verbundenen Flüsse wie Rhein und Maas und retour.“ 250 Mio. Fische, so Bakker, werden pro Jahr den Weg machen.
Die meisten Wanderfische konnten 90 Jahre nicht mehr von der Nordsee ins Ijsselmeer und zurück schwimmen, weil der Afsluitdijk das verhinderte Foto Ulrike Wirtz
Initiatoren des Vismigratierivier NL sind neben der IT Fryske Gea etwa Waddenvereniging, NetVis Werk oder Sportvisserij Nederland. Finanziers unter anderen die Provinzen Friesland und Nord-Holland, der Waddenfonds, die nationale Postcode Loterij etc. Realisiert wird das Naturprojekt im Rahmen eines Gesamtprojekts rund um den Afsluitdijk, für den das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft bzw. seine Organisationseinheit Rijkswaterstaat zuständig ist, die auch weitere Wassermanagement-Bauwerke betreut
Aale, Lachse und andere Fische brauchen Salz- und Süßwasser für Leben und Fortpflanzung
Die Kosten des Gesamtprojekts: 55 Mio. Euro. Dazu gehört De Nieuwe Afsluitdijk mit baulichen und technischen Maßnahmen am Bollwerk, um es für den Klimawandel und damit einhergehende höhere Wasserstände fitzuhalten. Etwa in Form eines neuen Rolltors von 52 Meter Länge, das als zusätzliche Absicherung ausfährt, wenn von der Nordsee immer mehr Wassermengen Richtung Ijsselmeer drücken.
Für paradiesische Zustände wie vor den 1930er Jahren steht der neue Vismigratierivier NL Foto Merel Tuk
Der Grund für das ökologische Projekt der Provinz Friesland: Die Migration der Wanderfische hat der Afsluitdijk seit gut 90 Jahren größtenteils bis ganz verhindert – mit Folgen bis in die Anrainer-Staaten Deutschland und Schweiz, wo bekanntlich der Rhein entspringt. Wirkt das Bauwerk nicht mehr als derartige Barriere, passiert alles wie früher: Die Wanderfische leben in der Nordsee, aber laichen im Süßwassergefilde Ijsselmeer und den verbundenen Flüssen. Ist der Nachwuchs groß, schwimmt er wie die Eltern zurück in die Nordsee, lebt dort. Wandert zum Laichen retour ins süße Nass, wenn geschlechtsreif. Experte Bakker: „Ein Zyklus von Fortpflanzung und Fortbestand, den der Afsluitdijk jäh unterbrach.“
Präsentation zur Lage am Afsluitdijk ohne Vismigratierivier NL (li.) und mit (re.) Foto Ulrike Wirtz
Der Zyklus lebt nun also wieder auf. „Das ist positiv für den Naturschutz, die Berufsfischer und die Hobbyangler“ (Bakker). Zumal das Süßwasserrevier nun größer sei. Das Ijsselmeer ist nämlich Süßwasser pur, seit es nur noch von Flüssen und Regen gespeist wird, seit der Damm Wattenmeer und Nordsee aussperrt. So wurde es zum größten Trinkwasserreservoir weit und breit. Der Ökologie-Manager: „Wir hoffen, dass die Fische auch wieder in den Rhein nach Deutschland und bis in die Schweiz wandern.“
Bei Planung und Bau des Bollwerks gegen die Fluten damals musste jedoch das „ökologische Desaster“, wie Bakker die Folgen der Barriere für die Fischwelt benennt, zurücktreten. „Auch nahm man in Kauf, dass mangels Fischwanderung Tausende Fischer ihren Job verloren.“ Aber keine Frage, so Bakker: „Der Afsluitdijk ist und bleibt ein Wunder der Technik, auf das man zurecht stolz ist.“
Nordsee mit Wattenmeer rechts, Ijsselmeer links – früher bauten sich hier desaströse Flutwellen auf, bis das Bollwerk Afsluitdijk entstand; inzwischen mit Autobahn on top Foto Merel Tuk
Sein Hauptzweck als Damm ging und geht vor und ist erreicht: den Fraß durch stürmische Nord- und Zuidersee am Land zu stoppen und Tausende Todesopfer in Folge von Überflutungen wie einst zu verhindern. „Das war umso wichtiger, da viel Land der nördlichen Niederlande sogar einige Meter unter dem Meeresspiegel liegt“, so Hans Boogert, verantwortlicher Ingenieur für den Afsluitdijk beim Rijkswaterstaat bis zu seinem Ruhestand und weiter am Bollwerk zu Diensten.
Schon in den Jahrhunderten vor dem Dammbau versuchten die Holländer in ihrem Norden, das immer wieder überflutete bzw. unterm Meeresspiegel liegende Land mit kleinen Deichen, Kanälen und Windmühlen trocken zu halten und trocken zu legen. Und haben so schon viel neuen Grund und Boden dazugewonnen: die Polder. Dann wurde von 1927 bis 1932 der Afslutidijk zwischen den Gemeinden Den Oever im Westen und Harlingen im Osten gebaut und verbindet seither die Provinzen Friesland und Nord-Holland. Dafür die treibende Kraft: Ingenieur Cornelis Lely, damals Minister für Wasserwirtschaft. Ganz Ingenieur stellt Boogert klar: „Der Afsluitdijk ist fachlich gesehen ein Damm, da er Wasser von Wasser trennt und nicht Wasser von Land wie ein Deich.“
Die Lorentzsluisen besorgen seit 1932 die Passage der Schifffahrt zwischen Nordsee und Ijsselmeer Foto Merel Tuk
Und nennt einige wenige Daten zum Bollwerk: 32 Kilometer lang, an seiner breitesten Stelle 90 Meter, an der höchsten 7,8 Meter. Er bietet Platz für die vierspurige Autobahn A7 plus Rad- und Fußgängerweg. In zirka seiner Mitte wurde die Arbeitsinsel Kornwederzand künstlich angelegt. Hier verrichten auch die Lorentzsluizen ihre Arbeit als die Nordsee, Wattenmeer und Ijsselmeer verbindenden Schleusen für die Schifffahrt, ob Berufsschifffahrt oder Hobbysegelyacht.
Wissenschaft für sich – Tests, wie Fische den neuen Weg durch das Ijsselmeer finden Foto Ulrike Wirtz
Nun also der neue Vismigratierivier NL, der außer Ökologie-Know-how auch ausgefeiltes Statik-Können in Sachen Wassertechnologien erfordert. Denn auch das ist keine Frage, so Ingenieur Boogert: „Für den Wasserdurchlass zugunsten der Fische mussten wir den Damm an einer Stelle dauerhaft öffnen. Ganz entgegen seiner ureigenen Aufgabe, dicht zu halten. Dass der Damm bei der Öffnung nachgeben könnte, hat mir schlaflose Nächte bereitet. Als konkret die Bohrung der Öffnung anstand, dachte ich, nicht dass ausgerechnet jetzt ein Jahrhundertsturm kommt. Aber alles hat geklappt.“ Nach Vorbereitungen seit 2011 mit Berechnungen, Modellierungen, akribischer Planung der Bauarbeiten und ihren Durchführungen.
Nun ist es vollbracht: Der Damm bekam eine Öffnung über eine Breite von 15 Meter, damit Süßwasser aus dem Ijsselmeer wie ein Kanal schnurgerade durch die Öffnung zur Nordsee fließt, wenn deren Wasser sich wegen Ebbe zurückzieht. Boogert: „Den Durchfluss steuert der Rhythmus der Gezeiten. Alles geht ohne Pumpen.“ Das geschieht 24/7 an 365 Tagen im Jahr. Es sei denn, so Boogert, es kommt Sturm auf und könnte Salzwasser ins Ijsselmeer drücken. Das darf nicht passieren, weil das Ijsselmeer – siehe oben – die Region mit Trinkwasser versorgt. „Damit das nicht geschieht, schließen wir die Öffnung vorsorglich auf Zeit durch zwei neue Schotten. Die Schotten bzw. Schieber sind sechs Meter hoch und aus innovativem faserverstärktem Kunststoff angefertigt. Dadurch sind sie leichter im Handling und rostfrei.“
Wissenschaft für sich – Modellierungen, wie der Vismigratierivier NL im Ijsselmeer die Gezeiten von Nordsee und Wattenmeer nutzt Foto Ulrike Wirtz
Im Ijsselmeer verläuft der Wasserstrom als Teil des Wanderwegs wie ein mäandernder Fluss – als eine Art Korridor für die Fische – von 4,5 Kilometer Länge. Soll heißen: Er fließt in großen Schleifen durch das Ijsselmeer bis zum Afsluitdijk und dann geradeaus durch die Durchflussöffnung. Bakker: „Durch die Länge bekommen die Fische Zeit, um sich vom Salzwasser ans Süßwasser und umgekehrt anzupassen.“ Überdies ist die reine Durchflussöffnung im Damm in zwei unterschiedlich breite Öffnungen aufgeteilt – quasi in zwei Schwimmbahnen fürs Hin und Her: Die eine ist für die starken Schwimmer unter den Wanderfischen wie Aal, Lachs oder Renke bestimmt.
Loch im Damm für zwei Schwimmbahnen – eine schmale und eine breite, damit die großen wie die kleinen Fische ihren Weg machen können Foto Ulrike Wirtz
Die andere ist sichtlich schmaler und der Weg für schwache Schwimmer wie Glasaal, Heilbutt oder Stichling. Die Kleinen werden unterstützt durch die stärkere Wasserströmung, die der schmale Durchfluss erzeugt – ist also eine echte Wanderhilfe. Wenn man das alles hört und sieht, wird einem klar, dass auf Seiten der Ökologen ebenso jede Menge Analysen, Modellierungen etc. für den Vismigratierivier NL erforderlich waren. Zumal er ein Pilotprojekt bezüglich Biodiversität und technischen Möglichkeiten ist, an dem international Interesse besteht. Bakker: „Erstmals wird nämlich solch ein Fluss in einem Gezeitenrevier angelegt. Noch dazu genau auf der Grenze von Salz- und Süßwasser. Er gilt als wegweisend, wie Wassermanagement und Naturschutz Hand in Hand funktionieren können. Und wie auch die Fischerei profitieren kann.“
Wassermanagement und Naturschutz gehen Hand in Hand
Und das alles gerade auch, indem hydraulische Ingenieurskunst und natürliche Ingredienzien gekonnt austariert werden: sprich Wasserhöhen von Flüssen, Ijsselmeer und Nordsee, die Gezeiten des Meeres und das Wetter. Und natürlich weil den Wanderfischen der kraft Evolution erzeugte Drang nach Süßwasser nach wie vor in der Nase sitzt. Hin- und herwandern am Afsluitdijk – das versuchten sie nach dem Dammbau daher zwar auch weiterhin, kamen von der Nordsee aber 90 Jahre nur bis zum Afsluitdijk und standen hier quasi vor verschlossener Tür.
Vogelschwärme lauern bisher erfolgreich vor dem Damm auf leichte Beute Foto Ulrike Wirtz
Das war umso übler, weil die fischfressende Vogelschar das ausnutzte, sich auf die vergeblich vor dem verschlossenen Afsluitdijk wartenden Fische stürzte und verspeiste. Da half es nur wenig, dass sich die Schifffahrtsschleusen tagtäglich öffneten. Bakker: „Hier schafften es nur die stärksten Schwimmer unter den Fischen ins Ijsselmeer und die Flüsse und wieder zurück. Das alles kommt nun wieder ins ökologische Gleichgewicht.“ Dazu gehört auch, dass die Fischereiboote sich nun nicht einfach am Vismigratierivier positionieren dürfen, um fette Fänge zu machen. Bakker: „Das verhindert eine Bannmeile um die entscheidenden Stellen.“
Gekonnt den Afsluitdijk durchbohrt, damit Aale, Lachse etc. wieder wandern können – als Schmuck am Gelände in 3D und im Wasser schwimmend in Natur Foto Ulrike Wirtz
Und warum ist die Öffnung des Damms um einige Meter breiter, als es der Durchfluss für die Fische ist. Bakker und Boogert unisono: „Damit Besucher ebenfalls durch den Damm wandern können wie die Fische.“ Das geht entlang der Schwimmbahnen der Fische. Also los. Zunächst auf Kornwederzand zum Wadden Center mit Museum, Restaurant und Toppblick auf das Ijsselmeer zur einen und Wattenmeer und Nordsee zur anderen Seite. Weiter über eine Plattform zu einer Treppe. Hier fällt der Blick auf das neue Stück Mauerwerk mit Fischsymbolen, die wie eine Statue in Stein gemeißelt sind (Foto oben).
Nun die Treppe hinab – da sind die Wanderfische ganz in ihrem Element. Aber auch die Ökologen nutzen die Infrastruktur – „für Studien, indem wir die Migration beobachten, welche Fische wann genau wie weit wandern. Wir können daraus wichtige Erkenntnisse ziehen“, so Bakker. Und ist ganz in seinem Element.
Websites und wichtig zu wissen
Der Projekt Vismigratierivier NL wird 2026 komplett fertig gestellt sein, schon jetzt sind geführte Touren möglich. Ausführliche Info zum Projekt www.vismigratierivier.nl. Touren per Boot oder zu Fuß anzufragen über das Waddencenter https://afsluitdijkwaddencenter.nl; zur Naturschutzorganisation Fryske Gea www.itfryskegea.nl
Das Wattenmeer gehört zum Unesco-Weltnaturerbe und umfasst das Gebiet vom niederländischen Festland bis zur Außenseite der Watteninseln. Dann erst beginnt streng genommen die Nordsee.
Das moderne Waddencenter auf Kornwederzand Foto Merel Tuk
Der Südstaat war im Südwesten bis zur Golf-Küste einst teilweise Niemands-Land. Heute gefallen am Weg hierher historische Gemäuer und Garten-Zauber. In alten Tanzhallen steppt der Bär, und wer will, tanzt mit. Sümpfe und Marschen sorgen für Begegnungen mit Alligatoren – sicher vom Boot aus. Und am Meer warten Sandstrände ohne Bettenburgen und Beach Boulevards. Ein Road-Trip als Rundkurs mit Rekord.
Erst kurz nach Norden, dann gen Westen
Die Sonne ist untergegangen am Lake Pontchartrain an diesem Mai-Abend. Der See dehnt sich von New Orleans nord-westlich aus. Und sein Wasser droht bei Hurrikans New Orleans im Südosten des Sees zu überfluten, so dass sechs Meter hohe Deiche errichtet wurden. 2005 vergebens, als Hurrikan Katrina Deiche brechen ließ und New Orleans von Flutwellen des Lake Pontchartrain getroffen wurde.
Typisch an Bayous, Seen und Golf-Ufern – Häuser auf Stelzen, um den Flutwellen zu trotzen Foto Ulrike Wirtz
An dem Mai-Abend ist aber kaum Wind, es sind noch Wochen bis zur Hurrikan-Saison, und am nordöstlichen Seeufer schwappt das Wasser leicht gegen die steinerne Befestigung. Einige Boote sind auf dem Wasser unterwegs. Das ist schön anzusehen vom Logenplatz: der Balkon des Restaurants Rips on the Lake, gelegen am nordöstlichen Ufer im Städtchen Mandeville. Als Sun-Downer gibt‘s Cocktails, vielleicht Vodka Gimlet oder Rips Hurricane, aber dann doch lieber einen Sauvignon Blanc.
# New Orleans – IS 10 West, Pontchartrain Causeway North, LA 1087 East – Mandeville – 50 KM
Der See und Mandeville ist der erste Stopp des Road-Trips mit Rundkurs durch Louisianas Südwesten bis zur Küste des Golfs von Mexiko. Der Trip führt wegen Lake Pontchartrain erst kurz gen Norden – mit Start in New Orleans. In der ikonischen Südstaaten-Metropole stimmte der Trip mit angesagten Musts ein: blaue Stunden mit Jazz und Blues-Musik, mit Entdeckungstouren tagsüber durch das dann ruhige Amüsierviertel French Quarter und seiner berühmten Bourbon Street und illustren alten Häusern im Viertel. Und dazu der absolute Kontrast: der seit dem Civil War (1861-1865) angesagte Garden District von New Orleans mit schattigen Alleen und Villen in alter Südstaaten-Pracht, die unter Denkmalschutz stehen. Einige stammen noch aus dem frühen 19. Jahrhundert, von vor dem Krieg also, und sind schön restauriert. Sehr empfehlenswert: eine Tour mit Guide.
Ultimative Seebrücke
Danach geht es auf dem Weg nach Südwest erst über den Lake Pontchartrain. Es gibt zwei Optionen bei der Route – eine über die Interstate IS 10 East am östlichen Seeufer vorbei und am Ende des Sees links ab auf die IS 12 West. Die zweite Option folgt geradeaus gen Norden dem Lake Pontchartrain Causeway – und ist unsere Wahl, da als Rekordstrecke ultimativ für Road-Trip-Fans. Denn der Causeway ist eine Seebrücke und 38,442 Kilometer (23,75 Meilen) lang, führt die ganze Distanz immer nur über Wasser und ist damit die längste Seebrücke ihrer Art in der Welt. So nachzulesen etwa im Guinness-Buch der Rekorde.
Zum Vergleich: Aktuell entsteht im Ostsee-Bad Prerow eine 720 Meter lange Seebrücke, ist damit die längste über die Ostsee. Oder man stelle sich eine 40 Kilometer lange Brücke über den Bodensee vor. Der hat jedoch nur 536 Quadratkilometer Fläche. Lake Pontchartrain, der vom Mississippi River gespeist wird, misst mit 1839 Quadratkilometer gut das Dreifache. Die Autofahrt über diese Brücke ist mein persönlicher Rekord, da bisher nicht 40 Kilometer im Auto nur über Wasser gefahren. Den Trip begleitet noch dazu das Gefühl, als gleite der Wagen auf dem Wasser dahin wie ein Boot.
Das Gefühl stellt sich ein, weil die Wasseroberfläche zum Greifen nah scheint, da die Brücke so niedrig ist. Und da auch ihre Gelände so niedrig sind, verstellen sie kaum den Blick aufs Wasser. Als i-Tüpfelchen führt die Brücke in der Mitte über den riesigen See, d.h. rechts und links, vorne und hinten vom Auto nichts als Wasser. Kilometer für Kilometer. Nun danach am Abend stellt sich dank Logenplatz eigentlich Entspannung ein. Die Rekordbrücke ist aber am Horizont an Autolichtern erkennbar. Die wirken wie eine Prozession Glühwürmchen, aber mit Lücken je nach Abstand der Autos. Die Lücken werden größer je später der Abend. Bei dem Anblick stellt sich kurz erneut das mulmige Gefühl von der eigenen Fahrt wieder ein.
Nachts mehr Fata Morgana als Rekordhalter – die längste Seebrücke der Welt über den Lake Pontchartrain Foto Ulrike Wirtz
Gut, dass jetzt Kellner Billie gedünsteten grünen Spargel zu frischer See-Forelle serviert. Der Gang davor war Krebssuppe auf Basis von Senf-Sahnesauce. Derweil kommt Roslyn F. Prieto, die Restaurant-Chefin, auf einige Worte an den Tisch, fragt, ob es schmeckt, erzählt von den Anfängen ihres Lokals.
Das Rips on The Lake serviert Meeresgetier fangfrisch – hier seine Shrimps Foto Ulrike Wirtz
Zeigt dann in Richtung Brücke. „Die siehst Du im Dunkeln nicht ohne Autos.“ Und weiter: „Manchem unserer Gäste ist die lange Fahrt nur über Wasser nicht angenehm. Sie kommen daher lieber den längeren Weg am östlichen Seeufer entlang. Wie früher.“ Sie meint vor 1956, da wurde die Brücke über die Seemitte erbaut. Roslyn hat ihr Lokal im Jahr 2000 übernommen. „Anfangs bin ich auch nicht gern über den See gefahren. Nun bin ich dran gewöhnt. Und wohin fahrt Ihr als nächstes?“ Ich: „Durch den Südwesten.“ Sie: „Ihr sucht bestimmt nach dem Niemandsland. Da seid Ihr selbst nahe der Golf-Küste auch heute ziemlich allein.“
Noman‘s Land – das Areal lag Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen Louisiana und Texas. Hier herrschte Gesetzlosigkeit, was Piraten und windiges Volk anzog. Der Grund für fehlende Regeln waren Streitigkeiten über die Aufteilung des Areals zwischen den USA und Spanien, beide damals die Herrscher in der Region. Die reichte der Länge nach von der heutigen Stadt Shreveport im Binnenland bis zur Golf-Küste im Süden. 1821 beendeten die Kontrahenten den Zustand per Vertrag. Roslyn: „Nun gingen immer mehr europäische Siedler dorthin. Aber die Küste und die Region davor blieben weiterhin fast menschenleer. Da ist es noch wie früher.“ Und meint natürlich nicht die Gesetzlosigkeit, sondern die Natur der Marschen und Sümpfe und die einsame Meeresküste.
# Mandeville – US 190 South, IS 12 East – Honey Island Swamp Tours Crawford Landing – 40 KM
Doch erst locken Marsch- und Sumpfland nahe Lake Pontchartrain. Auch hier ist viel typische Flora und Fauna alter Zeiten zu sehen, weil viel Naturschutz einzog und das, obschon unter Land und Wasser bis hin zum Meer und unter dem Meeresboden Öl gefördert wird. Mit dem Schutz der Natur kam das lizensierte Geschäft für Bootstouren mit Guides durch Sümpfe und Marschen und sind ideale Exkursionen.
In den Sümpfen fährt man sicherer im Boot mit Captain, hier von Veranstalter Honey Island Swamp Tours Foto Ulrike Wirtz
Ein Anbieter seit 1982: Dr. Wagner’s Honey Islands Swamp Tours in Slidell, ein Nachbarort von Mandeville. Bei Dr. Wagner ist die nächste Generation am Ruder, Paul und Brenda Trahan. Paul: „Wir folgen dem ökologischen Ansatz von Dr. Wagner. Er war Geologe und Naturschützer. Die Boote heute sind aus leichtem Aluminium und flach wie eine Flunder und befahren die seichten Gewässer schonend.“
Früher menschenfeindliche Wildnis, heute Naturparadies
Während er erzählt, legt Paul mit 15, 16 Leuten an Bord ab, erklärt, dass er zunächst ein Stück über den Pearl River fährt, dann abbiegt in kleinere verzweigte Wasserläufe. „Ihr wisst es wahrscheinlich – die Wasserläufe der Südstaaten heißen Bayous. Die sind überall im Süden von Louisiana. Dazwischen liegen Asphaltstraßen – mal breiter, mal schmal, aber breit genug für ein Auto. Captain Paul danach eher rhetorisch: „Könnt Ihr Euch das frühe Leben hier vorstellen?“ Erst das der First Nations der Indianer, später der Europäer. „Alligatoren, Schlangen, giftige Pflanzen, Sümpfe und kaum Wege. Es war tropisch-heiß, Regen fiel en Masse. Und überall Mücken.“ Dass es heute genügend Straßen gibt, ist auch der Ölindustrie geschuldet, die gute Infrastruktur brauchte.
Dösende Alligatoren
Unterwegs im Boot stellt sich zunehmend als angenehm heraus, dass die Swamp-Tour von der sicheren Position eines Profiboots mit Guide stattfindet. Denn in den Bayous ist alles dicht bewachsen, Ufer sind nicht mehr erkennbar, stattdessen Wasser, Sumpf und Marsch.
In den Bayous herrscht oft eine Stille, die man zu hören glaubt Foto Ulrike Wirtz
Da bleibt die Orientierung für Fremde schnell auf der Strecke. Und schon blinzelt einen ein Alligator aus wachsamen Augen an. Dabei scheint er zu dösen. Sie leben hier dank des hohen Süßwassergehalts (fresh water). Ebenso Schildkröten, von denen manche stoisch in der Morgensonne auf Baumstämmen ruhen. Nutrias paddeln vorbei. Am Himmel ziehen Vögel aller Art, auch Pelikane, ihre Bahnen. Auch Adler und Eulen sind heimisch. Im Wasser zeigen sich Seelilien im Naturschauspiel in ihrer exotischen Pracht. Bizarr wirken die Sumpf-Zypressen – wegen ihrer fürs nasse Umfeld entwickelten Wurzeln, die wie tote Baumstümpfe aus dem Wasser ragen.
Versteckt leben im Bayou
Dass Sehenswertes aufs Boot und seine Gäste zukommt, merkt man daran, dass der Kapitän den Motor drosselt, bis es lautlos nur noch im Schneckentempo weitergeht. Und so taucht auf einmal ein Häuschen auf hohen Stelzen auf, mit kleinem Bootssteg und Terrasse. Und das mitten im Outback. „Hier wohnten früher sogar Familien mit Kindern, die per Boot zur Schule gebracht wurden“, erklärt Captain Paul. „Heute sind das Wochenenddomizile und gehören meist noch den früheren Siedlerfamilien. Die halten daran fest. Daher können hier Fremde kaum etwas kaufen.“ Früher hier leben hieß kein Strom, Telefon oder TV, bis sich das mit Generatoren und Mobilfunk änderte. „Viele Häuser gibt es in den Bayous aber sowieso nicht.“ Und manche sind sichtlich Ruinen, zerstört durch Hurrikans, wie Paul erklärt.
# Honey Island Swamp Tours – US 190, US 11, Bayou Lane – Restaurant Palemettos on the Bayou – 10 KM
Mit dem Boot ginge es gut weiter zum Lunch im angesagten Palmettos on the Bayou in Slidell. Es liegt im Grünen direkt am Bayou Bonfuca – und hat einen Anleger, da oft Locals den Weg übers Wasser nehmen. Zumal Boote reguläres Verkehrsmittel sind. Wir nehmen das Auto wie viele andere das tun. Der Parkplatz ist gut besucht, das Lokal auch. Es ist in der Tradition der Südstaaten aus Holz und mit diversen Terrassen gebaut. Auf seinen Tischen drinnen liegen feine Stoffservietten.
Das Restaurant Palmettos on the Bayou serviert fein drinnen und casual draußen Foto Ulrike Wirtz
Die Terrassen haben Böden in rustikalen Holzbohlen und sind ebenso rustikal möbliert. Hier wird casual serviert, ob Lunch, Dinner und am Wochenende Jazz-Brunch. Die Speisekarte führt gegrillte Austern, Fisch fangfrisch oder Rib-Eye, ebenso in Öl frittierten Alligator, sprich fried. Alligator ist typisch in Louisianas Küche, ebenso fried, ob Fleisch oder Gemüse. Ebenso typisch: „pan tossed“ – sprich in der Pfanne Gebackenes.
# Restaurant Palemettos – IS 12 West, IS 10 West, links ab HW 90 Süd – Lafayette – 240 KM
Mit der nächsten Etappe geht es auf einen langen Schlag in den Südwest und das fast immer geradeaus bis zur Stadt Lafayette. Sie hat 120.000 Einwohner, eine Universität mit Campus-Idylle und rund 19.000 Studenten. Am Weg war Baton Rouge, Louisianas Hauptstadt mit 227.000 Einwohnern und alles andere als verträumt wie Lafayette , links liegen geblieben. In Lafayette reist es sich gerade auch auf den Spuren der Acadians, die frühen Siedler mit französischer Abstammung.
Lafayettes Uni-Campus nach den Graduation-Tagen – etwas Spaß in rotem Talar darf nun sein Foto Ulrike Wirtz
Überall begegnet einem daher der Begriff Acadians. Mit ihnen haben denn auch noch heute Sprache, Kochstil und Kultur viel zu tun. Die ersten Acadians kamen um 1750 in die Region – nach weiten Umwegen, waren sie doch zuerst ins heutige kanadische Nova Scotia emigriert, von dort in die Karibik oder zur Ost-Küste der USA umgezogen und kamen erst danach in Louisianas Südwesten.
Lafayette und die Acadians
Die Acadians fanden hier eine Welt von Bayous, Sümpfen und Marschen vor – ähnlich wie die Siedler im Südosten von Louisiana, wo unser Road-Trip startete. 1820 wurde die Stadt Lafayette gegründet, anfangs unter dem Namen Vermilionville und umgetauft in Lafayette 1823. Das geschah in Erinnerung an den französischen Ahnen Marquis de la Fayette: dereinst Held der amerikanischen und französischen Revolution und in USA dem General George Washington zu Diensten, der erste Präsident der USA von 1789 bis 1797. Lafayette war Knotenpunkt für Eisenbahn und Handel und Ausgangspunkt vieler Acadians, die weiterzogen ins Noman’s Land, nachdem es gesetzlich geregeltes Terrain wurde.
Kulturelles Erbe
Die University of Louisiana at Lafayette entstand 1898. Ihre Gebäude und ihr Park stammen teils noch aus diesen Anfängen und geben dem Campus eine ansprechend alt-ehrwürdige Atmosphäre. Heuer ist Sonntag, Campus und Park sind fast menschenleer. Betrieb ist dagegen in Downtown mit dem Architektur-Mix aus ansehnlich-alten Gemäuern neben einigen wenigen gesichtslosen Bürohäusern. Große alte Bäume spenden Schatten. Das Wall Street Journal wählte kürzlich Lafayette zur Happiest City in America, das Gallup Institut zur Most Optimistic City. Das ist nachvollziehbar, ist das Flanieren angenehm, die Lokalszene ansprechend und die Auswahl an Boutiquen vielfältig. Ein spezieller Anziehungspunkt ehrt die frühen Siedler: das Acadiana Center for the Arts – kurz ACA – in der Vermilion Street im modernen Glasbau.
Das Bild The Empress (Öl auf Leinwand) ist eine Leihgabe der Jonathan Ferrara Gallery für das Acadian Center of Arts in Lafayette Foto Ulrike Wirtz
Es ist Location für Meetings, Ausstellungen und Festivals und dient zugleich als Kunst-Galerie, um Maler auch aus der Region zu fördern. Es wird als Non-Profit-Organisation getragen von acht Landkreisen im Südwesten, darunter Parish Acadia und Parish Vermilion (Parish ist so etwas wie ein Landkreis in Deutschland). Ausgestellt sind zeitgenössische Keramiken und Malereien, oft mit Bezug zur afrikanisch-französisch-spanischen Tradition in Louisiana. Dazu passt, dass in Lafayette an fast jeder Ecke das typische Französisch des Staats zu hören ist, wie schon in New Orleans. Und wie schon dort ist dem gesprochenen Wort mit deutschem Schulfranzösisch kaum zu folgen.
# Lafayette – HW 90 South – Vermilionville, Fisher Road – 20 KM
Der alte Name Vermilionville lebt heute fort 15 Autominuten südlich von Lafayette: im anschaulichen Open-Air-Museum namens Vermilionville. Es wurde 1990 als Kopie eines historischen Orts der frühen Acadians am Bayou Vermilion erbaut, um die früheren Lebensumstände der Siedler zu zeigen.
Historisches Dorf mit Tanzpalast
Das geschieht mit original alten Häuschen bzw. hübschen Nachbauten und mit typischen originalen Möbeln. Mit Fotos und Infotafeln, zum Beispiel zu den früheren Baustoffen Schlamm, Moss und Zypressenholz. Mit traditioneller Kleidung, Kochutensilien und Geräten, auch von früheren Fallenstellern, die im Sumpf ihrer Arbeit nachgingen, und von Bootsbauern, die die nötigen Fortbewegungsmittel für die Bayous fertigten.
Vermilionville bildet die neue Welt für die Siedler im 19. Jahrhundert ab – hier ein Webstuhl Foto Ulrike Wirtz
Das Vermilionville informiert, dass weitere Siedlergruppen in die Region zogen: Briten, Deutsche und einstige Sklaven afrikanischer Herkunft, die sich seit ihrer Befreiung durch den Bürgerkrieg ab 1865 an den Bayous im Südwesten niederließen.
Vermilionville – der einstige Austritt war mit drei Sitzen nicht intim, aber effizient Foto Ulrike Wirtz
Le Bal du Dimanche
Und was ist da los im hallenartigen Gebäude? Seine Türen gehen ab und an auf, Musik ertönt, wird laut und wieder leise, wenn die Türen wieder zufallen. Performance Center steht am Eingang. Drinnen wird getanzt – „wie früher immer an Sonntagen. Come on, do it“, ruft ein Herr im Vorbeitanzen dem Neuankömmling zu. Alt und Jung schieben sich im Paartanz über das hölzerne Parkett. Andere steppen allein für sich umher – klack, klack, klack. Wer will, tanzt mit. Das mehr oder weniger gekonnte Treiben folgt der Musik von Fideln – live gespielt von einem Duo. Auf Plakaten ist zu lesen, wer bei nächsten Events auftritt: Namen, die unsereins nicht kennt. Die Events heißen traditionell-glamourös Le Bal du Dimanche, auch der Ball an diesem Sonntag im Mai. Aber statt Robe tun es heuer auch Jeans und T-Shirt.
Vermilionville – das idyllisches Schulhaus erinnert an harte Zeiten Foto Ulrike Wirtz
Die Musiker demnächst spielen, wie Fotos des Programms zeigen, außer Geige auch Akkordeon – auch das in Tradition der aus Europa stammenden Arcadians. Und ganz anders als die Tradition des Blues, Gospel und Soul in den Südstaaten: das kulturelle Erbe der einst versklavten African Americans. Deren Musik lässt sich gut auf dem Mississippi Blues Trail von Louisiana bis in den östlichen Nachbarstaat Mississippi genießen, also nicht nur in Musik-Venues in New Orleans. Aber nicht zu verwechseln mit dem African American Heritage Trail: Der befasst sich mit dem Leid und Leben der Sklaven. Aber das sind andere Geschichten und Orte (siehe dazu Lebensart-Reise vom yxyx und vom xyxy)
# Vermilionville – HW 90 South (Richtung Morgan City) – New Iberia – 40 KM
Das nächste Ziel ist südlich von Vermilionville und Lafayette das Städtchen New Iberia, gegründet 1765. Hier lässt sich bequem durch mehr als 100 Millionen Jahre Erdgeschichte reisen, nämlich in den Rip van Winkle Gardens mit Villa: das Joseph Jefferson House; und am Lake Peigneur: ein See, der bei einem desaströsen Unfall 1980 auf einmal verschwand. Daran erinnert heute ein aus dem See ragender Kamin. Jeder kann auf diese Zeitreise gehen, da Garten, Villa und See gegen Eintritt offenstehen – anders als früher, als Villa, Jagdgründe und See ein in der Wildnis verstecktes Prachtdomizil für die Ferien waren.
Von der Wildnis zur Idylle
Doch der Reihe nach. Vor rund 165 Mio. Jahren: entstand ein Salt Dome im Innern der Erde nahe New Iberia, so offizielle geologische Zahlen. Hinzu kamen See und Eiland und das alles in Einsamkeit. 1870: Damals baute Joseph Jefferson – der bekannteste Comedian seiner Zeit, weit gereist und verliebt ins Jagen – auf der Insel eine Villa von viktorianischer Opulenz und nutzte sie einige Monate im Jahr vor allem für sein Hobby. Bis heute ist hier alles Idylle. Wie zu Jeffersons Zeiten ruht seine Villa inmitten alter Eichen, thront im ansonsten flachen Land ganz ungewöhnlich auf einer kleinen Anhöhe – wegen des Salz-Doms.
Die Villa Jefferson stand am Beginn der berühmten Rip Van Winkel Gardens Foto Ulrike Wirtz
Im Haus umgab sich Jefferson mit französischen Empire-Möbeln. „Die sind original aus seiner Zeit. Und hier die Tapeten – sie sind auch original und von Hand gemalt“, so Guide Madeleine bei der Tour durch das Anwesen. Unter dem schattigen Vordach der Villa mit Terrasse laden auch heute Schaukelstühle antiker Art zum Relaxen ein. Madeleine: „Hier tauschte Jefferson mit Gästen Anekdoten von der Jagd oder von seinem Künstlerleben aus. – And so on.“ Viele Jahrzehnte später seien innerhalb des Salz-Doms Minen und ihre Höhlen entstanden, um das Salz abzubauen. „Der Abbau endete 1980. Mit der Jagd war es seit den 1950er Jahren vorbei“ (Madeleine).
Stattdessen entstand auf dem Areal 1950 nämlich ein Zaubergarten, der die Villa auch heute auf mehr als 800 Acres (rund 323 Hektar) umgibt, angelegt vom späteren Eigentümer John Lyle Bayless Junior. Und benannt nach der Erzählung von US-Schriftsteller Washington Irving über einen Bauern namens Rip Van Winkle, der sich aus England emigrierend in den Bergen von New York State sieht und in einen Zauberschlaf fällt und nach 20 Jahren erwacht – nun als freier Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Selbiger Joseph Jefferson spielte den Rip Van Winkle als seine Paraderolle in einer Adaption für Schauspielbühnen.
Zurück zu John Lyle Bayless Junior. Der baute in seinem feinen Garten auch ein gläsernes Konservatorium. Madelaine: „Darin wuchsen seinerzeit mehr als 3000 exotisch-tropische Pflanzenspezies.“ Im Garten, besser Park stolzieren heute Pfaue umher, spreizen ihr prächtiges Federkleid, ohne sich vor Jägern fürchten zu müssen. Blumenrabatte, Hecken, Rasen und Bäume – alles ist kunstvoll angelegt.
Mit Kunstwerken gekonnt gestaltet – die Rip Van Winkle Gardens sind einfach schön Foto Ulrike Wirtz
Skulpturen sind mit Sichtachsen gekonnt in Szene gesetzt. Ein japanisches Teehaus ist zu bewundern, ebenso ein altes Schulgebäude, alte Unterkünfte von Personal der Mine und eine Scheune für alte Kutschen, genannt das Acadian Carriage House. Der Garten reicht bis ans Seeufer. An einer Stelle ragt dann eben besagter Kamin trotz Wellen unübersehbar aus dem See empor.
Aus dem Desasterzu neuer Idylle
Madeleine klärt auf: Dass nämlich der Kamin zu einem von Bayless Junior neu erbauten Haus gehörte. Dass ein Bohr-Rigg der Firma Texaco auf dem See fahrend einen Teil der Mine der Diamond Crystal Salt Company versehentlich rammte und zwar derart, dass sich ein Loch mit Vakuumeffekt auftat, so dass ein Sog entstand und alles in seiner Nähe in die Tiefe saugte bzw. einstürzen ließ. Dass der See sich in Kettenreaktion des Sogs komplett in die unterirdischen Öffnungen ergoss, dass Boote nun ohne Wasser unterm Kiel trocken fielen, auf dem Boden des Sees zerschellten und das Haus von Bayless Junior in den Krater stürzte, ebenso das Konservatorium.
Nur ein Kamin blieb – sonst ist vom Desaster nichts mehr zu sehen Foto Ulrike Wirtz
Nach dem Desaster musste der Verursacher den leeren See wieder füllen lassen – zum heute 3.000 Acres (1.200 Hektar) großen Gewässer. Der See trägt viel zur heutigen Idylle bei, jedenfalls oberflächlich betrachtet.
# New Iberia – HW 90 West, HW 14 nach Abbeville, dann HW 82 West – Cameron – 180 KM
Hinter New Iberia tun sich erneut Bayous, Sümpfe und immer mehr Marschland auf, je näher das Meer kommt. Folgte man nun dem HW 90 East, kämen die Städtchen Houma und Morgan City, wo Werften Schiffe und Bohrinseln bauen, wo von kleinen Marinas Flotten von Shrimp-Fischern ausschwärmen und ebenso Bootstouren durch die Flora und Fauna starten, Alligatoren inklusive (siehe Lebensart-Reise vom 7. Dezember 2023).
Unser Roadtrip folgt aber dem HW 82 West, der auf gut 200 Kilometer an der Golf-Küste vorbeigeht, bis Texas beginnt. Hier war einst das Noman’s Land, von dem Roslyn sprach. Und beschert immer noch eine Einsamkeit und dazu einen scheinbar nicht endenden wollenden Weitblick. Marschland liegt auf der einen Seite des HW 82 West, auf der anderen Straßenseite das Meer. Louisianas Sandstrände hier im Südwesten heißen Constance Beach, Little Florida Beach oder Holly Beach.
Und weit und breit keine Bettenburgen und Beach Boulevards wie andernorts so oft an der Golf-Küste. Wohl gibt es einen kleinen Store, um Beach Toys auszuleihen und etwas für den täglichen Bedarf einzukaufen wie etwa am Holly Beach.
Die Fahrt durch das einstige Noman‘s Land ist mangels Einsamkeit und Verkehr sogar so beschaulich, dass sich die bange Frage stellt: Wieviel Sprit ist im Tank? Der Blick auf die Tanknadel beruhigt, der Tank ist fast voll. Wasser- und Essensvorräte sollten auch immer reichlich an Bord sein. Wie erst mögen sich anno 1821 die Siedler auf ihrer Reise hierher in ihre neue Heimat gefühlt haben. Heute liegen am Weg ab und an Häuschen auf den typischen Stelzen, um damit den Flutwellen bei tropischen Stürmen und den noch stärkeren Hurrikans zu trotzen.
Das Örtchen Pecan Islands
Dann kommt auf einmal eine Ortschaft namens Pecan Islands, zählt laut Ortsschild 300 Einwohner und ist auch Adresse des Rockefeller Wildlife Refuge. In dem Naturschutzgebiet sind Stege ausgelegt, um trockenen Fußes Flora und Fauna bestaunen zu können. Es darf – kontrolliert – gejagt und gefischt werden. Für dieses Wildlife Refuge stiftete der Industrie-Magnat Rockefeller 1919 dem Bundesstaat Louisiana 86.000 Acres (35.000 Hektar). 1955 begann die Organisation des Wildlife Refuge, für den Naturschutz am Ort in Marschen und an Küsten wissenschaftlich zu forschen, tut das nach wie vor und kooperiert dabei zum Wohl der Region auch mit vor Ort tätigen Mineralöl-Gesellschaft. Das und vieles mehr ist auf der Website des Rockefeller Wildlife Refuge nachzulesen.
Das Örtchen Cameron
Der nächste Ort kommt 24 Kilometer weiter, heißt Cameron und hat 315 Einwohner. Gut doppelt so viele Menschen lebten in Cameron, bevor die Hurrikans Rita 2005 und Ike 2008 die Küste malträtierten. Die Region ist als Cameron Parish zusammengefasst, zählt in toto 5600 Bürger und ist damit der menschenleerste Parish in Louisiana. Bei so wenig Volk lässt sich mit einiger Phantasie ausmalen, wie sich Piraten in den Gegenden einst gut verstecken konnten und wie Trapper unbeobachtet ihre Fallen stellten; Museum Vermilionville und manche Western lassen grüßen. Bis ab 1821 Gesetze Einzug hielten und die Landvermesser kamen, um als Vorhut für die nunmehr beginnende Besiedlung Kilometer für Kilometer Grund und Boden und Wasser zu vermessen.
# Cameron – LA 27 West, genannt Creole Nature Trail – bis Holly Beach – 17 KM
Heute gelten Law & Order selbst für Details, wie ich von Shalisa erfahre. Sie steht an einem Bayou nicht weit von Holly Beach, hat einen Käscher in der einen Hand und eine lange Leine mit einem Köder in der anderen.
Shalisa ködert Blaukrebse mit rohen Hähnchenkeulen Foto Ulrike Wirtz
Sie sieht meinen neugierigen Blick: „Das ist eine rohe Hähnchenkeule. Sie ist ein guter Köder, um Blaukrebse zu fangen.“ Blue Crabs – dafür sei Fangsaison von Mai bis Oktober. „Du brauchst aber eine Lizenz dafür. Die musst Du dabei haben. Hier wird nämlich kontrolliert.“ Das heißt auch: So einsam ist es doch nicht. Lizenzen benötigen auch diejenigen, die zur Entenjagd oder zum Fischen von anderem Getier in der Gegend unterwegs sind. Und woher kommt Shalisa? „Ich bin aus Texas und arbeite jetzt in Lake Charles. Aber nicht bei einer Ölraffinerie, wie das viele hier tun. Die sind hier wichtige Arbeitgeber.“
Holly Beach – LA 108 North, LA 378, US 171 South, US 90, LA 385 South – Lake Charles 100 KM
Lake Charles liegt am gleichnamigen See, zählt 85.000 Einwohner, ist damit die größte Stadt der Region und hat Hotels für jeden Geldbeutel. Daher ist Lake Charles auch der Pit-Stopp zum Übernachten auf dem Rundkurs über Lafayette zurück nach New Orleans, wo der Road-Trip begann. Als Highlights in Lake Charles gelten das Hotel L’ Auberge wegen seiner schick-teuren Suiten und seines Casinos, die historische Downtown unter anderem wegen der Life-Music-Kneipe The Panorama Music House und die Uferpromenade des Sees mit den hübschen Villen.
Lake Charles- das Hotel L‘ Auberge bietet Luxus und Glücksspiel im Casino Foto Ulrike Wirtz
Ein weiteres Highlight und das nicht nur für Fans alter Vinyl-Schallplatten findet sich genau neben dem Panorama Music House und heißt The Panorama Music Exchange. Der Laden ist nämlich eine wahre Fundgrube für alte Vinyl-Platten in ihren Originalhüllen von Top-Acts aus alten Zeiten. Schmeißt Bam Arceneaux den Laden, spielt er ab und an den DJ, legt in alter Manier auf dem Plattenspieler frühe Meister des Pop und Soul auf, ob Beatles oder Jimi Hendrix. Buy, Sell and Trade sei das Motto, sagt Bam und stöbern erwünscht. „Of course“, sagt Bam.
Lake Charles‘ verstecktes Kleinod – der Laden für alte Vinyl-Schallplatten; Bam ist sein bester Verkäufer und DJ und stolz auf seine Queens-LP A Night at the Opera
Sunset am Holly Beach
Vorher stehen noch Holly Beach und der Sonnenuntergang in Einsamkeit an. Fürs Bierchen ist im Cooler vorgesorgt. Nur was ist das? Am Strand verlaufen im beige-farbigen Sand mehrere Reifenspuren von Autos. Und tatsächlich – ein, zwei Vehikel fahren irgendwo weiter entfernt über den Holly Beach. Shalisa: „Das darf hier jeder. Besser gesagt, es ist nach wie vor nicht verboten.“
Weitere Info und wichtige Websites
Die offizielle Website für Reisen durch Louisiana finden sich unter www.explorelouisiana.com – auch mit Info zu Regionen und Städten wie Lafayette, Lake Charles oder New Iberia. Mehr zur Seebrücke Lake Pontchartrain Causeway www.worldatlas.com. Zur Bootstour in den Bayous bei Slidell www.honeyislandswamp.com. In und um Lafayette: die Kulturstätte Acadian Center for the Arts https://acadiancenterforthearts.org; die University of Louisiana Lafayette https://louisiana.edu; das Open-Air-Museum Vermilionville, auch die Tanzhalle https:// bayouvermiliondistric.org. In New Iberia: Rip Van Winkle Gardens und Joseph Jefferson Villa https://ripvanwinklegardens.com. Das Parish Cameron https://visitcameronparish.org. Das Rockefeller Wildlife Refuge www.wlf.louisiana. In und um Lake Charles: www.visitlakecharles.org; auch mit Info zum Louisiana Creole Nature Trail und zu den Stränden Holly Beach oder Little Florida Beach. Details zum Hotel L‘ Auberge Lake Charles: https://llakecharles.com.
Die Restaurant-Tipps: Rips on the Lake www.ripsonthelake.com. Palmettos on the Bayou www.palmettosonthebayou.com
Cajun und Creole Beide Begriffe begegnen einem immer wieder in Louisiana. Beide finden sich auch auf Speisekarten in vielen Restaurants des Südstaats. Das Wort Cajuns bedeutet Arcadians auf Französisch – siehe oben – und steht für die frühen Siedler mit prägender Rolle für Louisiana. Die spielen sie mit ihrer Herkunft aus Frankreich und ihrem Umweg über die Karibik bis heute bei Louisiana-typischen Speisen, vor allem Gumbo: ein mit dunklem Mehl angedickter Eintopf wahlweise mit Fleisch, Shrimps oder Alligator – und immer mit Gemüse. Und Po‘ Boys, die traditionellen Sandwiches und meist riesig. Zur Cajun-Küche gehören auch Würste mit Innenleben von Schwein oder Huhn – genannt Boudoins.
Dazu gesellte sich einst und gesellt sich bis heute die kreolische Küche mit ihren afrikanischen und karibischen Gewürzen und dem Gemüse Okra. Diese lukullische Richtung geht gerade auch auf die Herkunft der früheren Sklaven aus Westafrika zurück.
Die drei US-Südstaaten liegen hintereinander, sind alle drei Anrainer des Golfs von Mexiko. Doch ihre Uferregionen könnten unterschiedlicher kaum sein. Und was noch besonders ist: Wo sonst reihen sich in USA gleich drei Staaten auf so kurzer Distanz aneinander, wie das an Mississippis Golf-Küste der Fall ist.
Kurz und kurzweilig
Mississippis Golf-Küste ist per Auto nur gut 80 Meilen sprich gut 130 Kilometer lang – und schon beginnt im Westen Louisiana, im Osten Alabama. So nahe kommen sich drei US-Staaten selten. Bei klarer Sicht reicht der Blick vielleicht in beide Richtungen so weit von Biloxis Leuchtturm aus. Biloxi ist eine Kleinstadt an Mississippis Golf-Küste und bekannt für einige ambitionierte Projekte wie typisch für Metropolen. Nämlich renommierte Museen für Kunst und Geschichte und eine große Präsidenten-Bibliothek zu Jefferson Davis, der einzige Präsident der Konföderierten Staaten und aktiv im Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Konföderierten, die am Sklavenhandel festhalten wollten. In der Stadt gibt es ein Dutzend Casinos und das Biloxi Visitors Center mit Museum im Stil eines Antebellum Mansion, diese pompösen Herrenhäuser der Südstaaten aus der Hochzeit der Sklaverei vor 1865. mehr
Die Attraktionen von Paris sind leicht zu entdecken, denn ihnen widmen sich Reiseführer en Masse. Den weniger bekannten schönen Seiten der Metropole an der Seine spürt ein neuer Bildband aus dem Schweizer Midas Verlag nach. Er liefert einen Leitfaden aus Fotos und Texten in animierender Optik, auf dass man sich am liebsten gleich auf den Weg machen und live mittendrin sein möchte.
Hier Fotos von Gassen und Gärtchen, von idyllischen Brunnen und Brückchen, dort Fotos opulent-alter Gemäuer und kleiner Cafés. Hier im Bild teure Läden und klassisch gekleidete Kellner, dort die Patisserie Odette, die Wein-Bar Le Comptoir, die eleganten Passagen Verdeau sowie Jouffroy. Hinzu kommen ausgearbeitete Spazierwege in Wort und Karten – in feinem Strich von Hand gemalt und nicht überladen. Sie skizzieren, was an Geschäften, Lokalen und schöner Architektur am Weg liegt.
Impressionen abseits des Mainstreams und stichhaltige Info Foto Siobhan Ferguson
Alles in allem verspricht der Bildband seinen Betrachtern und Lesern im Titel des Buchs: „Paris – wie es keiner kennt“. Selbst wenn das so nicht ganz stimmt, aber Lust aufs Entdecken und Erleben macht das Gesamtwerk allemal. Der Bildband aus Hardcover und mattem Papier hat 256 Seiten und hält mehr als 100 Tipps für außergewöhnliche Paris-Erlebnisse bereit.
Für das Oeuvre verantwortlich zeichnet die Fotografin Siobhan Ferguson, gebürtige Britin und wohnhaft in London. Sie bereist die Metropole Frankreichs seit vielen Jahren, widmet sich romantisch-verträumten Straßen und Plätzen in Nebenstraßen, spürt Einheimischen jenseits der Touristenströme nach und bewegt sich fern der gängigen Hot Spots, und seien sie nur wenige Schritte vom Hot Spot entfernt. Siobhan Ferguson ist Gründerin der etablierten Instagram-Accounts @prettycitylondon und – of course – @prettycityparis mit über einer Million Followers.
Pariser Savoir Vivre des Alltags Foto Siobhan Ferguson
Das praktische am neuen Bildband: Er ist zwar nicht leicht wie ein kleiner Reiseführer, aber leicht genug, um ihn unterwegs mitzunehmen. Und mit seinen Maßen passt er in einen kleinen Rucksack oder die mittelgroße Handtasche, während man auf seinen Spuren die Seine-Metropole und ihre anderen Seiten entdeckt. Also los geht’s – on y va.
Der Bildband aus dem Schweizer Midas Verlag kostet 25 Euro, hat die ISBN 978-3-03876-260-7 (Midas Collection) und ist seit Juli ’24 in 3. Auflage im Handel. Die Website: www.paris-web; Leseprobe: www.paris-lex
Die drei US-Südstaaten liegen hintereinander, sind alle drei Anrainer des Golfs von Mexiko. Doch ihre Uferregionen könnten unterschiedlicher kaum sein. Und was noch besonders ist: Wo sonst reihen sich in USA gleich drei Staaten auf so kurzer Distanz aneinander, wie das an Mississippis Golf-Küste der Fall ist.
Kurz und abwechslungsreich
Mississippis Golf-Küste ist per Auto gut 80 Meilen sprich gut 130 Kilometer lang – und schon beginnt im Westen Louisiana, im Osten Alabama. So nahe kommen sich drei US-Staaten selten. Bei klarer Sicht reicht der Blick vielleicht in beide Richtungen so weit von Biloxis Leuchtturm aus.
Biloxi ist eine Kleinstadt an Mississippis Golf-Küste und bekannt für einige ambitionierte Projekte wie typisch für Metropolen. Nämlich renommierte Museen für Kunst und Geschichte und eine große Präsidenten-Bibliothek zu Jefferson Davis, der einzige Präsident der Konföderierten Staaten und aktiv im Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Konföderierten, die am Sklavenhandel festhalten wollten. In der Stadt gibt es ein Dutzend Casinos und das Biloxi Visitors Center mit Museum im Stil eines Antebellum Mansion, diese pompösen Herrenhäusern der Südstaaten aus der Hochzeit der Sklaverei vor 1865.
Dabei wurde das Visitors Center erst 2011 erbaut. Dabei ist Biloxi ein Städtchen mit gerade mal 50.000 Einwohnern und gefällt bei allen Ambitionen weiterhin durch seine angenehme Atmosphäre einer Kleinstadt am Meer. Genauer gesagt am Mississippi Sound, so heißt der Golf hier, und seine Küste wird auch Secret Coast genannt.
Auch so beschaulich ist es in und um Biloxi Foto Ulrike Wirtz
Es geht beschaulich zu, auch weil es selbst das Umland, die Metropol-Region Gulfport-Biloxi, auf nur knapp 500.000 Einwohner bringt. Mitsamt weiterer Städtchen mit Badeort-Idylle: Bay St. Louis (9.000 Einwohner), Pass Christian (6. 000) oder Ocean Springs (18.500) und alle eng beieinander an der ohnehin kurzen Küste. Das Flair kommt sichtlich auch dadurch, dass die Ufer an vielen Meilen nicht bebaut sind. Das gilt gerade am Beach Boulevard in und um Biloxi, so der Name der Straße am Ufer entlang. Hier reihen sich keine Apartment-Blocks aneinander wie in anderen Staaten des Südens.
Villa mit Meeresblick und Golf Cart als Straßenvehikel – auch das ist Southern Lifestyle Foto Ulrike Wirtz
Auch stehen nicht reihenweise Lokale und Buden am Ufer, bevor man den Sandstrand und die Fluten sieht. Mit dem relaxten Vibe geht es in der Historischen Downtown von Biloxi weiter. Hier haben zwar Hurrikans wie andernorts auch manche der typischen Südstaaten-Gebäude des frühen 19. Jahrhunderts zerstört.
Manche blieben erhalten und sind schön restauriert wie das Clemens House von 1846, heute Biloxis ältestes Haus in der historischen Downtown, oder das Creole Cottage, ein Holzhaus von 1830. Beide sind Stopps der Historic Walking Tour. Die führt auch zu schmucken Bauten aus der Zeit nach 1900, etwa die Old Biloxi Library, erbaut 1924, oder das einstige Post- und Gerichtsgebäude von 1905. Beide sind Vertreter des einst angesagten Spanish Colonial Revival Style mit monumentalem Charakter. Dagegen ist der gerade mal 20 Meter hohe Leuchtturm von Biloxi bescheiden, steht aber wie gemalt in Alleinlage am Meer und bietet sich als Ausguck an.
Seit 1848 schützt der Leuchtturm von Biloxi die Seefahrt auf dem Golf von Mexiko Foto Ulrike Wirtz
Nur reicht es dann doch nicht bis zu den Staatsgrenzen im Osten und Westen – dafür sei es immer zu diesig, sagt später Kate im Biloxi Visitors Center: „Und warum überhaupt den Blick in die Ferne schweifen lassen?“ Stimmt – gerade auch nachdem die 57 Stufen der engen Wendeltreppe zur Turmspitze des Biloxi Lighthouse geschafft sind, nachdem außen der Rundlauf betreten und aus der Vogelperspektive die Lage quasi vor der Haustür gepeilt ist.
So sind Richtung Meer Silhouetten der bisher nicht überspülten fünf Barrier Islands zu sehen, die als Teil der Gulf Islands National Seashore geschützt und Mississippis Küste vorgelagert sind. Darunter Ship Island, das von Biloxi per Boots-Shuttle nach Fahrplan für Tagesausflüge gut erreichbar ist. Ship Island hat minimalste Infrastruktur, eine Ranger Station und sonst unberührte Natur mit Sanddünen. Erlaubt sind baden und hiken, schnorcheln und Vögel beobachten; und noch übers Fort Massachusetts kraxeln, seit 1812 eine Festung zur Verteidigung, nun Denkmal und offen zur Besichtigung.
Blick zurück aufs Festland. Unten am Leuchtturm vorbei verläuft der breite Strand mit weiß glitzerndem Sand und verheißt relaxte Stunden am Wasser unter der heißen Sonne des Südens. Der Strand sieht aus wie von der Natur geschaffen, wurde aber auf 25 Meilen Länge, also fast 50 Kilometer, künstlich angelegt. Das geschah in den 1950er Jahren, um Touristen an Mississippis Küste zu locken. Schon das war ambitioniert und ist gelungen, da Gäste aus nah und fern kommen und nun mehr als Meer und Sandstrand vorfinden.
Zum Beispiel auch ein Dutzend Golfplätze im Umkreis, designt teils von weltweiten Koryphäen im Metier wie Tom Fazio (Fallen Oak Golf Club) oder Jack Nicklaus (Grand Bear Golf Course). Und das Glücksspiel. Das erlaubt der Staat Mississippi seit den 1990ern – in Biloxi heute in zwölf Casinos, etwa das Treasure Bay Casino & Hotel und das Golden Nugget. Alle sind bestückt mit Slot-Maschinen, Roulette- und Black-Jack-Tischen und geöffnet 24/7. Trotzdem lässt nicht Las Vegas grüßen, Metropole des Glücksspiels im Wüsten-Staat Nevada.
Denn das Spiel läuft in Mississippi in viel kleineren Dimensionen ab, sichtlich auch baulich. Casinos und ihre Hotels sind nämlich nur einige der wenigen schmalen High-Riser auf der Uferseite des Beach Boulvard und wachsen weder im Stil noch bei der Bettenzahl in den Himmel wie in Las Vegas.
Biloxis Casinos sind viel kleiner als ihre Partner in Las Vegas, etwa das Harrah’s Foto Ulrike Wirtz
Wer nicht gambeln will, lässt die Spielhallen sowieso am Weg, dem Beach Boulevard, liegen und kommt automatisch zu den ambitionierten Museen von Biloxi. Der Beach Boulevard ist übrigens zugleich der berühmte Highway 90, der die Staaten Louisiana, Mississippi und Alabama an der Küste vorbei verbindet, und eher gemütlich zu fahren ist.
Biloxis Museen liegen auf der dem Meer abgewandten Seite des Beach Boulevard, versteckt hinter grünen Hecken und umrahmt von den typischen alten Baumriesen der Südstaaten, den Live Oaks. Angefangen beim Biloxi Visitors Center mit dem Museum zur Region. Multi-Media-Exponate, Filme, alte Dokumente und Fotos erzählen, dass Biloxi 1717 als eine der ersten Städte weißer Siedler von den Franzosen gegründet wurde und benannt ist nach den bis dato hier beheimateten Biloxi-Indianern; dass der Leuchtturm seit 1848 über das maritime Geschehen im Golf und seinen Buchten wacht; dass in den Gewässern Fischer traditionell leckeres Sea Food, auch Austern und Shrimps, fangen bzw. ernten. Zu dem Thema hält das Maritime & Seafood Industry Museum vier Kilometer weiter viel mehr spannende Exponate vor.
Große präsidiale Gedenkstätte
Für den einzigen Präsidenten der einstigen Konföderierten US-Staaten wurde in Biloxi die Jefferson Davis Presidential Library and Museum errichtet. Sie widmet sich dem Bürgerkrieg, dem Civil War, von 1861 bis 1865 und fokussiert sich auf die Seite der Konföderierten Staaten des Südens, die den Sklavenhandel damals noch ausbauen wollten. Die Nordstaaten, die Unionisten, dagegen wollten die Sklaverei ganz abschaffen, haben den Civil War bekanntlich gewonnen und die Sklaven befreit. Doch für African Americans galten im Süden lange noch immer keine gleichen Civil Rights.
Der Kampf darum erreichte hundert Jahre später seinen Höhepunkt, auch in Biloxi. Hier verbot man ihnen die Nutzung der Strände. Dagegen demonstrierten Schwarze und Weiße gemeinsam bei den „Civil Rights Wade-Ins“ von 1959 bis 1963 am Strand direkt an Biloxis Leuchtturm. Daran erinnert hier ein offizieller Historischer Marker, sprich eine Info-Tafel, und wirkt eher weniger ambitioniert.
Erinnert an Biloxi bis in die 1960er Jahre, als Meer und Strand für die Nachfahren einstiger Sklaven verboten waren und sie um die gleichen Bürgerrechte kämpften Foto Ulrike Wirtz
So scheint es jedenfalls im Angesicht der Presidential Library für Jefferson Davis. Denn deren pompöser Komplex erscheint für die Kleinstadt mit Strandleben irgendwie überdimensioniert. Drinnen erinnern nicht nur, aber auch teils heroenhafte Darstellungen auf Ölgemälden an Davis und seine konföderierte Truppe. Der Bibliotheks-Shop verkauft Literatur, außerdem Bleistifte, Becher und Flaggen mit Motiv ähnlich dem einstiger konföderierter Banner. Nicht zu verwechseln mit der neuen offiziellen Bundesstaatsflagge von Mississippi mit Magnolien-Abbildung, die sich der Staat Mississippi Anfang 2021 verordnete.
Dass die präsidiale Bibliothek in Biloxi steht: Jefferson Davis hat im Ort nach dem Bürgerkrieg und seiner Niederlage gelebt. Seine frühere Villa liegt auf dem Areal der Bibliothek, ist bei Touren zu besichtigen und hieß und heißt wegen ihres Meerblicks Beauvoir. Sie wirkt jedoch bescheiden gemessen am Bibliotheksgebäude und bescheiden auch gemessen an den Antebellum Mansions, von denen sich noch viele original alte im Binnenland befinden. Das gesamte Areal der Gedenkstätte gehört zur Organisation The Mississippi Division – Sons of Confederate Veterans, die als konservativ gilt, und wird auch von ihr gemanagt.
Opulente Bibliothek für Jefferson Davis, einziger Präsident der Konföderierten Südstaaten Foto Ulrike Wirtz
In ganz anderer Sache ambitioniert: das Ohr-O’ Keefe Museum of Art, das 1989 am Beach Boulevard entstand. Initiiert hat es die im Ort ansässige Politiker-Familie Jerry O’ Keefe und mit Sponsoring-Events finanziert. Heraus kam ein Campus aus fünf Gebäuden: von außen in glänzendem Metall verkleidet, jedes in anderer teils abstrakter Form und selbst schon Kunst.
Selbst ein Kunstwerk – das Ohr-O‘ Keefe Museum von Architektur-Ikone Frank Gehry Foto Ulrike Wirtz
Ihr Architekt ist der weltberühmte Frank Gehry, der zum Werk sagte, dass die Gebäude mit den Bäumen tanzten. Er meinte die alten Live Oaks rundum auf dem Museumsgelände. Das Äußere des Museums ist schon so faszinierend, nur nicht darüber die Kunst drinnen vergessen: die Keramikarbeiten von George E. Ohr (1857-1918) und wechselnde Ausstellungen anderer Künstler. Ohr war ein Bürger von Biloxi und Vertreter der abstrakten Moderne, schuf bunte, aber auch graue, schwarze, braune und nicht nur abstrakte Gebilde. Ohr galt als exzentrisch und bildete in seiner Töpferwerkstatt Laien aus. Das geschieht heute auch am Campus im Licht durchfluten Center für Töpfer-Klassen.
Und immer auch die typischen Baumikonen der Live Oaks
Ein anderes Kunstgenre wird im Walter Anderson Museum of Art, kurz WAMA, gefeiert. Auch Walter war ein Bürger der Region. Sein Museum liegt zwei Meilen den HW 90-Beach Boulevard östlich im verträumten Ocean Springs jenseits der Biloxi Bay Bridge, die Hurrikan Katrina 2005 genauso zerstörte wie vieles andere im Ort. Seither blühte Ocean Springs, so genannt nach Quellen und offiziell gegründet 1843, wieder auf – mitsamt reparierter Brücke. Seinen Quellen verdankt der Ort den Namen und früh schon Touristen. Zur Idylle gehören natürlich Live Oaks, die Skulpturen gleich wachsen und gedeihen, und kleine Straßen mit Häusern in Cottage-Größe mit üppigen Blumenrabatten. Ocean Springs pflegt seit langem seinen Ruf als Ort für Künstler und Kunst mit Galerien und natürlich mit dem WAMA.
Das Walter Anderson Museum feiert den Meister feiner Aquarelle, ein Sohn des idyllischen Ortes Foto Ulrike Wirtz
Architektonisch wirkt das Museum von außen wie eine Art modernes Cottage, hat innen hallenartige Räume mit hohen Decken und widmet sich der Kunst insbesondere von Walter Inglis Anderson (1903-1965). Daneben wird Töpfer- und Malkunst von Walters Brüdern Peter (1901-1984) und James (1907-1998) ausgestellt. Doch Walter steht im Fokus mit seinen berühmten Aquarellzeichnungen, mit seinen als meisterlich geltenden Wandmalereien, deren Motive die indianische Kunst der Ureinwohner von Ocean Springs aufleben lassen. Der Maestro schuf Kunst auch aus Linoleum, aus Stein und Holz. Pflanzen und Vögel in fast abstrakter Form liebte er als Motive und malte sie in den für ihn typischen Pastell-Tönen.
Fauna und Flora der Golf-Küste von Mississippi bescherten Walter Anderson viele Motive Foto Ulrike Wirtz
Guide Anthony betont bei seiner Führung, wie krank Walter in seiner Karriere wurde, welch‘ wirtschaftliche Misserfolge ihn plagten und wie er seine besten Jahre auch als Künstler in Ocean Springs erlebte. „Seinen künstlerischen Garten Eden fand er vor dem Ort im Meer“, sagt Guide Anthony, „nämlich auf dem Barrier Island namens Horn Island mit Dünen, Pinienbäumen, Lagunen und mit Getier von Enten über Alligatoren bis zu Manatees. Walter Anderson besuchte das Eiland zwischen 1946 bis 1965 und brachte dort Gesehenes auf die Leinwand.“ Die zwölf Meilen hin nach Horn Island und wieder zurück habe Walter im Ruderboot zurückgelegt. „Sehr hier an der Decke, hier hängt sein letztes Boot. Und er liebte die be- und verzaubernden Sunsets auf Horn Island.“
Eine gute Idee, um den Tag ausklingen zu lassen. Zumal Horn Island auch heute Naturidylle ist. Aber hin- und zurück rudern – nee. Lieber in Biloxi am Strand im Sand sitzen und genießen, wie die Sonne im Meer versinkt.
Websites und weitere wichtige Info
Hinter Biloxis Küste liegt die Kessler Air Force Base. Landeinwärts kommen Bayous, so heißen die verträumten Wasserwege.
Solche romantischen Bayous gehören zum Hinterland der Südstaaten-Küste Foto Ulrike Wirtz
Mehr Info zu: Maritim-Museum: maritimemuseum.org; Presidential Library und Villa: visitbeauvoir.org; den zwei Kunstmuseen Ohr-O‘ Keefe: georgeohr.org sowie Walter Anderson: walterandersonmuseum.org
Extratipps: Frühstück vom Greenhouse Biloxi angesagtes Frühstücks-Paradies mit Eier-Gerichten, Säften oder Avocado-Toast – alles frisch, alles Bio, alles to go: biscuits.com. Lunchin Lucy’s Retired Surfers Bar Üppige Burger, kaltes Bier, angesagte Live-Musik und Killer-Cocktails wie Shark Attack. Dazu lässt sich gut mit den Füßen im Sand direkt am Golf-Ufer abhängen: lucysurf.com.
Lucy’s Retired Surfers Bar ist natürlich nicht nur was für Wassersportler Foto Ulrike Wirtz
Und hier gibt es zum Lunch zum Beispiel Tuna, frisch und fein Foto Ulrike Wirtz
Dinner im Bacchus on the Bayou Das Restaurant liegt im Hinterland von Ocean Springs an einem Bayou. Das Ambiente: modern-schick. Das Essen: Steaks und Seafood, auch Catch of the Day. Die Preise: nichts, was den Geldbeutel sprengt. Lecker: Kotelett mit Grünkohl! Empfehlenswert: Combo heimischer Austern von roh bis überbacken www.bacchusbayou.com
Das Restaurant Bacchus Bayou liegt landeinwärts an einem Bayou Foto Ulrike Wirtz
Ebenfalls frisch und fein – die Austern-Combo im Bacchus Bayou Foto Ulrike Wirtz
Übernachten Es gibt die ganze Bandbreite – von Casino-Hotels bis zum luxuriösen Boutique-Hotel Roost Ocean Springs im historischen Gemäuer inmitten alter Eichen: roostoceansprings.com. Schon speziell und sehr gefällig: das Beatnik Hotel in Ocean Springs, bestehend aus vier Zimmern in vier individuell-modernen Cabins mit viel Komfort, auch Regendusche drinnen und draußen: thehotelbeatnik.com
Das Beatnik nennt sich Hotel und Motel – aber egal, seine Zimmer sind stylish-schön Foto Ulrike Wirtz
Wäre Käsemachen olympische Disziplin, mischten die Franzosen bei Gold, Silber und Bronze wohl mit. Denn Frankreich steht bekanntlich für den traditionell-meisterlichen Umgang mit diesen Produkten aus Milch. Umso besser passt das brandneue Musée Vivant du Fromage zu Paris, der Stadt an der Seine, und wirkt fast so, als schließe es eine lukullische Lücke in der an Gaumenfreuden reichen Metropole. Das Pariser Käsemuseum öffnete seine Tore am 14. Juni und das in einem schönen alten Gemäuer von 1639. Es liegt im historischen Viertel Notre Dame auf der L’Ile Saint Louis – die kleine Insel mitten in der Seine und mit schönen Brücken zum Rest von Paris verbunden – und ist nur 500 Meter zu Fuß entfernt von der ikonischen Kathedrale Notre Dame.
Neues Museum auf der alten Seine-Insel L’Ile Saint Louis nahe der berühmten Kathedrale Notre Dame Foto Musée Vivant du Fromages
Im Museum wird die traditionelle Käseherstellung demonstriert. Käsesorten aus den verschiedenen Regionen Frankreichs werden erklärt, ob Normandie, Ardèche oder Savoyer Alpen. Die regionalen Besonderheiten des Käsemachens in den jeweiligen Regionen stehen im Fokus, während die Besucher zugleich einiges über Land und Leute erfahren, ohne dorthin reisen zu müssen. Zum Beispiel der traditionelle Compté 24, 24 Monate gereift bei Marcel Petite im Keller eines alten Forts. Oder der für die Pyrenäen bekannte Bergkäse Tomme. Oder der berühmte feine Ziegenkäse Le Galet d‘ Albà tres aus der Normandie. Diese und andere Käsesorten der Regionen können verkostet und später auch im Museums-Shop erworben werden. Und in Work-Shops kann das Käsemachen erlernt werden. Und immer liegt die Betonung auf der traditionellen Kunst des Handwerks, die es zu bewahren und im besten Fall weiterzugeben gilt.
Käse aus Frankreichs Regionen ist weltberühmt; im Museum zeigen Profis, wie Käse nach alter Tradition entsteht Foto Musée Vivant du Fromages
Das Museum entstand in Privatinitiative und wird gemanagt durch die Gesellschaft Paroles de Fromagers Ltd. Zurück gehen Idee und Realisierung auf Pierre Brisson, der das ganze Projekt auch leitet. Angefangen hatte alles 2013: Damals startete Brisson in Paris ein Business mit seinem Wissen übers Traditionsprodukt, schulte Profis mit Käse- und Wein-Verkostungen in Warenkunde, hielt mit seinem Team Kurse ab, wie Fromage gemacht wird, und zog Profis im Metier heran. Dann erweiterte Brisson das Angebot mit Tastings und Kursen für jedermann, auch für Touristen.
Hinzu gesellte sich erst ein Laden für Käse, dann ein zweiter mit einer delikaten Auswahl an den feinen Milchprodukten. Brisson: „Ich hatte realisiert, dass in Paris schon viel organisiert wird, um regionale Weine zu promoten, aber nichts dergleichen bei Käse.“ Und woher seine Affinität zum Käse kommt: Er befasst sich seit Kindertagen damit, weil sein Vater in Molkereien zu tun hatte und Klein Pierre ihn oft begleitete. Inzwischen kommt seine Begeisterung Käsefreunden aus aller Welt in Paris zugute – nicht nur zu Zeiten von Olympia.
Hmmmm – einfach lecker – Käse made in France Foto Musée Vivant du Fromage
Und nicht nur Käse-Narren gönnen sich spezielle Angebote wie etwa die Gourmet Food Tour inklusive Museumsbesuch. Sie startet im Museum, führt über die Insel vorbei an schönen Häusern und macht am Weg Pausen in ausgesuchten Läden mit lokalen Spezialitäten und endet wieder im Museum – im Kellergewölbe aus dem 17. Jahrhundert, in dem etliche Käse reifen. Hier werden fünf verschiedene Sorten gereiften Käses probiert, dazu zweierlei Weine kredenzt. Das Ganze kostet für Erwachsene 105 Euro, für Kinder 70 Euro.
Websites und weitere wichtige Info
Die genaue Adresse des Museumslautet 39 Rue Saint-Louis en L’Ile, 75004 Paris. Hin geht es per Metro Linie (Ligne) 1 (Saint Paul) und Ligne 7 (Pont Marie) sowie per Bus. Der Eintritt ins Museum inklusive Tasting kostet für Erwachsene 20 Euro, für Kinder (5-14 Jahre) 13 Euro. Workshops kosten extra, die Gourmet Food Tour siehe oben. Weitere Details auf der Website musee-frommage-paris.com
Wer das erste Mal in die Stadt der Liebe nach Paris reist, den trifft die Qual der Wahl unter all den Highlights. Hier die Klassiker Tour Eiffel, Arc de Triomphe, Champs Elysées oder Notre Dame. Dort der Louvre mit der Gemälde-Ikone Mona Lisa oder das Centre Pompidou als Kunsttempel der Moderne oder die musealen Newcomer Musée Pinault oder Fondation Louis Vuitton, das sich als Luxus-Museum charakterisiert.
Im Herbst 2025 heißt es wie auch schon im Hersbt 2024 für die drei luxuriösen Segelschiffe aus der Star-Clipper-Familie ab ins Mittelmeer – bevor sich das Trio insgesamt für die Wintersaison aufmacht in Richtung Karibik: die Royal Clipper, die Star Clipper sowie die Star Flyer. Doch jeweils im Herbst fahren die Royal Clipper und die Star Flyer zunächst durch das westliche Mittelmeer.
Manch Kurzentschlossener mag überlegen, noch zu den Olympischen Spielen nach Paris zu fahren. Die beginnen am 27. Juli und dauern bis 11. August. Die Atmosphäre in der Stadt an der Seine wird eine ganz besondere sein zum weltweiten Sportfest.
Gut Ding will oft Weile haben – und bedeutet an neuen Strecken für die Mein Schiff-Flotte: Ab Winter 2025/2026 schickt der Reisekonzern TUI seine zwei Ozeandampfer Mein Schiff 4 und Mein Schiff 5 durch den Orient – jeweils mit verschiedenem Start- und Zielhafen und auf verschiedenen Routen. So steuert Mein Schiff 4 die Hafenstädte Muscat (auch Maskat geschrieben) und Khasab – beide im Oman – sowie Abu Dhabi und Dubai an, wo die Schiffsreise beginnt und endet.